Der Niederländer Frans Timmermans hat mit sofortiger Wirkung sein Amt als Vizepräsident der EU-Kommission aufgegeben, um Regierungschef in seiner Heimat zu werden. Sozialdemokraten und Grüne stellten den 62-Jährigen am Dienstag als gemeinsamen Spitzenkandidaten für die vorgezogenen Neuwahlen in den Niederlanden vor. Sie sind für den 22. November terminiert.

Nach neun Jahren kommt die Amtszeit von Timmermans in der EU-Kommission somit vorzeitig zum Ende. Seine Zuständigkeiten als einer von drei Stellvertretern von EU-Kommissionchefin Ursula von der Leyen übernimmt der Slowake Maroš Šefčovič, bis ein Nachfolger aus den Niederlanden gefunden ist. Das gab die EU-Kommission bekannt.

In Timmermans verliert von der Leyen den Architekten des European Green Deal. Denn der Niederländer war seit 2019 mit dem klimapolitischen Herzstück der Agenda von der Leyens betraut. In dieser Funktion war Timmermans beispielsweise für das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor zuständig, über das er in diesem Frühjahr mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing aneinandergeriet.

Bevor Timmermans 2014 EU-Kommissar wurde und später unter von der Leyen zum geschäftsführenden Vize aufstieg, war er zwei Jahre lang Außenminister einer Koalition unter Führung von Mark Rutte. Der Konservative regiert die Niederlande als einer der dienstältesten Regierungschefs der EU bis heute. Im Juli hatte er überraschend seinen vorzeitigen Rückzug von der Regierungsspitze und aus der Politik überhaupt angekündigt.

Weil Rutte nach 13 Jahren im Amt somit nicht mehr zur Wahl stehen wird, müssen die Niederländer über einen Nachfolger entscheiden. Umfragen zufolge kann Timmermans sich Chancen darauf ausrechnen. Er stammt aus der südniederländischen Provinz Limburg und spricht auch Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch.