Anhörung

US-Senatoren wollen FTX-Gründer vorladen

Ausschüsse aus beiden Kammern des US-Kongresses wollen Sam Bankman-Fried in die Mangel nehmen. Eine Konkurrentin erhebt indes schwere Vorwürfe gegen den Gründer der insolventen Kryptobörse FTX.

US-Senatoren wollen FTX-Gründer vorladen

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Sam Bankman-Fried sieht sich steigendem Druck durch die US-Politik ausgesetzt. So haben der demokratische Senator Sherrod Brown und sein republikanischer Amtskollege Patrick Toomey den Gründer der insolventen Kryptobörse FTX aufgefordert, bei einer für den 14. Dezember angesetzten Anhörung zum Kollaps der Handelsplattform und ihres Schwesterunternehmens Alameda Research zu erscheinen. Bei Bedarf wollen die Kongressmitglieder den 30-Jährigen vorladen.

Es bestünden unbeantwortete Fragen zum Missbrauch von Kundengeldern bei FTX, betonte Brown, Vorsitzender des Banking-Ausschusses im Senat, in einem am Mittwoch versandten Brief. Bankman-Fried hatte Mitte des vergangenen Monats bei einem Investorencall laut Teilnehmern zugegeben, sein Trading-Haus Alameda mit milliardenschweren Krediten von FTX gestützt und dazu auch Kundenmittel genutzt zu haben. Mindestens 1 Mrd. Dollar sollen dabei verschwunden sein.

David Ripley, designierter CEO der Kryptobörse Kraken, bezeichnete Bankman-Fried wegen der Vorkommnisse bei FTX in einem Interview am Dienstagabend als Betrüger. Ihm lägen Informationen vor, gemäß denen die insolvente Plattform ungesetzmäßig gehandelt habe, sagte Ripley, der für Kraken bisher als Chief Operating Officer tätig ist.

Bankman-Fried ist bereits mit Untersuchungen mehrerer US-Bundesbehörden sowie Sammelklagen von FTX-Nutzern konfrontiert, deren Assets auf der Plattform gestrandet sind. Eines Verbrechens ist der Ex-Milliardär indes noch nicht angeklagt. Dennoch hat er sich einen neuen Anwalt zugelegt: Mark Cohen vertrat bereits die im Zusammenhang mit dem Skandal um Jeffrey Epstein verurteilte Sexualstraftäterin Ghislaine Maxwell. Bankman-Fried wird zudem vom Kriminalrechtsexperten David Mills beraten, der wie der Vater des FTX-Gründers, Joseph Bankman, Professor an der Stanford Law School ist.

Derweil hat Bankman-Fried eine Aufforderung, vor dem Finanzdienstleistungskomitee des Repräsentantenhauses auszusagen, bereits abgelehnt. Er wolle zunächst vollumfänglich verstehen, was den FTX-Kollaps ausgelöst habe, behauptete der 30-Jährige, der sich bereits in zahlreichen Podcasts und Interviews zur Insolvenz seiner Plattform geäußert hat. Die demokratische Ausschussvorsitzende Maxine Waters betonte dagegen, Bankman-Frieds Anwesenheit bei einer für den 13. Dezember angesetzten Anhörung sei zwingend notwendig – eine Vorladung sei „definitiv auf dem Tisch“. Der US-Kongress könnte das einstige Krypto-Wunderkind also an zwei Tagen in Folge in die Mangel nehmen.