Bundesbank

Viel Applaus und ein klarer Auftrag für Nagel

Bankenvertreter, Volkswirte und Weggefährten begrüßen die Nominierung Joachim Nagels als Nachfolger von Jens Weidmann an der Bundesbankspitze. Auch die Erwartungen an seine Rolle im EZB-Rat sind klar.

Viel Applaus und ein klarer Auftrag für Nagel

ms/rec Frankfurt

Vertreter von Banken und Forschungsinstituten wie auch Weggefährten haben mit viel Applaus auf die Nominierung Joachim Nagels zum Bundesbankpräsidenten reagiert. Der Chef des Bankenverbands (BdB), Christian Sewing, begrüßte, dass „ein Experte mit langjähriger Notenbankerfahrung und ausgezeichneter Kenntnis der Finanzmärkte an die Spitze der deutschen Zentralbank“ komme. Jan Pieter Krahnen, Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, hält Nagel „für eine ausgezeichnete Wahl“. Ähnlich äußerten sich etliche Kollegen und Ökonomen. Otmar Issing, Ex-Chefvolkswirt von Bundesbank und EZB, nannte Nagel einen „Glücksfall für die Institution“.

Am Montag war bekannt geworden, dass der frühere Bundesbankvorstand Nagel Nachfolger von Jens Weidmann wird. Darauf haben sich die Ampel-Koalitionäre unter Federführung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) geeinigt. Lindner betonte, dass Nagel „für die geldpolitische Kontinuität der Bundesbank“ stehe. Angesichts von Inflationsrisiken nehme „die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik“ zu.

Unschwer lässt sich aus den Äußerungen Lindners und manch anderer Protagonisten neben viel Lob und Vorschusslorbeer auch ein klarer Auftrag an Nagel herauslesen – die Bundesbank weiterhin vom Mainstream einer sehr lockeren Geldpolitik in der Europäischen Zentralbank (EZB) abzugrenzen. Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis äußerte sich überzeugt, dass die Bundesbank mit Nagel an der Spitze ebenjene „Tradition einer stabilitätsorientierten Geldpolitik fortführen“ werde. Friedrich Heinemann, EZB-Beobachter des Mannheimer ZEW, hob hervor, „dass sich Persönlichkeiten mit einer zu geringen kritischen Distanz zur EZB im Rennen um das Amt des Bundesbankpräsidenten nicht haben durchsetzen können“. Die Bundesbank dürfte damit „ihrer Linie treu bleiben“, so Heinemann.

Der frühere Bundesbankvorstand Andreas Dombret, der viele Jahre mit Nagel  gearbeitet  hat,  lobte   Nagel als „ausgezeichneten Kandidaten“. Dom­bret sagte der Börsen-Zeitung: „Joachim Nagel steht sicher in der Tradition einer stabilitätsorientierten Bundesbank. Gleichzeitig ist er pragmatisch, und ich erwarte, dass er sich mit diesen beiden Eigenschaften in die EZB einbringen wird.“ Er sei „ein äußerst erfahrener Zentralbanker“. Dombret hob die verschiedenen wichtigen Posten Nagels bei der Bundesbank und anschließend der KfW und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor. „Viel breiter kann der Erfahrungsschatz nicht sein“, so Dombret.

„Vertrauen und Respekt“

 Äußerst positiv reagierte auch der frühere EZB-Chefvolkswirt Peter Praet­. „Das erste Bild, das mir in den Sinn kommt: eine sehr kollegiale Person mit einem breiten Spektrum an Fachwissen und einem soliden Hintergrund im Finanzbereich“, sagte Praet der Börsen-Zeitung. „Sicherlich eine Person, die Vertrauen und Respekt einflößt. Ich habe die Begegnung mit ihm sehr genossen.“

Issing sagte der Börsen-Zeitung, er habe Nagel immer wegen dessen „besonnenen wie wohlbegründeten Urteils geschätzt. Er kennt die Bundesbank nicht nur in- und auswendig, sondern steht auch für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik.“

Als Bundesbankchef wird Nagel künftig auch eine wichtige Rolle im EZB-Rat einnehmen. Angesichts der zaghaften Abkehr von der Krisenpolitik, so ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski, „hätte es kaum einen besseren Zeitpunkt für den Start als Bundesbankpräsident geben können“.

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