Lebensmittelindustrie

Welche Aufgaben den neuen Danone-Chef erwarten

Bei Danone steht die „Rentrée“, die Rückkehr aus der Sommerpause, diesmal unter einem ganz besonderen Vorzeichen. Denn dort hat jetzt Antoine de Saint-Affrique offiziell das Ruder als Nachfolger des im Frühjahr geschassten Konzernchefs Emmanuel...

Welche Aufgaben den neuen Danone-Chef erwarten

Von Gesche Wüpper, Paris

Bei Danone steht die „Rentrée“, die Rückkehr aus der Sommerpause, diesmal unter einem ganz besonderen Vorzeichen. Denn dort hat jetzt Antoine de Saint-Affrique offiziell das Ruder als Nachfolger des im Frühjahr geschassten Konzernchefs Emmanuel Faber übernommen. Für den Lebensmittelhersteller beginnt damit eine neue Ära. Bis 2023 soll auch fast der gesamte Verwaltungsrat erneuert werden.

Für den neuen Danone-Chef mangelt es nicht an Aufgaben. Zu den größten Herausforderungen, die den 1964 geborenen Manager erwarten, gehört, innerhalb des Konzerns für Ruhe zu sorgen und die Mitarbeiter neu zu motivieren. Denn die Führungskrise, die das für Marken wie Activia (Joghurt) und Evian (Mineralwasser) bekannte Unternehmen in den vergangenen Monaten er­schüttert hat, hat tiefe Spuren hinterlassen. Dabei muss de Saint-Affrique nun eng mit Verwaltungsratschef Gilles Schnepp zusammenarbeiten. Beide Funktionen waren zu Beginn des Jahres getrennt worden.

Der neue Danone-Chef, der bis Sommer 2015 den Schweizer Kakao- und Schokoladenkonzern Barry Callebaut geleitet hat, muss nicht nur das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen, sondern auch das der Märkte. Er soll deshalb in den letzten Monaten Kunden, Investoren, Analysten und Banker konsultiert haben, um sich auf seinen neuen Posten vorzubereiten. Er will nun so schnell wie möglich die Vertreter der Belegschaft von Danone treffen. Großartige öffentliche Auftritte sind von dem für seine Diskretion bekannten Manager jedoch nicht sofort zu erwarten. Der Absolvent der Wirtschaftshochschule Essec und der Harvard Business School kennt Danone bereits aus einer früheren Tätigkeit: Er hat in den 1990er Jahren nach seinem Militärdienst bei der französischen Marine im Indischen Ozean für Amora Maille gearbeitet, einen für Senf und Cornichons bekannten Würzmittelhersteller, der damals zu Danone gehörte. Dieser wurde später an Unilever verkauft. Für den britisch-niederländischen Konsumgüterkonzern war de Saint-Affrique von 2000 bis 2015 in verschiedenen leitenden Positionen tätig, zuletzt als Chef von Unilever Foods.

De Saint-Affrique muss nun bei Danone ein Führungsteam zusammenstellen, um einen Umbau durchzuführen, dessen grobe Linien von seinem Vorgänger Faber erarbeitet worden sind. So soll Danone künftig nicht mehr nach Marken und Produktgruppen organisiert sein, sondern nach geografischen Gesichtspunkten. Neben der neuen Strategie „Local First“ sorgen auch bereits beschlossene Restrukturierungen und Sozialpläne für Unsicherheit. Die Frage sei jetzt auch, wie es mit der Wassersparte weitergehe, heißt es in Paris. Denn einige Investoren finden, Danone sollte sich von ihr trennen, da sie lediglich 15% des Konzernumsatzes ausmacht und wegen der Covid-19-Pandemie stark unter den Schließungen von Restaurants gelitten hat.

Statt die Wassersparte zu verkaufen, sollte sich der Hobbysegler de Saint-Affrique vor allem darauf konzentrieren, den Frischmilchprodukten zu neuem Schwung zu verhelfen, urteilen andere Beobachter. Der Bereich pflanzenbasierter Joghurt-Produkte, auf die de Saint-Affriques Vorgänger bereits gesetzt hat, biete weiteres Potenzial. Gleichzeitig müsse der neue Danone-Chef in Entwicklung und Marketing investieren, um etablierte Marken wie Activia anzukurbeln.

Der Vater von vier Kindern dürfte bereits relativ schnell strategische Entscheidungen treffen, verlautet aus dem Umfeld des Nahrungsmittelkonzerns. In der Willkommensvideobotschaft, die er den Mitarbeitern nach seiner Berufung im Mai geschickt hat, hat er versprochen, Danone auf den Wachstumspfad zurückzubringen.