US-Notenbank

Kuglers Rücktritt verschärft Fed-Krise

Nach dem Rücktritt von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler wächst der Einfluss des US-Präsidenten auf die Fed. Mit der Nachfolge Kuglers könnte Trump den künftigen Notenbankchef in Stellung bringen.

Kuglers Rücktritt verschärft Fed-Krise

Kuglers Rücktritt verschärft Fed-Krise

mpi Frankfurt

Der Einfluss von US-Präsident Donald Trump auf die Fed wächst. Notenbank-Gouverneurin Adriana Kugler legt ihr Amt nieder und kehrt als Professorin an die Georgetown-Universität in Washington zurück. Damit erhält Trump früher als erwartet die Möglichkeit, einen weiteren Notenbanker zu nominieren, der über die US-Geldpolitik mitentscheidet.

Die vom damaligen US-Präsidenten Joe Biden im September 2023 eingesetzte Kugler hatte bereits bei der Zinssitzung vergangene Woche überraschend nicht teilgenommen. Erstmals seit 1993 hatten dort zwei Gouverneure gegen die Mehrheitsentscheidung des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed gestimmt. Christopher Waller und Michelle Bowman waren – wie Trump es lautstark fordert – für eine Zinssenkung der US-Notenbank gewesen. 

Dissens bei den Notenbankern

Die beiden begründen ihre Haltung damit, dass sie die Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt als größer einstufen als die Aufwärtsrisiken für die Inflation durch die Zölle. Kritiker werfen den Notenbankern dagegen vor, mit ihrer Abstimmung die Chancen auf eine Nominierung durch Trump für die Fed-Spitze erhöhen zu wollen. Zumindest Waller gilt als ein aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. 

Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag lieferte Waller und Bowman inhaltliche Argumente für ihre Haltung. Die Statistiker revidierten die Zahl der geschaffenen Stellen im Mai und Juni stark nach unten. Die Zahlen waren dermaßen schlecht, dass Trump die Leiterin der Arbeitsstatistikbehörde, Erika McEntarfer, feuerte. Trump wirft der Behörde Manipulation der Zahlen vor, ein Vorwurf, der selbst in den Reihen der Republikaner für Entrüstung sorgte.

Die schwachen Arbeitsmarktdaten werden die Kluft zwischen den beiden Lagern bei der Fed vergrößern. Zudem dürfte die Gruppe der Notenbanker, die für eine baldige Zinssenkung plädieren, durch den Rücktritt Kuglers personelle Verstärkung erhalten. Denn Trump wird den Nachfolger von Kugler für die verbliebene Amtszeit benennen. Hier wird er aller Wahrscheinlichkeit nach jemanden nehmen, der wie er selbst Anhänger einer lockeren Geldpolitik ist.

Zwei Kevins in der Favoritenrolle

Es gibt zudem Spekulationen darüber, dass der US-Präsident mit der Personalie den künftigen Fed-Chef in Stellung bringen könnte. Denn die Amtszeit von Kugler und damit auch die des Nachfolgers endet am 31. Januar 2026, also noch vor dem planmäßigen Wechsel an der Fed-Spitze. Als mögliche Nachfolger von zunächst Kugler und später Powell gelten der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hasset, und der einstige Fed-Direktor Kevin Warsh.

Kugler äußerte sich bislang nicht zu den Gründen für ihren Rücktritt. Die Ökonomin war aktives Mitglied in mehreren Gremien der Fed, darunter dem Ausschuss für Finanzstabilität und dem Unterausschuss für kleinere, regionale und kommunale Banken.