Torsten Bell steht für Steuererhöhungen
Torsten Bell steht für Steuererhöhungen
hip London
Der Labour-Linke Torsten Bell (42) spielt in der britischen Regierung eine größere Rolle als viele glauben. Schatzkanzlerin Rachel Reeves machte den ehemaligen Berater von Edward „Red Ed“ Miliband im Januar zum Staatssekretär in ihrem Ministerium. Zunächst war er für das Thema Altersvorsorge zuständig, doch nun fällt auch die Wirtschaftspolitik in seinen Beritt. Wie der „New Statesman“ berichtet, soll er Reeves bei den Vorbereitungen für den im Oktober anstehenden Haushalt helfen.
Quellen im Schatzamt hätten die Frage, ob er damit faktisch Stellvertreter der Schatzkanzlerin geworden sei, mit dem Hinweis beantwortet, dass ihr Spencer Livermore näher stehe, berichtet das Labour nahestehende Magazin. Livermore war einst Gordon Browns Strategiechef in 10 Downing Street und fungiert derzeit als Financial Secretary to the Treasury. Bell genieße jedoch „eine Menge Respekt“, sowohl im Ministerium als auch im Rest von Westminster.
„Schärfster Denker“ der Partei
Reeves schätze ihn als einen der „schärfsten Denker“ der Partei, zitiert der „New Statesman“ einen Verbündeten von Reeves. Bell kenne den Haushalt von zwei Seiten: als jemand, der bei seiner Entstehung dabei war, aber auch als jemand, der ihn für das morgendliche Nachrichtenprogramm BBC Today auseinandernahm. Das Magazin rechnete ihn einmal zu den zehn mächtigsten Persönlichkeiten der britischen Linken.
Seine politische Karriere begann mit Mitte 20 als Kofferträger des Labour-Schatzkanzlers Alistair Darling während der Finanzkrise. Später beriet Bell den ehemaligen Parteichef Ed Miliband, der derzeit als Energieminister fungiert. Zu seinen größten Fehlleistungen gehört der „Ed Stone“, eine zwei Tonnen schwere Kalksteintafel mit den zentralen Wahlkampfversprechen seines glücklosen Chefs. Ab 2015 führte er die linke Denkfabrik Resolution Foundation.
Wendiger Denker
Im vergangenen Jahr wurde ihm wenige Wochen vor der Unterhauswahl im Juli ein als sicher geltendes Labour-Mandat in Wales zugeschanzt: Swansea West. Nach seinem Wiedereinzug ins Schatzamt zeigte er, dass er auch ein wendiger Denker ist. Denn er verteidigte die von Reeves geplanten Sozialleistungskürzungen. Das brachte ihm aus dem noch weiter links stehenden Spektrum den Vorwurf ein, im Herzen doch ein Neoliberaler zu sein. Er sei zudem „klar anti-palästinensisch“. Bell hatte einen Brief von Abgeordneten nicht unterzeichnet, in dem Sanktionen gegen Israel gefordert wurden.
Was von ihm zu erwarten ist? Eine Angleichung von Kapitalertragssteuer an die Einkommenssteuer und Sozialversicherungsabgaben auf Mieteinkünfte zum Beispiel.