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Shari Redstone übernimmt die Hauptrolle

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 15.8.2019 Shari Redstone gehört schon seit Jahren zu den mächtigsten Frauen in der US-Medienlandschaft. In dieser Woche ist die 65-Jährige nunmehr ganz aus den langen Schatten ihres Vaters Sumner, dem...

Shari Redstone übernimmt die Hauptrolle

Von Stefan Paravicini, New YorkShari Redstone gehört schon seit Jahren zu den mächtigsten Frauen in der US-Medienlandschaft. In dieser Woche ist die 65-Jährige nunmehr ganz aus den langen Schatten ihres Vaters Sumner, dem mittlerweile 96-jährigen Medienmogul, sowie einer Reihe von überlebensgroßen Konzernlenkern der Branche wie dem ehemaligen CBS-Chef Les Moonves oder Philippe Dauman von Viacom getreten. Denn nach der am Dienstag verkündeten Wiedervereinigung der seit Jahren von der Familie Redstone und ihrer Familienholding National Amusement Inc. (NAI) kontrollierten TV-Konzerne hat Shari bei ViacomCBS nicht nur die Stimmenmehrheit im Aktionariat, sondern mit dem Vorsitz im Board auch die Hauptrolle im Konzern.”Man muss Shari Respekt zollen. Sie hatte einen Standpunkt, eine strategische Vision und hat beides sehr umsichtig umgesetzt”, kommentiert Jessica Reif Ehrlich von Bank of America Merrill Lynch den Zusammenschluss, auf den Redstone mindestens seit drei Jahren hinarbeitete. “Es gab unglaubliche Hürden und sie hat alle übersprungen.”Eine der größeren Hürden hatte Vater Sumner bereits 2007 errichtet, als ein Streit über die Nachfolge an der Spitze von National Amusement öffentlich wurde und das Familienoberhaupt der Tochter über die Medien ausrichten ließ, dass ihr Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens nicht der Rede wert sei. Er bot an, Shari aus dem Familienunternehmen herauszukaufen. Sie hielt an ihren Anteilen fest und war bereit, Verantwortung zu übernehmen, als die Zeitschrift “Vanity Fair” im Frühjahr 2015 ein wenig schmeichelhaftes Bild über die Gesundheit und den Geisteszustand des Vaters zeichnete.Die beiden größten Beteiligungen von NAI, CBS und Viacom, wurden damals von Philippe Dauman, einem langjährigen Vertrauten ihres Vaters, sowie von Les Moonves geleitet, dem man in der Branche damals durchaus zutraute, auch über Wasser gehen zu können. Sumner hielt zu diesem Zeitpunkt in beiden Konzernen an seiner Rolle als Chairman fest, während seine ehemalige Freundin Manuela Herzer gegen den Medienmogul vor Gericht zog und unter anderem von seiner Obsession für Steaks und Sex berichtete.Im Februar 2016 trat Sumner als Chairman der beiden von NAI kontrollierten Unternehmen ab, doch statt Shari übernahmen zunächst die beiden Konzernchefs Moonves und Dauman die Rolle und füllten die Aufgaben als CEO zusammen mit der Position des Chairman jeweils in Personalunion aus. Dauman war der erste, der sein Blatt überreizte. Im August 2016 trat er zurück, nachdem er mit Plänen für einen Verkauf von Anteilen an den Paramount Filmstudios bei der Familie Redstone auf Widerstand gestoßen war. Denn Shari hatte andere Pläne und schlug bereits im September 2016 vor, CBS und Viacom wieder zusammenzuführen.Die Kontrolle an der ehemaligen CBS-Tochter Viacom hält die Familie seit 1987, als Sumner die Mehrheit erwarb. Paramount, die heute zu Viacom gehört, fügte er 1993 nach einem sechs Monate andauernden Bieterkampf dem Portfolio hinzu. CBS ging 1999 in der bis dahin größten Übernahme in dem Sektor für rund 48 Mrd. Dollar in die Hände der Familie über und wurde 2006 wieder abgespalten. ViacomCBS als ÜbernahmezielIhren ersten Vorstoß für eine Wiedervereinigung zog Shari im Dezember 2016 zurück, nachdem CBS-Chef Moonves die Kontrolle über die Stimmrechte der Familie zur Bedingung gemacht hatte. Im Mai vergangenen Jahres zog Moonves mit CBS gegen NAI vor Gericht, um einen Zusammenschluss zu verhindern. Im September trat er nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurück.Jetzt hat Shari Redstone das Medienimperium nach den eigenen Vorstellungen umgeformt. Nach Einschätzung von Beobachtern ist das aber nur ein Zwischenschritt. Schon bald könnte ViacomCBS für einen ganz Großen der Branche als Übernahmeziel interessant werden.