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Tech-Pionier Thiel verlässt Silicon Valley

Von Carina Iris Kautz, Frankfurt Börsen-Zeitung, 16.2.2018 Zu wenig Toleranz gegenüber Konservativen: Peter Thiel, politisch streitbarer Internetinvestor und laut dem "Wall Street Journal" der "prominenteste Konservative des Silicon Valley", soll...

Tech-Pionier Thiel verlässt Silicon Valley

Von Carina Iris Kautz, FrankfurtZu wenig Toleranz gegenüber Konservativen: Peter Thiel, politisch streitbarer Internetinvestor und laut dem “Wall Street Journal” der “prominenteste Konservative des Silicon Valley”, soll seinen Rückzug aus dem berühmten Tech-Mekka planen. Das verkündete am Donnerstag das “Wall Street Journal”, das sich auf Insider beruft. Auch der Posten im Aufsichtsrat von Facebook soll wohl aufgegeben werden. Grund für den Abschied aus der Tech-Szene: Der 50-jährige Milliardär, der sein Glück unter anderem als einer der ersten Facebook-Investoren machte, sei zunehmend enttäuscht von der technologischen Revolution, die unter dem politisch-linken Druck im Silicon Valley leide. Dort hat der 50-jährige Paypal-Mitgründer in den vergangenen Jahren immer wieder polarisiert: Als einer der wenigen lautstarken Konservativen hat er den Wahlkampf des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt sowie danach als Berater in dessen Übergangsteam fungiert. Ein “katastrophal schlechtes Urteilsvermögen” stellte ihm daraufhin Netflix-CEO Reed Hastings aus, ebenfalls Mitglied im Facebook-Aufsichtsrat, und zog Thiels Eignung für den Board in Frage. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg beendete den Streit schließlich im März 2017 mit der Bemerkung, ideologische Diversität sei am Arbeitsplatz wie im Aufsichtsrat notwendig. Aber die Auseinandersetzung hinterließ Spuren. Seit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten sei die Tech-Szene zunehmend intolerant gegenüber konservativen Politikmeinungen geworden, monierte Thiel noch im vergangenen Monat bei einer politisch-technologischen Debatte der Universität Stanford. Das Silicon Valley sei ein “Ein-Parteien-Staat”. Mit Facebook zum MilliardärNach einem Philosophie- und Jurastudium an der Universität Stanford in den 1980ern arbeitete Thiel erst für verschiedene Kanzleien und nahm dann einen Job als Derivatehändler für die Credit Suisse an. Einen Namen gemacht hat sich der gebürtige Frankfurter schließlich als Mitgründer des Zahlungsdienstleisters PayPal, den er 1998 gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Max Levchin und dem heutigen Tesla-Chef Elon Musk ins Leben rief. Thiel leitete das Unternehmen als CEO und verkaufte es vier Jahre später an Ebay. 2005 dann stieg er als einer der ersten Investoren in das soziale Netzwerk Facebook ein: 500 000 Dollar steckte er Gründer Mark Zuckerberg zu, damals ein Anteil von rund 10 %, angeblich mit den Worten: “Versau es nicht.” Einen Großteil seiner Aktien verkaufte er bereits wenige Monate nach dem Börsengang 2012 für rund 400 Mill. Dollar und damit mit einer Gewinnsteigerung von 80 000 % in acht Jahren. Insgesamt verdankt Thiel seinem Facebook-Investment laut “Wall Street Journal” mehr als 1 Mrd. Dollar. Thiel hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Tech-Firmen mit aufgebaut. So war er etwa 2004 Mitgründer von Palantir Technologies, einer Firma, die Datenanalyse-Software entwickelt, und half ein Jahr später Founders Fund, einer Risikobeteiligungsgesellschaft, auf den Weg. Darüber hinaus sorgte der 50-Jährige auch mal mit seinem Engagement für den Bau von Städten auf Ozeanen, sogenannten “floating cities”, für Aufsehen. Überrascht hat der überzeugte Republikaner seine Parteimitglieder 2016 bei eine Rede auf der Republican National Convention mit der Aussage, “schwul und stolz darauf” zu sein. Dem war ein jahrelanger geheimer juristischer Feldzug gegen den Online-Medienkonzern Gawker Media vorausgegangen, der ihn im Jahr 2007 gegen seinen Willen geoutet hatte. Das Unternehmen musste in der Folge dichtmachen. Nun will der einstige Tech-Pionier also seine Firmen von San Francisco nach Los Angeles verlegen, seine Tech-Investments insgesamt zurückfahren und mit dem Silicon Valley den Ort verlassen, der auch durch ihn zu dem geworden ist, das er heute ist. Denn bei aller politischen Streitbarkeit stand Thiels technologischer Innovationsgeist nie zur Debatte.