Line Hestvik steht für die Nachhaltigkeit der Allianz
Von der Sachversicherung zur grünen Sache
wbr Frankfurt
Von Wolf Brandes, Frankfurt
Für den Versicherungskonzern Allianz war Line Hestvik eine Premiere. Sie ist der erste Chief Sustainability Officer (CSO) und ist damit seit 2021 für die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens in allen Märkten verantwortlich. Hestvik, die mehr als 30 Jahre in der Versicherungsbranche arbeitet, will mit der Allianz auf dieser neu geschaffenen Position als Katalysator für eine nachhaltigere Zukunft fungieren, indem Produkte und Lösungen mit positiven Auswirkungen auf Klima und Gesellschaft angeboten werden. Sie spricht von einer „neuen Phase des Nachhaltigkeitsmanagements“.
Karriere mit Sachversicherungen
Die Norwegerin berichtet an den Vorsitzenden des Konzern-Nachhaltigkeitsausschusses Günther Thallinger, der im Vorstand der Allianz unter anderem für Sustainability verantwortlich zeichnet. Hestvik kam 2013 zur Allianz und leitete bis 2021 das globale Sachversicherungsgeschäft. Bevor sie nach München wechselte, war sie in der Versicherungsbranche in Skandinavien tätig, zuletzt als Leiterin des Privatkundensegments von If, einer schwedischen Sachversicherung. Die letzten sieben Jahre saß sie zudem bei der If-Mutter Sampo im Group Executive Committee. Ihre Karriere startete die 54-Jährige beim norwegischen Finanzkonzern Storebrand. Sie studierte von 1988 bis 1992 an der BI Norwegian Business School Betriebswirtschaft.
Für Hestvik ist die Klimakrise real. „Wir müssen Emissionen reduzieren und für einen gerechten Übergang sorgen“, sagt sie und weist darauf hin, dass die UN in ihrem neuesten Klimabericht ein „final warning“ ausgesprochen hat. Auch für die ESG-Chefin der Allianz gilt, dass die CO2-Budgets permanent sinken, „wir verbrauchen sie zu schnell“. Die grüne Versicherungsexpertin macht sich Gedanken darum, wo das Geld herkommen soll, um Klimatechnologien und Infrastrukturprojekte zu finanzieren, die die Emissionen reduzieren. „Die Regierungen allein können den immensen Bedarf nicht finanzieren.“ Banken, Private-Equity-Firmen und Risikokapitalgeber sowie Versicherer und Vermögensverwalter stünden bereit.
Die Allianz ist Gründungsmitglied der Net Zero Asset Owner Alliance der UN. Aus Sicht von Hestvik sind Selbstverpflichtungen weiterhin wichtig, um den Übergang zu finanzieren und die Portfolioziele zu erreichen. Sie glaubt, dass es vonseiten der Regulatorik noch weitere Jahre dauern werde, bis eine vollständige Transparenz gegeben sein wird. Wichtig sei es aber, detaillierte Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen auf der Grundlage einer strengen und gemeinsamen Methodik vorzuschreiben. „Bis dahin müssen die verfügbaren Informationen unter sorgfältiger Berücksichtigung ihrer Grenzen interpretiert werden.“
Kompromisse leben
„Ich denke, jeder von uns kann etwas beitragen. Ich selbst lebe, wie viele von uns, einen Kompromiss und versuche nachhaltig zu agieren, wo immer es geht“, sagt Hestvik, die ein E-Auto fährt, aber in Norwegen lebt und in München arbeitet und daher auf das Flugzeug angewiesen ist. Hestvik hat zwei Töchter, die mittlerweile erwachsen sind. Das zeigt ihr, wie schnell die ESG-Zeit vergeht. Als ihre Jüngere zur Welt kam, kam der erste Nachhaltigkeitsbericht der Allianz heraus, bemerkte sie einem Firmenvideo.