Aufsichtsrat und Vorstand

Weiteres Stühlerücken bei Grenke

Bei Grenke gibt es weitere personelle Veränderungen. Dem vorausgegangen war Kritik an der Bilanzierung des Konzerns.

Weiteres Stühlerücken bei Grenke

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Das Stühlerücken in den Aufsichts- und Führungsgremien der wegen ihrer Bilanzierung in die Kritik geratene Grenke AG dauert an. Wie der Leasingspezialist in Baden-Baden gestern mitteilte, haben Claudia Krcmar und Florian Schulte erklärt, auf eigenen Wunsch aus dem Aufsichtsrat mit Ablauf der Hauptversammlung am 29. Juli auszuscheiden. Als Nachfolger werden der Hauptversammlung vom Aufsichtsrat Norbert Freisleben (51) und Konstantin Mettenheimer (65) vorgeschlagen. Freisleben ist Geschäftsführer verschiedener GmbHs und arbeitete viele Jahre im Bereich Wirtschaftsprüfung bei KPMG.

Gründer verlässt Aufsichtsrat

Mettenheimer ist Chairman der PMB Capital Partner und war zuvor weltweiter Chairman der internationalen Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer sowie Partner bei Edmond de Rothschild Private Merchant Banking.

Firmengründer Wolfgang Grenke, der sein Mandat als stellvertretender Aufsichtsratschef seit September ruhen lässt, hatte bereits angekündigt, mit dem Ablauf der Hauptversammlung den Aufsichtsrat zu verlassen. Die Grenke Beteiligung GmbH & Co. KG, in der die Familie ihren Aktienbesitz von rund 40% gebündelt hat, beabsichtigt diesbezüglich, für die Hauptversammlung einen Vorschlag zur Wahl in den Aufsichtsrat einzureichen, hieß es gestern. Im April hatte Wolfgang Grenke bereits seinen ältesten Sohn, Moritz Grenke (Jahrgang 1985), der Mitglied des Aufsichtsrats der Grenke Bank AG ist, als seinen Nachfolger im Aufsichtsrat der Grenke AG ins Spiel gebracht.

Wie es weiter hieß, werden bei der Grenke Bank, einer hundertprozentigen Tochter der Grenke AG, beide Vorstandsmitglieder ausgetauscht. So scheidet zum 1. August 2021 der für den Marktbereich zuständige Andreas Schulz (59) aus. Seine Aufgaben übernimmt Helge Kramer (54), der zuletzt Vorstand der Frankfurter Bankgesellschaft Deutschland gewesen ist. Ebenfalls soll der für den Marktfolgebereich verantwortliche Vorstand Sven Noppes (45), dessen Vertrag ohnehin zum 31. Dezember 2021 endet, die Bank verlassen. Ein Nachfolger soll bereits im vierten Quartal dieses Jahres in die Grenke Bank eintreten.

Nach „all den Veränderungen der letzten Monate“ kennzeichnete Ernst-Moritz Lipp, Aufsichtsratschef der Grenke AG und der Grenke Bank AG, die kommende Hauptversammlung als einen wichtigen Meilenstein. Dort würden neue, unabhängige Aufsichtsratsmitglieder mit hoher Fachkompetenz vorgeschlagen, und die erfolgreiche Strategie des profitablen, zweistelligen Wachstums werde fortgesetzt.

Gleichzeitig habe man mit „einem umfassenden personellen Neuanfang“ wesentliche Weichen gestellt, sagte er mit Blick auf die neuen Grenke-Vorstandsmitglieder. Zuletzt hatte die Grenke AG Mitte Juni einen überraschenden Wechsel an ihrer Vorstandsspitze mitgeteilt. Nachdem Antje Leminsky zum 30. Juni um die Aufhebung ihres Dienstvertrages als CEO, der noch bis 2023 gelaufen wäre, gebeten hatte, übernimmt mit Michael Bücker ein ehemaliger Landesbanker den Vorstandsvorsitz.

Neue Risikochefin

Außerdem konnte bereits per Januar 2021 die ehemalige Geschäftsführerin der LBBW-Töchter Südleasing und Südfactoring, Isabel Rösler, als neue Risikochefin gewonnen werden. Im Februar musste dann das langjährige Vorstandsmitglied Mark Kindermann gehen, nachdem die von Grenke selbst beauftragten Prüfer eine Mängelliste in den Bereichen Compliance und Interne Revision zusammengetragen hatten. „Mit diesem umfassenden personellen Neuanfang bei Grenke stellen wir wesentliche Weichen“, sagte Lipps.