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Wendelin Wiedeking und Holger Härter angeklagt

Von Gerhard Bläske, Stuttgart Börsen-Zeitung, 20.12.2012 Große Bühne für Wendelin Wiedeking: Nach mehr als dreijährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart nun Anklage gegen den früheren Porsche-Chef, 60, und seinen einstigen...

Wendelin Wiedeking und Holger Härter angeklagt

Von Gerhard Bläske, StuttgartGroße Bühne für Wendelin Wiedeking: Nach mehr als dreijährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart nun Anklage gegen den früheren Porsche-Chef, 60, und seinen einstigen Finanzvorstand Holger Härter, 56, wegen Marktmanipulation erhoben. Den beiden Managern wird vorgeworfen, in der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW zwischen 2006 und 2009 ihre wahren Absichten, nämlich die Übernahme von VW, verschleiert oder zu spät offengelegt und damit den VW-Aktienkurs manipuliert zu haben. Ob Wiedeking und Härter in einem gemeinsamen Prozess vor den Richter müssen, entscheidet das Landgericht Anfang kommenden Jahres. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart rechnet mit einem Prozessbeginn im Februar oder März.Beiden drohen im Fall einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft. Der Vorwurf der Untreue wurde jedoch mangels Beweisen fallen gelassen.Um Wiedeking war es in den letzten Jahren still geworden. Für kleinere Schlagzeilen sorgte zuletzt die Eröffnung eines ersten Pizza-Restaurants, das Bestandteil einer Systemgastronomiekette sein soll. Der Hobbybauer, der nach wie vor im schwäbischen Bietigheim-Bissingen wohnt, hält auch Anteile an einer Schuhmanufaktur, an mehreren Internet-Touristikportalen sowie einer Immobiliengesellschaft.Nach dem Scheitern der geplanten VW-Übernahme – Porsche wurde inzwischen von VW übernommen – hatte er im Sommer 2009 seinen Hut nehmen müssen, mit einer fürstlichen Abfindung von 50 Mill. Euro und einem Jahresgehalt von 80 Mill. Euro für 2008. Einen nicht unbeträchtlichen Teil dieser Summe steckte der streitbare Querkopf, der mit Kritik an Kapitalmärkten, Analysten, Banken und Subventionsempfängern sowie Sympathien für den damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gern aneckte, in seine drei Stiftungen, die soziale, kulturelle und wissenschaftliche Zwecke fördern.Härter steht bereits seit September wegen des Vorwurfs des Kreditbetrugs vor dem Stuttgarter Landgericht. Er soll zur Gewährung eines Kredits falsche Angaben zum Liquiditätsbedarf des Unternehmens und zu Optionsgeschäften gemacht haben. Doch für den selbstbewussten Manager läuft es bisher gut. Beobachter halten einen Freispruch für wahrscheinlich (vgl. BZ vom 19. Dezember).Ähnlich wie Härter dürfte auch Wiedeking den Prozess für eine große Show nutzen.Die Anwälte Härters und Wiedekings, der 17 Jahre an der Spitze von Porsche stand und das Unternehmen vom Pleitekandidaten mit einem Börsenwert von 350 Mill. Euro zum Goldesel mit einer Kapitalisierung von 17 Mrd. Euro machte, weisen die Vorwürfe gegen ihre Mandanten in einer gemeinsamen Stellungnahme als “haltlos” zurück. Ein Großteil der anfänglich erhobenen Vorwürfe sei im Sande verlaufen. Die “Restvorwürfe” hätten sich “in tatsächlicher wie rechtlicher Hinsicht” als unbegründet erwiesen. Die Erklärungen an die Finanzwelt sind nach Ansicht der Anwälte “korrekt” gewesen und hätten den Aktienkurs gar nicht beeinflusst. Fall für die GeschichtsbücherEgal wie es ausgehen mag: Wiedeking, der am Ende als angestellter Manager seine Kräfte gegenüber dem VW-Patriarchen und Porsche- sowie VW-Großaktionär Ferdinand Piëch überschätzte, wird mit Härter in die Geschichtsbücher eingehen. Sie lancierten die spektakulärste Übernahmeschlacht der deutschen Wirtschaftsgeschichte.