Was den neuen Chef der Airbus-Flugzeugbausparte erwartet
Was den neuen Chef der Airbus-Flugzeugbausparte erwartet
Was den neuen Chef der Airbus-Flugzeugbausparte erwartet
wü Paris
Von xxxxxxx
Es ist für ihn eine Art Rückkehr zu den Wurzeln. Denn Lars Wagner, der am 1. Januar bei Airbus das Ruder der mit Abstand wichtigsten Flugzeugbausparte von Christian Scherer übernimmt, hat seine Karriere einst mit einer Ausbildung zum Fluggerätebauer bei Airbus in Bremen begonnen. Ursprünglich aber habe er Pilot werden wollen, berichtete Wagner „Aeroreport“, dem firmeneigenen Luftfahrtmagazin des Triebwerkherstellers MTU, den er bis September geleitet hat. Die Faszination fürs Fliegen, die er schon als Kind entwickelt habe, sei noch immer ungebrochen, so Wagner. „Meine Motivation ist die Gänsehaut, die ich bekomme, sobald ich ein Flugzeug fliegen sehe.“ Dazu hat der 50-jährige Ingenieur nun reichlich Gelegenheit. Denn das Firmengelände des Flugzeugbauers in Toulouse grenzt direkt an den Flughafen der südwestfranzösischen Stadt. Die Testflugzeuge und an Kunden ausgelieferte Flugzeuge heben von dort regelmäßig ab.
Neue Bestellungen einfliegen
An Herausforderungen mangelt es nicht, wenn Wagner im Januar offiziell die Nachfolge Scherers antritt. Um sich darauf vorzubereiten, schaut er seinem Vorgänger bereits seit November über die Schulter. So begleitetet er ihn letzten Monat auch auf die Luftfahrtmesse in Dubai, wo Airbus Flydubai und Air Europa als neue Kunden gewinnen konnte. Bisher bestehen ihre Flotten ausschließlich aus Modellen von Boeing. Dennoch könnte der noch immer tiefrote Zahlen schreibende US-Rivale Airbus in diesem Jahr erstmals seit langem wieder bei den Neuaufträgen davonfliegen. Boeing werde möglicherweise die Nase vorn haben, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury gerade dem Radiosender France Inter. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump habe dabei geholfen. Analysten zufolge haben etliche Fluggesellschaften bei Boeing bestellt, um die USA im Zollstreit zu besänftigen. Der US-Flugzeugbauer wies deshalb Ende November 908 Netto-Bestellungen aus, Airbus dagegen „nur“ 700.
Produktionssteigerung muss gelingen
Dass sich die Tendenz im nächsten Jahr nicht fortsetzt, ist eine der Aufgaben für Wagner. Vor allem bei den Auslieferungen muss Airbus seine Versprechen einhalten. Der europäische Flugzeugbauer musste gerade sein ohnehin ehrgeiziges Ziel für 2025 senken, da Probleme mit metallenen Rumpfpaneelen eines Zulieferers für das erfolgreiche A320-Programm Inspektionen der betroffenen Flugzeuge erforderlich machen. Überhaupt bereitet die Zulieferkette Airbus noch immer Sorgen, da die Probleme mit fehlenden Triebwerken dem Vernehmen nach immer noch nicht komplett behoben sind.
Wagner, der – statt eine Pilotenausbildung zu absolvieren – wie so viele andere Flugbegeisterte Maschinenbau sowie Luft- und Raumfahrttechnik an der RWTH Aachen, dem London Imperial College und dem MIT in Boston studierte, muss jetzt dafür sorgen, dass der Produktionshochlauf beim Kassenschlager A320 wie geplant gelingt. Airbus will die derzeit bei schätzungsweise 60 Maschinen pro Monat liegende Produktion bis 2027 auf 75 Exemplare pro Monat steigern. Parallel dazu muss er bewirken, dass sich die Indienststellung des 2021 lancierten Frachtjets A350F nicht weiter verzögert, nachdem Airbus sie von 2026 auf das zweite Halbjahr 2027 verschoben hat.
Neuentwicklungen versprochen
Und der Konzern hat für die zweite Hälfte des nächsten Jahrzehnts einen komplett neuen Mittelstreckenjet versprochen. Auf dem Weg zum klimaneutralen Fliegen will er zudem 2035 das erste emissionsfreie Flugzeug auf den Markt bringen. Bei der Entwicklung der neuen Produkte werden Wagner die Erfahrungen zu Gute kommen, die er bei MTU gesammelt hat. Denn neue Triebwerke werden dabei eine entscheidende Rolle spielen.
2050 dürften fliegende Brennstoffzellen und andere revolutionäre Antriebskonzepte der neue Standard am Himmel sein, glaubt der künftige Chef der Airbus-Flugzeugbausparte, der nach einem MBA-Programm des Collège des Ingénieurs in Paris, Stuttgart und Sankt-Gallen zu Airbus zurückkehrte. Er gehörte innerhalb des Konzerns einer Task Force beim A400M-Militärtransporter-Programm an, beschäftigte sich aber auch mit den Eigenschaften der Masse der Passagierflugzeuge. Später war er mitverantwortlich für den Rumpf des Anfang 2015 erstmals in Dienst gestellten Langstreckenjets A350. 2015 wechselte der Ingenieur zu MTU, zunächst als Bereichsleiter OEM Operations, bevor er drei Jahre später zum Technikvorstand aufstieg.
Zufallsbegegnung an Bord
Wagner war bereits vor seinem Aufstieg an die Spitze von MTU Anfang 2023 als neuer Hoffnungsträger der Luftfahrtindustrie gehandelt worden. Dass er bei Airbus schon vor Jahren auf verschiedene Nachfolge-Listen des Konzerns aufgenommen wurde, habe er aber auch einem Zufall zu verdanken, sagte der begeisterte Segler einmal der Alumni-Zeitung des Collège des Ingénieurs. Denn als er für den Flugzeugbauer arbeitete, habe er auf einem Flug von Hamburg nach Toulouse zufällig neben dem obersten Talent-Manager des Konzerns gesessen und sich mit ihm über Airbus, Karriere und seine Pläne unterhalten.
