Startup-Gründer erhält Schub für Rakete aus dem Ländle
Startup-Gründer erhält Schub für Rakete aus dem Ländle
Startup-Gründer erhält Schub für Rakete aus dem Ländle
Von Karolin Rothbart, Frankfurt
Deutschland braucht dringend einen Zugang zum All und das am besten so günstig wie möglich. Denn künftig wird das Land noch zahlreiche Satelliten in den Weltraum schießen müssen, um die hiesige Kommunikation und Verteidigungsfähigkeit zu sichern. Und gerade bei öffentlichen Auftraggebern sind die Budgets ja bekanntlich immer knapp.
Wie gut, dass es mit den Schwaben eine Bevölkerungsgruppe gibt, deren Hang zur Tüftelei und deren fast schon berühmt-berüchtigte Sparsamkeit hier womöglich Abhilfe schaffen kann. Ein Vertreter, der Luft- und Raumfahrttechniker Christian Schmierer, hat mit seinem Startup Hyimpulse schon mal Vorarbeit geleistet und eine Rakete entwickelt, die mit Paraffin als Treibstoff abheben kann.
Das aus Erdöl gewonnene Gemisch, das in Kerzen, Kosmetik oder auch Schuhcreme zu finden ist, sei ein kostengünstiger Ersatz für die üblichen Raketen-Brennstoffe wie Kerosin, sagt Schmierer. Zudem sei es auch sicherer, denn beim Transport von Paraffin-Raketen bestehe keine Explosionsgefahr. Das wiederum mache die Versicherung günstiger. Nicht zuletzt brauche man mit der Technologie auch weniger Personal.
Die innere schwäbische Hausfrau von Oliver Hanisch, dem CEO von Campus Founders, hat Schmierer damit überzeugt. Die Wagniskapitalfirma des Lidl-Eigners Dieter Schwarz ist als Hauptinvestor in einer 15 Mill. Euro schweren Finanzierungsrunde bei Hyimpulse eingestiegen, wie das Startup am Donnerstag mitteilte. Beteiligt haben sich unter anderem auch die Münchener VC-Firma Helantic, der Global Resilience Innovation Fund, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Baden-Württemberg sowie die Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft (SBG) Heilbronn-Franken. 30 Mill. Euro hat sich Hyimpulse zudem an Fördermitteln gesichert. Insgesamt sind seit der Gründung bislang rund 74 Mill. Euro an Kapital zusammengekommen.
An Weltrekord beteiligt
Schmierer ist ein echter Experte auf dem Gebiet des paraffinbasierten Raketenantriebs. Der 1988 in Heilbronn geborene Manager hat seine Leidenschaft für die Raumfahrt schon in der Jugend entdeckt, wuchs er doch ganz in der Nähe des Raketenforschungsstandorts Lampoldshausen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf. Während seines Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart entwickelte er zusammen mit Kommilitonen Paraffin-Raketen, die 2016 sogar einen Weltrekord knackten: Gut 32 Kilometer erreichten die aus Studentenhand erbauten Raketen damals. Zu dem Zeitpunkt war Schmierer schon als Systemanalyse-Ingenieur beim DLR in Lampoldshausen beschäftigt. 2018 gründete er Hyimpulse, ein Jahr später holte er sich noch den Doktortitel.
Das Raketen-Startup aus Baden-Württemberg ist nicht das einzige Jungunternehmen, das vom gesteigerten Interesse Deutschlands an eigenen Raketen profitieren will. Zeitgleich zu Hyimpulse entstanden auch die beiden Konkurrenten Isar Aerospace aus Ottobrunn bei München und Rocket Factory Augsburg, die allerdings nicht auf Paraffin als Treibstoff setzen, sondern auf Propan, beziehungsweise Kerosin. Die Teams in München und Augsburg sind dabei schon deutlich größer als das von Hyimpulse: Während die Schwaben derzeit gut 65 Mitarbeitende beschäftigen, kommt Rocket Factory Augsburg bereits auf über 300 und Isar Aerospace sogar auf mehr als 400 Mitarbeitende.
SL1 soll 2027 starten
Mit den frisch eingesammelten Mitteln sucht Hyimpulse nun aber auch noch nach zusätzlichen Köpfen, um das Geschäft mit paraffinbasierten Raketen in Gang zu kriegen. Der Zeitplan dafür steht bereits: Ab 2027 soll die hauseigene und 33 Meter hohe Orbitalrakete mit dem Namen „SL1“ Nutzlasten ins All transportieren. Finanziell will sich Hyimpulse bis dahin unter anderem mit kommerziellen Flügen seines Raketenmodells „SR75“ über Wasser halten. Dabei handelt es sich um eine etwa halb so große Suborbitalrakete, die – wie der Name schon sagt – nicht in den Orbit gelangt, sondern in einer Höhe von bis zu 250 Kilometern Experimente ermöglichen soll.

Quelle: Hyimpulse