Wechsel an Spitze des Finanzressorts vorgezogen
Wechsel an Spitze des Finanzressorts vorgezogen
Siemens zieht Wechsel an Spitze des Finanzressorts vor
Von Michael Flämig, München
Siemens zieht den intern vorbereiteten Wechsel an der Spitze des Finanzressorts überraschend vor. Veronika Bienert (52), die bereits seit dem Oktober vergangenen Jahres dem Siemens-Vorstand angehört, werde im Verlauf des Geschäftsjahres 2025/2026 die Nachfolge von Finanzvorstand Ralf Thomas (64) antreten, teilte der Konzern am Mittwochabend kurz vor Bilanzpressekonferenz und Kapitalmarkttag mit.
Der seit 2013 amtierende Thomas hatte bereits im August 2024, als Bienert für ein anderes Ressort im Führungsgremium nominiert worden war, seine Kollegin ausdrücklich gelobt. „Sie führt ihren Bereich Siemens Financial Services konsequent und umsichtig auch in schwierigem Fahrwasser“, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Bienert komme zudem selbst aus dem operativen Geschäft und kenne das Unternehmen aus dem Effeff: „Ich bin auch stolz darauf, dass sich jemand aus unserem eigenen Talentpool in den Vorstand entwickelt hat.“
Keine Zeitangabe für Stabwechsel
Thomas ließ in dem Interview allerdings auch keinen Zweifel daran, dass er selbst bis zum Geschäftsjahr 2027 agieren wollte. „Allen Gesprächen, die ich bisher geführt habe, habe ich entnommen, dass ich meinen Vertrag bis zum Dezember 2026 erfüllen darf“, sagte er damals: „Das ist eine Ehre, und darauf freue ich mich auch.“ Das Geschäftsjahr 2025/2026 endet am 30. September und damit deutlich vor Dezember 2026.
Die Mitteilung vom Mittwochabend enthält keine detaillierte Zeitangabe für den Stabwechsel. Thomas werde sein Amt nach einer sorgfältigen Übergangs- und Einarbeitungsphase an Bienert in einem geordneten Prozess übergeben, heißt es lediglich: „Die Entscheidung über den konkreten Zeitpunkt des Übergangs erfolgt im Rahmen des Übergabeprozesses.“ Thomas werde auch nach seinem Ausscheiden seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender von Siemens Healthineers fortsetzen.
Bienert: Neue Akzente setzen
Thomas lässt sich in der Mitteilung mit der Einschätzung zitieren, dass Bienert mit ihrer tiefgreifenden Finanzkompetenz und umfänglichen Geschäftserfahrung bestens für die Aufgabe vorbereitet sei: „Gemeinsam werden wir eine reibungslose Übergabe des Finanzressorts mit seinen extrem leistungsfähigen und hochmotivierten Teams gestalten.“ Bienert erklärte, sie wolle die erfolgreiche Arbeit von Thomas fortführen und gleichzeitig neue Akzente setzen. Sie strich dabei den Einsatz digitaler Technologien in der Finanzfunktion heraus.
Aufsichtsratsvorsitzender Jim Hagemann Snabe lobte, Bienert vereine tiefgehende Finanzkompetenz mit vielfältiger Unternehmenserfahrung in den Geschäftsbereichen und Regionen von Siemens. Er holte den aktuellen Finanzvorstand bei der Entscheidungsfindung ausdrücklich in Boot: „Ich danke Ralf Thomas ganz besonders für seine aktive Unterstützung bei der Auswahl und der Weiterentwicklung seiner Nachfolgerin.“ Vorstandsvorsitzender Roland Busch lobte Bienert als herausragende Finanzexpertin und Unternehmerin, die Siemens in all ihren Facetten kenne.
Lupenreine Siemens-Karriere
Bienert arbeitet tatsächlich schon seit gut 30 Jahren für Siemens, sie hat ihre komplette Laufbahn bei dem Konzern absolviert. Aktuell ist sie im Vorstand für das Serviceportfolio von Siemens Financial Services (SFS), Siemens Real Estate und Global Business Services zuständig. Darüber hinaus ist sie SFS-CEO.
Bienert absolvierte 1993 eine Stammhauslehre im Bereich Automobiltechnik. Die Industriekauffrau trat ihre erste Arbeitsstelle bei Siemens Financial Services an und blieb den Finanzfunktionen, von einem dreijährigen Zwischenspiel ab 2005 in der Strategieabteilung abgesehen, in ihrer gesamten Karriere treu.
Im Jahr 2008 übernahm sie unter anderem die CFO-Position für das Cluster Russland/Zentralasien. Vier Jahre später rückte sie zum Finanzvorstand von Siemens Deutschland auf, im Jahr 2013 folgte die CFO-Position der Division Industrieautomatisierung im damaligen Sektor Industry und ein Jahr später eine CFO-Position in der Bahntechnik. 2016 wechselte sie als Finanzvorständin zu SFS, um dort 2021 an die Spitze zu rücken.
Den kommenden Übergang in der Finanzfunktion unterstrich der Aufsichtsrat mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung für Bienert. Die Laufzeit von fünf Jahren beginnt am 1. April nächsten Jahres.
Vertrag von Körte verlängert
Die gleiche Regelung gilt auch für Siemens-Vorstand Peter Körte (49). Als Technologiechef und Leiter der Strategie spiele er eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Unternehmensprogramm „One Tech Company“, erklärte Aufsichtsratschef Snabe. Er strich dabei die strategische Ausrichtung und die Entwicklung des KI-Portfolios von Siemens heraus. Mit der Umsetzung des „One Tech Company Programms“ wollte man eine stärkere Kundenorientierung, schnellere Innovationen und ein höheres Wachstum erreichen, sagte Körte.
Zander rückt an SFS-Spitze
Nachfolger von Bienert an der SFS-Spitze wird bereits am 1. Januar Kevin Zander (45). Der promovierte Wirtschaftsingenieur hatte seine Karriere bei McKinsey in den Jahren 2005 bis 2011 begonnen und war von 2012 bis Ende 2020 für die Commerzbank aktiv, zuletzt als Head of Risk Management Corporate Credit Risk (Automobil, Technologie und Maschinenbau). Zander stieg im Jahr 2021 bei SFS ein und ist seit 2024 CEO der Business Unit Commercial Finance.
