PodcastNachhaltiges Investieren

Von der Unternehmensberatung zum Impact Investing

Bei Yunus Social Business hat Saskia Bruysten sich auf Impact Investments im globalen Süden konzentriert, mit Carbon Equity setzt sie auf Klimatechnologie-Investments im globalen Norden. Im Podcast berichtet sie, wie sie mit dem Nobelpreisträger Muhammad Yunus ins Geschäft gekommen ist und welchen Hebel sie in privatem Kapital sieht.

Von der Unternehmensberatung zum Impact Investing

Es gibt Stationen in Saskia Bruystens Lebenslauf, die viele in der Finanzbranche vorweisen können: einige Zeit in der Unternehmensberatung bei der Boston Consulting Group, ein Studium an der London School of Economics. Was hingegen die wenigsten im CV stehen haben, ist ein gemeinsames Business mit einem Friedensnobelpreisträger. Bruysten gründete mit Muhammad Yunus das Unternehmen Yunus Social Business. Das gelang, wie sie rückblickend sagt, aufgrund einer gewissen „Dreistigkeit“ auf ihrer Seite: „Yunus sprach an der LSE, wo ich damals studiert habe, und sprach über Microfinance“, berichtet sie im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung. „Das war für mich einfach ein kompletter Aha-Moment in meinem Leben.“

Nach dem Vortrag rannte sie auf die Bühne, drängelte sich durch die Menge und sprach Yunus an. Der lud sie ein, nach Bangladesch zu kommen. „Normalerweise ist das sozusagen seine Art und Weise, Leute abzuwimmeln“, erklärt Bruysten. Doch sie nahm die Einladung an. „Ich war halt hartnäckig oder dreist oder wie man es noch nennen will, und bin dann tatsächlich gekommen.“

Impact Investing als Nischenthema

Mittlerweile beschäftigt Bruysten sich seit 15 Jahren mit Impact Investing. Gerade zu Beginn sei der Ansatz noch erklärungsbedürftig gewesen, erinnert sie sich. Die Weltsicht war streng geteilt: Soziale und ökologische Themen wurden im Non-Profit-Bereich und bei Regierungen verortet, nicht in der geschäftlichen Sphäre, wo es um Shareholder Value und Gewinnmaximierung ging. „Die zwei Welten hatten damals wirklich nichts miteinander zu tun.“ Heute hingegen sieht sie das Thema Klima in der Mitte der Wirtschaft angekommen.

Ihren Investitionsfokus hat Bruysten mittlerweile vom globalen Süden auf den Norden verlagert. Dort wird der Großteil an CO2-Emissionen verursacht. Die Plattform Carbon Equity, bei der sie als Co-Founder International an Bord ist, konzentriert sich auf Klimatechnologien und will Lösungen schaffen, die CO2-Ausstöße verringern. Zugleich geht es um Rendite: Die Anlagen sollen einen „finanziellen Return liefern, der genauso hoch ist wie in der normalen kommerziellen Welt, im Private Equity, im Infrastructure Investing oder Venture Capital Investing“, sagt Bruysten.

Privates Kapital als unterschätzter Hebel

Für sie ist privates Kapital ein unterschätztes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. „Wir denken alle über unseren persönlichen Fußabdruck nach und denken: Ach, wir sollten weniger Fleisch essen, wir sollten weniger fliegen.“ Der größte Hebel liege aber bei vielen Menschen im Kapital. Man müsse sich stärker bewusstmachen, „dass Kapital Power bedeutet“, sagt Bruysten. Im Frühjahr hat Carbon Equity den dritten Climate Fonds mit 105 Mill. Euro geschlossen. Investitionen fließen in unterschiedliche Ansätze, von grünem Zement über besser verglaste Fenster bis zu Polyester-Recycling.

Einen Hebel, um künftig mehr Leute für nachhaltige Investitionen zu erreichen, sieht Bruysten in European Long-Term Investment Funds (Eltif). Das Produkt war lange an Mindestinvestitionssummen im sechsstelligen Bereich gekoppelt, mittlerweile liegt die Schwelle deutlich niedriger. Bruysten sieht im neuen Eltif-2-Regime „ein Top-Potenzial“, um den Bereich auszubauen und mehr Geld in innovative Bereiche zu lenken. Klimatechnologie ist für sie „im Moment das allerwichtigste Thema überhaupt“.

Vom Consulting zum Impact Investing

sar Frankfurt

Im Podcast: Saskia Bruysten