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Versorger Engie sucht einen neuen Chef

wü - Er ist traditionell einer der intensivsten Monate in Frankreich, da nach der Rückkehr aus den Sommerferien zahlreiche Termine anstehen. Für Jean-Pierre Clamadieu, den Verwaltungsratsvorsitzenden von Engie, ist der September in diesem Jahr...

Versorger Engie sucht einen neuen Chef

wü – Er ist traditionell einer der intensivsten Monate in Frankreich, da nach der Rückkehr aus den Sommerferien zahlreiche Termine anstehen. Für Jean-Pierre Clamadieu, den Verwaltungsratsvorsitzenden von Engie, ist der September in diesem Jahr jedoch besonders arbeitsintensiv. Denn Clamadieu muss nicht nur bis Ende des Monats über das Übernahmeangebot entscheiden, das ihm Veolia Environnement für die Beteiligung Engies an dem Umweltdienstleister Suez gemacht hat (siehe Seite 7), sondern er hat auch versprochen, bis dahin einen neuen Chef für den Versorger auszuwählen. Der Verwaltungsrat von Engie hatte die bisherige Generaldirektorin Isabelle Kocher Anfang Februar aus dem Amt gedrängt, nachdem sie sich zuvor mit Clamadieu einen Machtkampf geliefert hatte. Seitdem leiten Chief Operating Officer Paulo Almirante, Finanzchefin Judith Hartmann und Generalsekretärin Claire Waysand, die Interimschefin wurde, das operative Geschäft des Versorgers, der 2008 aus der Fusion von Gaz de France und Suez entstanden ist.Bei der Suche nach einem Nachfolger für Kocher hatte nun auch der französische Staat ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, denn immerhin hält er 23,6 % an dem Versorger. Er soll dafür plädiert haben, dass auch künftig eine Frau die operative Geschäftsführung innehaben soll, denn Kocher war bis zu ihrem Ausscheiden die einzige Chefin eines CAC-40-Konzerns. Dennoch befand sich unter den vier Kandidaten, die das Nominierungskomitee von Engie laut französischen Medien in die innere Wahl genommen hat, auch ein Mann: Laurent Guillot. Der 1969 geborene stellvertretende Generaldirektor von Saint-Gobain, der von 2009 bis 2015 Finanzchef des Baustoffkonzerns war und die renommierte Ingenieurshochschule École polytechnique absolvierte, wurde von dem Auswahlkomitee diese Woche angehört. Genau wie Catherine Guillouard, die 55-jährige Chefin des Pariser Nahverkehrsbetreibers RATP, Gwenaelle Avice-Huet (40), die bei Engie als stellvertretende Direktorin für Nordamerika und erneuerbare Energien zuständig ist, sowie Catherine MacGregor (48), die als Vorstandsmitglied von TechnipFMC die Energiesparte des Energiedienstleisters leitet.MacGregor gilt als Überraschungskandidatin. Die Absolventin der bekannten Ingenieurshochschule École centrale hat den Großteil ihrer Karriere bei dem Ölfeldausrüster Schlumberger verbracht, bevor sie im Juli letzten Jahres zu TechnipFMC wechselte. Der aus der Fusion von Technip aus Frankreich und FMC aus den USA entstandene Konzern wollte sich eigentlich in zwei Einheiten aufspalten, von denen eine in Paris hätte angesiedelt sein sollen. MacGregor sollte deren Leitung übernehmen. Doch wegen der Covid-19-Pandemie und dem Ölpreisverfall ist die Aufspaltung bis auf Weiteres verschoben worden.Von der französischen Presse wurde MacGregor als Favoritin gehandelt, denn sie soll die Rückendeckung von Engie-Verwaltungsratschef Clamadieu haben. Guillot galt ebenfalls als heißer Tipp. RATP-Chefin Guillouard dagegen wurden in Paris nur recht geringe Chancen eingeräumt. Sie werde gebraucht, um den Metro-Betreiber jetzt durch die Coronaviruskrise zu steuern und den Pariser Nahverkehr fit für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu machen, hieß es dazu in Frankreich. Intern soll sich auch die Kandidatin Avice-Huet großer Beliebtheit erfreuen.