Von der Sparkasse zur Helaba: Wiedemeier wechselt die Straßenseite
Wiedemeier wechselt
die Straßenseite
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Er zählt zu denen, die man schnell unterschätzen könnte. Denn er agiert nicht laut und polternd, sondern unaufgeregt. Einer, der nicht schwadroniert, sondern zuhören kann. Die Ruhe, die Ingo Wiedemeier ausstrahlt, sollte aber niemand mit Teilnahmslosigkeit oder mangelnder Leidenschaft verwechseln. Denn wer mit ihm ins Diskutieren kommt, merkt schnell, dass Wiedemeier nicht nur über große Sachkenntnis verfügt, sondern in vielen Fällen auch über eine pointierte Meinung.
Mit Wirkung April 2026
Am Montag hat die Landesbank Hessen-Thüringen, die Helaba, bekannt gegeben, dass ihr Verwaltungsrat den 54-jährigen zum Vorstand der Landesbank bestellt hat – mit Wirkung zum 1. April 2026 und natürlich vorbehaltlich der Zustimmung der deutschen und europäischen Aufseher. Dass es bis dahin noch gut ein halbes Jahr ist, dürfte vor allem der Frankfurter Sparkasse wichtig sein. Denn die – nach zuletzt umlaufenden Zahlen, gemessen an der Bilanzsumme – fünftgrößte deutsche Sparkasse hat damit noch einen Moment Zeit, um sich nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden umzuschauen. „Über die Nachfolge im Vorstand der Frankfurter Sparkasse wird zu gegebener Zeit entschieden“, heißt es in der Pressemitteilung.
Fünf Jahre lang, seit 2020, hat Wiedemeier die zur Helaba-Gruppe gehörende Frankfurter Sparkasse als Vorstandschef geführt. Nun wechselt er die Straßenseite und ist künftig auf der anderen Seite der Neuen Mainzer tätig. „Mit Ingo Wiedemeier konnten wir einen ausgewiesenen Fachmann aus den Reihen der Sparkassen-Finanzgruppe und der Helaba gewinnen, der über große finanzwirtschaftliche und verbundspezifische Erfahrungen verfügt“, lässt sich der Verwaltungsratsvorsitzende der Helaba, Stefan Reuß, zitieren. Er spricht von „einer idealen Besetzung für die Position des Finanzvorstands“.
35 Jahre in der Sparkasse
Aktuell wird das Finanzressort bei der Helaba von Vorstandschef Thomas Groß mitgeführt. Wenn Wiedemeier im Frühjahr in den Vorstand eintritt, ist deshalb kein großes Revirement der Zuständigkeiten zwingend. „Ich freue mich auf die Fortsetzung der engen Zusammenarbeit mit Ingo Wiedemeier in neuer Konstellation“, erklärt Groß. Wiedemeier kennt das Lager von Sparkassen und Landesbanken schon lange. Seit 35 Jahren ist er für die S-Gruppe tätig. Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Banker ist Diplom-Kaufmann und promovierter Betriebswirt. Seine Ausbildung absolvierte er bei der Sparkasse Höxter. Damals hätte seine Karriere fast einen anderen Verlauf genommen. Denn der begeisterte Fußballer, der als Torwart in hohen Amateurklassen auf dem Platz stand, wurde bei Borussia Dortmund zum Probetraining eingeladen.
2004 nach Hanau
Nach der Promotion wechselte Wiedemeier ins Rhein-Main-Gebiet. Im Jahr 2004 zog er in den Vorstand der Sparkasse Hanau ein, zuständig für Marktfolge. Elf Jahre später stieg er in Hanau zum Vorstandschef auf, bevor er wiederum fünf Jahre später bei der Frankfurter Sparkasse anheuerte. Als Mitglied der Aufsichtsräte der Finanz Informatik und der Deutschen Leasing kennt sich Wiedemeier weit über die Marktfolge hinaus auch in Fragen der Informationstechnologie und sehr unterschiedlicher Finanzierungsformate aus.