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Uber holt neuen CEO für alte Probleme

Von Hanna Henkel, New York Börsen-Zeitung, 29.8.2017 Es gibt Jobangebote, die Manager mit Unternehmer-Genen nicht ausschlagen können. Der Chefposten des Fahrdienstes Uber Technologies ist so einer. Als eines der wertvollsten Einhörner - das sind...

Uber holt neuen CEO für alte Probleme

Von Hanna Henkel, New YorkEs gibt Jobangebote, die Manager mit Unternehmer-Genen nicht ausschlagen können. Der Chefposten des Fahrdienstes Uber Technologies ist so einer. Als eines der wertvollsten Einhörner – das sind nichtbörsennotierte Unternehmen, deren Bewertung die 1-Mrd.-Dollar-Grenze überschrittet hat – könnte Uber zu einer historischen Erfolgsgeschichte werden. Diese will offenbar, so berichten US-Medien, Dara Khosrowshahi, Chef des Online-Reisevermittlers Expedia, schreiben. Laut diversen Berichten hat sich der Verwaltungsrat von Uber nach zweimonatiger CEO-Suche für den 48-jährigen Manager entschieden. Er würde Nachfolger des im Juni zurückgetretenen Uber-Gründers Travis Kalanick.Der studierte Ingenieur (Brown University) steht seit der Ausgliederung von Expedia aus dem Medienkonzern IAC an der Spitze der Travel-Site. Mit einer im Jahr 2015 sich auf fünf Jahre verteilenden, zielabhängigen Entlohnung von 95 Mill. Dollar ist er einer der bestbezahlten Konzernchefs der USA. Er hat Expedia mit einer Reihe von Akquisitionen (u. a. Homeaway für 3,9 Mrd. Dollar) zu einem Konzern ausgebaut, der vergangenes Jahr knapp 9 Mrd. Dollar erlöste und an der Börse mit 22 Mrd. Dollar bewertet wird. Zuvor hatte er sieben Jahre bei der Investmentbank Allen & Company gearbeitet und dann bei IAC, zu der damals Expedia gehörte. Der gebürtige Ira-ner, der als Neunjähriger mit seiner Familie in die USA geflüchtet war, ist ein ausgesprochener Kritiker der Immigrationspolitik von US-Präsident Donald Trump.Khosrowshahis künftige Aufgabe bei Uber wäre so simpel wie herausfordernd. Simpel, weil das Ziel klar ist: Er muss Uber so aufstellen, dass der Konzern kurz- bis mittelfristig an die Börse gebracht werden kann. Uber wurde in der jüngsten Finanzierungsrunde mit 68 Mrd. Dollar bewertet. Doch dieser Wert ist rein theoretischer Natur – jedenfalls aus Sicht der bisherigen Uber-Investoren. Diese haben insgesamt 15 Mrd. Dollar investiert und können Wertsteigerungen wohl erst bei einem Börsengang in bare Münze wandeln.Die Herausforderungen auf dem Weg an die Börse sind zuletzt gewachsen. Uber ist seit Beginn des Jahres von einer Krise in die nächste gestolpert. Nach zahlreichen Abgängen im Topmanagement, darunter vom Gründer Kalanick, wird das Unternehmen von einem provisorischen Managementteam geleitet. Zudem muss sich Uber vor Gericht gegen den Vorwurf des Technologiediebstahls von Google wehren. Die Belegschaft soll überdies gespalten sein, in jene, die weiterhin hinter Kalanick stehen, und jene, die zu neuen Ufern aufbrechen wollen. Auch die Investoren sind sich untereinander nicht grün. Mit Benchmark Capital hat einer der größeren unter ihnen erst vor ein paar Wochen Kalanick des Betruges angeklagt – auch, um ihn aus dem Verwaltungsrat zu drängen.Khosrowshahis größtes Problem könnte aber sein Vorgänger selbst werden. Der Uber-Gründer hat in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass er nicht loslassen kann. Dass er von der Seitenlinie aus bereit ist, die künftigen Leistungen seines Nachfolgers objektiv zu würdigen, bezweifeln viele. Auf jeden Fall verfügt der bestens vernetzte Kalanick über ausreichend Mittel und Wege, um seinem Nachfolger das Leben schwer zu machen.