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VW-Familienaktionäre demonstrieren Einigkeit

ste - Seit dem Ausscheiden von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratsvorsitzendem von Volkswagen im Frühjahr 2015 wurde viel spekuliert. Welchen Einfluss übt der 79-Jährige auf das Unternehmen noch aus? Welche Haltung nehmen die übrigen Mitglieder der...

VW-Familienaktionäre demonstrieren Einigkeit

ste – Seit dem Ausscheiden von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratsvorsitzendem von Volkswagen im Frühjahr 2015 wurde viel spekuliert. Welchen Einfluss übt der 79-Jährige auf das Unternehmen noch aus? Welche Haltung nehmen die übrigen Mitglieder der Familien Porsche und Piëch als Mehrheitsaktionär des Wolfsburger Autokonzerns nach dem Rücktritt des langjährigen Vorstandsvorsitzenden und Chefkontrolleurs ein? Was wird aus Volkswagen nach der Ära des “Firmenpatriarchen”?Der Streit über die Zukunft des damaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn, der zum Abgang von Ferdinand Piëch führte, und die vor 13 Monaten bekannt gewordene Dieselabgas-Affäre, die Winterkorn das Amt kostete, führten den Piëch-Cousin Wolfgang Porsche das eine oder andere Mal vor Fernsehkameras. Der 73 Jahre alte gebürtige Stuttgarter, jüngster der vier Söhne von Ferry und Dorothea Porsche und seit 2007 Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Automobil Holding und der Porsche AG, nahm Stellung als eines der sechs Mitglieder im Aufsichtsratspräsidium, dem Machtzentrum von VW. Im Hintergrund hingegen blieb auch in dieser Phase Hans Michel Piëch, der fünf Jahre jüngere Bruder des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden. Dabei ist der Wiener Anwalt, jüngstes der vier Kinder von Anton Piëch und Louise Porsche, seit 2009 VW-Aufsichtsrat – nur Wolfgang Porsche kommt unter den Vertretern der Kapitalseite heute auf eine längere Mandatszeit im Kontrollgremium. In einem Interview mit dem “Spiegel” haben sich beide zur Rolle der Aktionärsfamilie, die mit über 52 % der stimmberechtigten Aktien größter Anteilseigner von VW vor dem Land Niedersachsen und dem Emirat Katar ist, geäußert.Das Signal: Auch in der größten Krise der Firmengeschichte steht die Familie zusammen. “Wir reden so lange, bis wir eine Meinung gefunden haben, die wir dann gemeinsam vertreten”, sagte Wolfgang Porsche. Dass bei der Besetzung von Positionen im Aufsichtsrat des Konzerns und der einzelnen Marken Familienmitglieder Vorrang hätten vor Expertise, sei “bestimmt kein Dogma”. Auch mit Blick auf den Übergang von den acht Mitgliedern der dritten auf die 34 Mitglieder der vierten Generation und auf die Organisation eines gemeinsamen Kurses zeigte sich Porsche zuversichtlich. Nicht alle 34 kämen oder wollten in die Aufsichtsräte. In der nächsten Generation gebe es aber genügend Interessenten, die das fortsetzen wollten, was die Familie bislang gemacht habe. “Ich glaube, dass es möglich ist, sich entsprechend zu organisieren.”Von seinem Bruder Ferdinand Piëch, der als langjähriger Vorstandschef und “außergewöhnlicher Techniker” mit hohem Interesse am operativen Geschäft “eben eine ganz andere Rolle spielte als Aufsichtsratsvorsitzender”, grenzte sich Hans Michel Piëch in dem Interview ab: “Wir sind anders, und wir verstehen unsere Aufgabe als Vertreter der Familien anders. Unsere Grundeinstellung ist: Der Vorstand macht die Vorschläge. Wenn sie plausibel sind, werden wir ihnen folgen.” Ins operative Geschäft greife die Familie nicht ein. Zur Kritik an der Berufung des langjährigen Finanzvorstands Hans Dieter Pötsch zum Aufsichtsratsvorsitzenden erklärte Piëch, man habe “immer gute Erfahrungen gemacht, wenn wir Menschen aus dem Unternehmen in führende Positionen gesetzt haben”. Einen Interessenkonflikt, weil Pötsch entscheiden müsse, ob wegen der Dieselaffäre Schadenersatzansprüche gegen den Vorstand gestellt werden, dem er selbst angehörte, gebe es nicht, da es sich um eine Entscheidung des gesamtes Aufsichtsrats handele. Die Familieneigner stellten sich auch hinter den neuen Konzernchef Matthias Müller. Die notwendige Kompetenz sei bei ihm “im höchsten Maße gegeben”, so Porsche, der zudem VW-Markenchef Herbert Diess die volle Unterstützung zusicherte bei dem Plan, die Rendite der Kernmarke zu steigern.