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Spitzenmanager Guerra wechselt zu LVMH

Von Gerhard Bläske, Mailand Börsen-Zeitung, 4.2.2020 Es hat nicht lang gedauert, bis Andrea Guerra einen neuen Job gefunden hat. Erst vor wenigen Tagen wurde sein Abschied bei der Feinkost-Lebensmittelkette Eataly bekannt. Jetzt wechselt Guerra per...

Spitzenmanager Guerra wechselt zu LVMH

Von Gerhard Bläske, MailandEs hat nicht lang gedauert, bis Andrea Guerra einen neuen Job gefunden hat. Erst vor wenigen Tagen wurde sein Abschied bei der Feinkost-Lebensmittelkette Eataly bekannt. Jetzt wechselt Guerra per Mitte März zur französischen Luxusgütergruppe LVMH. Er wird dort für die Hotelsparte Hospitality Excellence verantwortlich sein. Dazu gehören etwa die Belmond- und Cheval-Blanc-Hotels.Dass es so schnell ging, ist kein Wunder, denn Andrea Guerra genießt in der Branche höchstes Ansehen. Der 54-jährige Mailänder, der gern mit einem Rucksack durch seine Heimatstadt radelt oder mit dem Scooter fährt, war immerhin zehn Jahre lang Chef des Brillenherstellers Luxottica (heute EssilorLuxottica) und davor zehn Jahre lang Geschäftsführer bei Merloni Elettrodomestici (heute Indesit), bevor er im Herbst 2016 zum Executive Chairman von Eataly ernannt wurde. Dort hielt er es weniger als vier Jahre an der Seite des explosiven Unternehmensgründers, Eigentümers und Präsidenten Oscar Farinetti aus. Eigentlich wollte und sollte er Eataly an die Börse führen. Doch dieser Plan wurde immer wieder verschoben, aber nicht aufgehoben, versicherte Farinetti kürzlich. Er denkt dabei an eine Notierung in New York. Unter Guerra gelang es, in Amerika Fuß zu fassen, doch die Ertragslage stellt Farinetti mit einer Ebitda-Marge von 5 % offenbar nicht zufrieden. Außerdem soll es auch Streit um die Governance gegeben haben. Farinetti gab kürzlich im “Corriere della Sera” bekannt, seinen Sohn Nicola an die Spitze von Eataly zu setzen. Mit Green Pea soll außerdem ein neues Geschäftsfeld aufgebaut werden, das Kleidung und Möbel anbietet. Guerra war damit offiziell auf dem Markt.Er wurde seither für verschiedene Posten gehandelt, etwa als künftige rechte Hand des greisen Modezaren Giorgio Armani, als künftiger Chef der italienischen Post und für vieles mehr. Schließlich galt er 2002 sogar als heißer Anwärter für den Fiat-Chefposten.Auch für politische Ämter war Guerra, der politisch links steht und ein enger Vertrauter von Ex-Premierminister Matteo Renzi, der ihn einst als strategischer Berater holen wollte, sowie Sozialistenchef Nicola Zingaretti ist, schon öfters im Gespräch. Leisten hätte er es sich können: Sein Privatvermögen wird auf rund 200 Mill. Euro geschätzt.Es muss sich zeigen, ob er mit LVMH die richtige Wahl getroffen hat. Denn Guerra legt großen Wert auf Autonomie. Einschränkungen seiner Handlungsfreiheit führten schon zum Abschied von Del Vecchios Luxottica und nun von Eataly.