Stellantis bekommt vierten Finanzchef innerhalb von fünf Jahren
Stellantis bekommt vierten Finanzchef binnen fünf Jahren
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Das Personalkarussell bei Stellantis dreht sich weiter. Der erst seit einem Jahr amtierende Finanzchef Doug Ostermann ist aus persönlichen Gründen überraschend zurückgetreten. Als Nachfolger hat die Opel-Mutter Joao Laranjo mit sofortiger Wirkung berufen. Der bisherige Nordamerika-Finanzchef ist bereits der vierte CFO der Automobilgruppe nach Richard Palmer, Natalie Knight und Ostermann seit der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler Anfang 2021. Knight musste nach einer Gewinnwarnung nach noch nicht mal anderthalb Jahren im Oktober 2024 gehen.
Laranjo erwartet bei der in Europa und Nordamerika mit Problemen kämpfenden Automobilgruppe keine einfache Aufgabe, denn ihm muss nach dem Milliardenverlust im ersten Halbjahr zusammen mit dem neuen Konzernchef Antonio Filosa die Trendwende gelingen. Beide sind langjährige Weggefährten, die sich aus ihrer Zeit bei Fiat-Chrysler in Süd- und Nordamerika kennen. In seiner neuen Funktion wird Laranjo am 30. Oktober erstmals Ergebnisse des Gesamtkonzerns präsentieren. Er muss Filosa unterstützen, den Strategieplan zu überarbeiten. Das Ergebnis soll Anfang 2026 vorgestellt werden.
Prognosen bestätigt
Der gebürtige Brasilianer Laranjo war bei Fiat-Chrysler 2009 zunächst als Chief Accounting Officer für Lateinamerika zuständig, dann als Finanzchef. 2017 stieg er zum Finanzchef für Nordamerika auf. Eine Funktion, die er nach einem kurzen Wechsel zu Goodyear 2024 Anfang dieses Jahres wieder übernommen hat. Nach einem Finanz-Abschluss an der renommierten Wharton School in Philadelphia und einem MBA an der brasilianischen IBMEC Business School hatte Laranjo seine Karriere zunächst bei GE Healtcare in Südamerika begonnen.
„Da ich bereits 15 Jahre lang eng mit Joao zusammengearbeitet und seinen Aufstieg miterlebe habe, war ich immer beeindruckt von seinem sicheren Gespür für Finanzen, seiner ergebnisorientierten Einstellung und seinem Verständnis der komplexen Sachverhalte unserer Branche“, erklärte Filosa. Er bestätigte jetzt auch die Ende Juli aktualisierten Prognosen für das Gesamtjahr.
Allgemeine Verunsicherung
So erwartet Stellantis Belastungen von 1,5 Mrd. Euro durch die US-Zölle und eine geschäftliche Verbesserung für das zweite Halbjahr, mit einem höheren Nettoeinkommen, einer laufenden operativen Marge im unteren einstelligen Bereich und einem verbesserten industriellem Free Cash Flow. Im ersten Halbjahr war der Umsatz um 3% auf 74,3 Mrd. Euro gesunken, die bereinigte operative Gewinnmarge auf 0,7%. Unter dem Strich war ein Verlust von 2,3 Mrd. Euro angefallen.
Der überraschende Weggang Ostermanns trage zum allgemeinen Gefühl der Unsicherheit bei, urteilen die Analysten von Oddo BHF. Dies könnte die Sorgen über das Ausmaß der für die Sanierung des Unternehmens notwendigen Anstrengungen verstärken.
Abwärtsspirale geht weiter
Zumindest in Europa setzt sich die Abwärtsspirale von Stellantis bisher weiter fort. In den ersten acht Monaten sind die Neuwagenzulassungen der Gruppe dort bei Pkws nach Angaben des Autobauerverbandes ACEA um 7,4% zurückgegangen. Für einige Marken wie Opel (–9,3), Citroën (–10,5%), Fiat (–20%) und DS (20,8%) sogar deutlich mehr. Der Marktanteil von Stellantis ist unter 15% gesunken. Wegen der schlechten Verkäufe drosselt die Gruppe nun die Produktion in mehreren Werken, darunter Madrid und Pomigliano. In Eisenach soll die Produktion im Oktober zwei Tage ausgesetzt werden, in Saragossa fünf, in Tichy (Polen) acht und in Poissy bei Paris 19 Tage.