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Toyoda-Tirade gegen Elektroautos

mf - Als aktiver Motorsportler liebt Toyota-Chef Akio Toyoda trotz seines Alters von 64 Jahren den Geruch von erhitztem Motoröl und den Klang aufheulender Motoren, wÀhrend sich sein Interesse an abgasfreien und leisen Elektroautos in Grenzen hÀlt....

Toyoda-Tirade gegen Elektroautos

mf – Als aktiver Motorsportler liebt Toyota-Chef Akio Toyoda trotz seines Alters von 64 Jahren den Geruch von erhitztem Motoröl und den Klang aufheulender Motoren, wĂ€hrend sich sein Interesse an abgasfreien und leisen Elektroautos in Grenzen hĂ€lt. Aber aus seiner Abneigung gegen die Batteriestromer hat Toyoda noch nie einen solchen Hehl gemacht wie am vergangenen Donnerstag. In Japan wĂŒrde im Sommer der Strom knapp, falls alle Autos rein elektrisch fahren wĂŒrden, echauffierte sich Toyoda. Die notwendige Infrastruktur wĂŒrde bis zu 300 Mrd. Euro kosten. “Verstehen die Politiker dies, wenn sie sagen, lasst uns alle Benziner abschaffen?”, fragte Toyoda. Falls Japan diesen Schritt zu schnell gehe, werde das aktuelle GeschĂ€ftsmodell der nationalen Autoindustrie kollabieren. Dann sei keine Produktion mehr möglich.Der Enkel des GrĂŒnders von Japans grĂ¶ĂŸtem Autokonzern reagierte auf eine Journalistenfrage zu Presseberichten, wonach die Regierung den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 untersagen will, um ihr neues Klimaziel einer karbonneutralen Wirtschaft im Jahr 2050 zu erreichen. Doch bisher blieb eine solche AnkĂŒndigung des zustĂ€ndigen Wirtschafts- und Industrieministeriums Meti aus – offenbar aufgrund des wachsenden Widerstandes der Industrie. Elektroautos wĂŒrden der Umwelt nicht helfen, meinte Toyoda, da Japan seinen Strom vor allem mit Kohle und Erdgas erzeuge. “Je mehr Elektroautos wir bauen, desto mehr Kohlendioxid wird es geben”, meinte der Manager.Auf Nachfrage der Börsen-Zeitung betonte das Unternehmen, Toyoda habe in seiner Funktion als VerbandsprĂ€sident der japanischen Autohersteller (Jama) gesprochen. TatsĂ€chlich wĂ€re die Konzernmutter mit den Marken Toyota und Lexus von einem Verkaufsverbot fĂŒr reine Benziner weniger stark betroffen, da man schon bis 2025 sĂ€mtliche Modelle in einer Variante mit Hybridmotor anbieten will. Aber die Sorge von Jama gilt offenbar den sogenannten Kei Cars mit einem Hubraum von maximal 660 Kubikzentimetern. Fast 40 % aller verkauften Fahrzeuge gehören zu dieser Kategorie, die es in dieser Form nur in Japan gibt.Hier ist die Toyota-Tochter Daihatsu mit 615 000 Einheiten (2019) der MarktfĂŒhrer knapp vor Suzuki; Honda folgt abgeschlagen auf dem dritten Platz. Diese Autos sind deutlich billiger als regulĂ€re Fahrzeuge und werden dazu steuerlich begĂŒnstigt. Der Einbau eines Elektromotors wĂŒrde ihre Produktionskosten krĂ€ftig nach oben treiben. “Kei Cars sind die absolute Lebensgrundlage fĂŒr den lĂ€ndlichen Raum in Japan”, betonte Toyoda. Eine Regulierung wĂŒrde Autos zu “Blumen auf einem Gipfel” machen und damit außerhalb der Reichweite einfacher Leute liegen.Die Warnung der japanischen Autohersteller vor einer drastischen VerschĂ€rfung der Vorgaben fĂŒr CO2-Emissionen kommt nicht ĂŒberraschend. In japanischen Industriekreisen herrscht große Skepsis, ob sich das verschĂ€rfte Klimaziel fĂŒr 2050 ohne massive Staatshilfe erreichen lĂ€sst. Eiji Hashimoto, PrĂ€sident des Eisen- und Stahlverbandes und Chef von BranchenfĂŒhrer Nippon Steel, erklĂ€rte am selben Tag wie Toyoda, eine KlimaneutralitĂ€t bis 2050 erfordere 10 bis 20 Jahre an Forschungs- und Entwicklungsaufwand.