Die Oetker-Gruppe besetzt ihr Finanzressort mit einer prominenten Bankerin. Ute Gerbaulet (53), bislang persönlich haftende Gesellschafterin des (noch) zu Oetker und demnächst zu Hauck & Aufhäuser gehörenden Bankhauses Lampe, übernimmt ihre neue Aufgabe am 1. Juni. Bis zum Closing des Verkaufs wird sie parallel in ihrer Position bei Lampe bleiben.

Mit Gerbaulet beruft die Oetker-Familie das erste Mal eine Frau in die Führung ihrer Holding. Als Kapitalmarktexpertin hat sie in der Branche einen exzellenten Ruf. Bei Lampe schaffte sie es, für die vergleichsweise kleine Bank in der weiten IPO-Welt das Mandat für den maßgeschneiderten Börsengang des Familienkonzerns Hella an Land zu ziehen. Für die Commerzbank, bei der sie zuvor als Head of Equity Capital Markets tätig war, stielte sie kurz nach der Finanzkrise im Frühjahr 2011 eine rekordverdächtige – und dringend benötigte – Kapitalerhöhung über 11 Mrd. Euro ein.

Gerbaulet hat in Saarbrücken und Michigan BWL studiert und ihre Karriere 1992 im Investment Banking der WestLB gestartet. Auslandserfahrung sammelte sie gleich zu Beginn mit einem Jahr bei der damaligen WestLB-Dependance in Tokio. 1997 wechselte sie zur Commerzbank, wo sie zwischen 2008 und 2010 das weltweite Aktiengeschäft der übernommenen Dresdner Bank hauptsächlich in London restrukturierte. 2013 wechselte sie zu Lampe. Gerbaulet, die drei Kinder hat, gehört dem Aufsichtsrat von RWE und dem Vorstand des Deutschen Aktieninstituts an. Sie sitzt außerdem im Verwaltungsrat der NRW.Bank.

Bei Oetker löst sie Dr. Heino Schmidt (62) ab, der nach über 32 Jahren in den Diensten des Nahrungsmittelkonzerns Ende des Jahres in den Ruhestand gehen will. Ende Juni wird er aus der Gruppenleitung ausscheiden und in der zweiten Jahreshälfte dem Unternehmen noch beratend zur Seite stehen, wie Oetker mitteilte. Gerbaulet tritt in einer Zeit des intensiven Portfolioumbaus bei dem traditionsreichen Bielefelder Familienkonzern an. Vor vier Jahren hatte sich die Gruppe für 3,7 Mrd. Euro von ihrer Reederei Hamburg Süd getrennt. Dazu kommt die jetzt anstehende Veräußerung von Lampe. Die frei gewordenen Mittel hat Oetker unter anderem in den Kauf des Getränkelieferdienstes Flaschenpost investiert. Der Kauf war Ende vergangenen Jahres für kolportierte rund 1 Mrd. Euro bekannt gegeben worden.