Babbel

Suche nach Spanischkurs führt bis an die Börse

Als die Gründer der Sprachen-Lernapp Babbel 2007 starteten, hatten sie eine Software für Musikbands und DJs im Sinn. Dann wollte einer von ihnen einen Online-Spanischkurs belegen und fand nur eine CD-Rom. 14 Jahre später geht es für die Berliner an die Börse.

Suche nach Spanischkurs führt bis an die Börse

Von Stefan Paravicini, Berlin

Als die vier Gründer der Berliner Sprachen-Lernapp Babbel – Markus Witte, Lorenz Heine, Thomas Holl und Toine Diepstraten – 2007 ein gemeinsames Projekt starteten, hatten sie zunächst eine Software für die Zusammenarbeit von Musikbands und Discjockeys im Sinn. Alle vier kamen damals aus dem Musikgeschäft, und Witte, heute Executive Chairman des Börsenaspiranten, hatte zuvor sechs Jahre lang für die Musik-Software-Firma Native Instruments aus Berlin gearbeitet.

Die ursprüngliche Idee entwickelte sich zu einer Lernsoftware für In­strumente. „Dann wollte Lorenz Spanisch lernen und fand online einfach nichts Vernünftiges“, erinnerte sich Witte Jahre später im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“. „Wir haben uns gefragt, wie das sein kann, dass es kein Sprachlernangebot im Netz gibt. In der Musik ist das anders, da gibt es eine Menge leidenschaftlich gute Produkte.“ Wenig später marschierten die vier zum Amtsgericht, um ihr Unternehmen im Handelsregister eintragen zu lassen. Dort blitzten sie mit dem an babbeln, Babel und Babylon angelehnten Firmennamen erst einmal ab, weil die Behörde eine Verwechslungsgefahr mit dem ehemaligen Fußballprofi Markus Babbel gegeben sah. Die Marke Babbel wird deshalb von der Lesson Nine GmbH betrieben.

Witte, in jungen Jahren ein ambitionierter Schlagzeuger, trommelte als CEO Didaktiker, Lehrer, Psychologen, Muttersprachler sowie Produktdesigner, Software-Entwickler, Autoren und Sprecher zusammen, um die Online-Sprachkurse von Babbel umzusetzen. Es folgte im Sommer 2008 eine Seed-Runde unter Beteiligung der Investitionsbank Berlin und Kizoo Technology Capital aus Karlsruhe. In zwei weiteren Runden investierten 2013 und 2015 unter anderem auch Relx (früher Reed Elsevier), Scottish Equity Partners und NGP Capital gut 30 Mill. Dollar.

Witte tauschte 2014 für zwei Monate den Chefposten gegen eine Lodge in Uganda und ließ in dieser Zeit Mitgründer Thomas Holl als CEO walten, der später den Aufbau des US-Geschäfts übernahm, dann als Strategiechef nach Berlin zurückkehrte und im Vorstand mittlerweile wieder für das Ressort Technologie zuständig ist. Loslassen war für Witte dann auch Ende 2019 kein Problem, als er die operative Verantwortung an Arne Schepker übertrug, der Ende 2015 vom Berliner Online-Modehändler Zalando als Chief Marketing Officer zu Babbel stieß und sich seit Anfang 2019 als Co-CEO die Führungsrolle mit Witte teilte.

Schepker startete seine Karriere bei Procter & Gamble, wo er acht Jahre lang in verschiedenen Ländern und Positionen in Marketing und Vertrieb tätig war. Bei Zalando baute er als VP das Brand-Marketing auf und schaffte damit auch Grundlagen für den erfolgreichen Börsengang. Er studierte Business Administration an der WHU, der HEC Montréal und dem Indian Institute of Management in Bangalore.

CFO kommt von Wooga

Knapp 14 Jahre nach der Gründung peilt Babbel mit einem Börsengang einen Bruttoerlös von rund 180 Mill. Euro an und könnte eine Bewertung in der Größenordnung von 1 Mrd. Euro erzielen. Über Pläne für ein IPO der Sprachen-Lernapp wurde in Finanzkreisen spätestens seit dem Frühjahr gebabbelt, als Babbel Hermione McKee, die frühere Finanzchefin des Berliner Onlinespiele-Entwicklers Wooga, an Bord holte. Auch Wooga galt bereits als Kandidat für ein IPO, bevor der israelische Konkurrent Playtika 2018 die Kontrolle übernahm. Im Januar ist Playtika in New York an die Börse gestartet.