Volkswagen beruft neuen Beschaffungsvorstand
Volkswagen beruft neuen Beschaffungsvorstand
VW wechselt Einkaufsvorstand in Turbulenzen um Lieferanten
Von Carsten Steevens, Hamburg
Während die Autoindustrie intensiv daran arbeitet, Lieferprobleme des niederländisch-chinesischen Halbleiterherstellers Nexperia zu bewältigen und drohende Produktionsausfälle zu vermeiden, kündigt Volkswagen einen Wechsel auf dem Posten des Beschaffungsvorstands der Kernmarke VW an. Wie das Wolfsburger Unternehmen am Donnerstag mitteilte, wird Karsten Schnake bereits zum 1. November Nachfolger von Dirk Große-Loheide – auch als Mitglied der erweiterten Konzenleitung. Der 57 Jahre alte Schnake kommt von der tschechischen Konzernmarke Skoda, bei der er seit Juli 2020 für das Vorstandsressort Beschaffung verantwortlich ist.
„Kein Zusammenhang“
Große-Loheide, Jahrgang 1964, verlasse das Unternehmen „im Rahmen einer länger geplanten Altersregelung“. Der Wechsel sei lange geplant und vereinbart gewesen, erklärte ein VW-Konzernsprecher auf Nachfrage. Es gebe „keinen Zusammenhang zur aktuellen Lage“.
Bei Volkswagen verlautete am Donnerstag, man suche nach alternativen Bezugsquellen, um einen Produktionsstopp in Werken, wie ihn Halbleiter-Engpässe während der Corona-Pandemie bis 2023 verursacht hatten, zu vermeiden. Gespräche mit möglichen anderen Lieferanten, die fehlende Teile liefern könnten, blieben bislang ohne Vereinbarung. Am Mittwoch hatte Volkswagen erklärt, „vor dem Hintergrund der dynamischen Lage“ könnten Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig nicht ausgeschlossen werden. Derzeit sei die Produktion nicht beeinträchtigt.
Streit zwischen China und USA
Hintergrund ist ein Konflikt um den niederländischen Chiphersteller Nexperia, der zum chinesischen Konzern Wingtech gehört. Dieser steht wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit auf einer schwarzen Liste der US-Regierung. Die Regierung in Den Haag hatte dem chinesischen Eigentümer von Nexperia Ende September die Kontrolle entziehen lassen – China vermutet, auf Druck der USA. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Teilen. Dies führt nun zu Lieferproblemen bei einfachen Halbleitern wie Dioden und Transistoren, die Nexperia als weltgrößter Anbieter mit einem Anteil von 40% liefert. Betroffen sind vor allem die Autoindustrie und der Maschinenbau. Branchenverbände wie der VDA warnen vor erheblichen Produktionseinschränkungen, die Bundesregierung hat sich eingeschaltet.
Der bisherige VW-Beschaffungsvorstand, der seit 1990 für den Wolfsburger Konzern arbeitet, hatte seinen aktuellen Posten Anfang 2023 übernommen, kurz nach Antritt von Oliver Blume als Volkswagen-Konzernchef. Zum Ausscheiden von Große-Loheide sagte Blume nun, dieser habe die Beschaffung in herausfordernden Zeiten neu ausgerichtet und „eine zukunftsweisende Einkaufsstrategie“ entwickelt. „Für seine Impulse für den Volkswagen Konzern gilt ihm mein besonderer Dank.“ Karsten Schnake werde „diesen Weg dank seiner ausgeprägten Erfahrung und Expertise erfolgreich weiterführen“.
Seit 1996 im Konzern
Schnake arbeitet seit 1996 im VW-Konzern. Zunächst im Bereich Projektmanagement in Wolfsburg tätig, leitete der gebürtige Mindener später zwei Jahre den Einkauf von VW Italien. Weitere Erfahrungen sammelte er von Wolfsburg aus in der weltweiten Serienkoordination sowie im Kapazitäts-, Kosten- und Prozessmanagement. Ehe Schnake 2020 zu Skoda kam, war er für den Einkauf des VW-Konzerns in China zuständig.