cru – Der vom Insolvenzverwalter zum Verkauf gestellte Fotovoltaikkonzern Solarworld braucht einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Der bisherige Chef des Kontrollgremiums, Dr. Georg Gansen, hat der Gesellschaft am Donnerstagnachmittag kurzfristig mitgeteilt, dass er sein Amt “wegen anderweitiger beruflicher Aufgaben” mit Wirkung zum 30. Juni niederlegt. Der Syndikusanwalt leitet die Abteilung der Deutschen Post für juristische Fragen rund um geistiges Eigentum und Wettbewerbsthemen. Er war in dieser Funktion unter anderem am Verkauf des Fernbusgeschäfts beteiligt.Gansen gehörte schon seit der Gründung von Solarworld vor 19 Jahren zu dem heute sechsköpfigen Gremium. Eine Amtszeitbegrenzung sieht das Aktiengesetz nicht vor. Gansen rückte im Mai 2014 an die Spitze des Aufsichtsrats. Er war eigentlich bis Mai 2018 bestellt und geht jetzt vorzeitig. Trio der AnwälteIm Juni 2015 hatte Gansen noch darauf verwiesen, dass der Aufsichtsrat sich regelmäßig über den Stand der Dinge in dem Rechtsstreit mit dem US-Siliziumlieferanten Hemlock informiere. Die drohende Überschuldung des Konzerns, die kürzlich eingetreten ist, scheint darüber aus dem Blick geraten zu sein. Mit Claus Recktenwald, Partner bei Schmitz Knoth, Deutsche-Post-Syndikus Gansen und Alexander von Bossel (CMS Hasche Sigle) kontrollierten bis zur ersten Solarworld-Existenzkrise im Jahr 2012 drei Anwälte das Unternehmen – und das seit 14 Jahren in bis dahin unveränderter Besetzung. Der einzige, der weiterhin im Gremium blieb, war Gansen. Corporate-Governance-Experte Christian Strenger bemängelte damals fehlendes Fachwissen und forderte bereits auf der Hauptversammlung 2011 “gestandene Experten im Energie- und Rechnungswesenbereich, die auf fachlicher Augenhöhe mit dem Vorstand und Großaktionär diskutieren können”.