Wenig Kandidaten für Blume-Nachfolge bei Porsche
Wenig Kandidaten für Blume-Nachfolge bei Porsche
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Was braucht es, um der darbenden Aktie des Sportwagenbauers Porsche Leben einzuhauchen? Scheinbar nur einen spekulativen Bericht, dass VW- und Porsche-CEO Oliver Blume seine Doppelrolle auf- und die Führung des Zuffenhausener 911er-Herstellers abgibt. Bis zu 3,5% legte die Porsche-Aktie am Mittwochmorgen zu, ehe die Euphorie schnell wieder abebbte. Die „Wirtschaftswoche“ hatte mit Verweis auf hochrangige Insider aus dem Konzern und Finanzkreise berichtet, die Suche nach einem Nachfolger an der Spitze des Sportwagenbauers laufe bereits.
Offiziell hat der VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der auch Vorstandsvorsitzender der Familienholding Porsche SE und Aufsichtsratsmitglied der Porsche AG ist, auf Anfrage der „Börsen-Zeitung“ nur die Standardfloskel parat: „Wir kommentieren Spekulationen und Gerüchte grundsätzlich nicht.“
Auch die Zukunft von Pötsch selbst ist im VW-Universum derzeit noch offen. Sein Vertrag läuft bis Ende 2026, so dass über eine mögliche Verlängerung in den nächsten Monaten gesprochen werden dürfte. Angesichts der Unwuchten bei den Autoherstellern Volkswagen und Porsche spricht viel dafür, dass die Eigentümerfamilien zusätzliche Unruhe in der Holding vermeiden wollen. Während aus dem Umfeld der Familien zu Blume nichts zu vernehmen ist, gibt es Signale, dass eine Verlängerung mit Pötsch sogar um mehrere Jahre genehm sein könnte. Und das, obwohl der ehemalige VW-Finanzvorstand am 28. März bereits seinen 75. Geburtstag feiern wird.
Derweil spricht einiges dafür, dass die Überlegungen zur Blume-Nachfolge noch laufen. Einen natürlichen internen Nachfolger gibt es bei Porsche aus verschiedenen Gründen nicht. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Michael Steiner ist als Verantwortlicher für Forschung & Entwicklung zwar ein Kandidat. Allerdings ist er allenfalls eine Übergangslösung. Im Sommer durfte er seinen 61. Geburtstag feiern. Zudem ist er seit 2002 im Konzern und leitet Forschung und Entwicklung seit 2016. Damit steht er zwar in Verbindung mit einigen Erfolgsjahren, aber auch den jüngsten Fehlschlägen der Porsche AG. Ein Neuanfang sähe anders aus.
Finanz- und IT-Vorstand Jochen Breckner feiert zwar taggleich mit SE-Vorstandschef Pötsch im März Geburtstag, wird aber erst 48 Jahre alt. Breckner wäre somit jung genug, ist aber seit zwei Dekaden durchweg nur bei der Porsche AG und war dort stets in Controlling und Finance tätig. Nicht gerade eine Vita, die angesichts der Herausforderungen bei Porsche mit dem zollbedingt drängenden Umbau des Produktionsnetzwerks sowie wettbewerbsfähigerer Modelle für den chinesischen Markt geboten scheint.
Auch beim Blick in den erweiterten Kandidatenkreis aus dem VW-Universum bleibt die Kandidatenliste überschaubar. Audi-CEO Gernot Döllner ist am Montag zwar bereits zwei Jahre im Amt. Der erfolgreiche Turnaround der schwächelnden Premiummarke ist aber noch lange nicht vollzogen. Der Abstand zum räumlich nächsten Wettbewerber BMW ist gigantisch. Die Münchener haben 2024 mit 2,45 Millionen Autos fast 800.000 Stück mehr abgesetzt als der Rivale aus Ingolstadt. Vor einer Dekade war der Rückstand rund halb so groß.
VW-Markenchef Thomas Schäfer kann zwar mit einer guten Bilanz bei der tschechischen Tochter Skoda und Anfangserfolgen in der Stabilisierung von Volkswagen aufwarten. Allerdings sind die harten Einsparungen bei VW und die noch immer unter Druck befindliche Marge keine Begleitumstände, die einen Wechsel an der Spitze opportun erscheinen lassen. Letztlich ist die Kernmarke für das VW-Universum mindestens so wichtig wie die Sportwagentochter Porsche.
Beste Chancen für Zellmer?
Schäfers Nachfolger an der Skoda-Spitze, Klaus Zellmer, erscheint aus Sicht von Konzernbeobachtern wie Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer als geeignetster interner Kandidat. Zellmer hat auf der von Schäfer gelegten Basis weiter aufgebaut und Skoda zur mit Abstand erfolgreichsten VW-Marke gemacht, die bei der Profitabilität auch an den Premiummarken vorbeigezogen ist. Im ersten Halbjahr kam Skoda auf 8,5% Umsatzrendite, während Porsche gerade mal auf 5,5% und Audi sogar nur auf 3,3% kam. Zellmer, der 2020 in den VW-Konzern gewechselt ist, hat zuvor viele Jahre bei Porsche gearbeitet und wäre somit auch dem Betriebsrat sicher besser zu vermitteln als ein Kandidat von Außen.
Dass ein Manager von den Rivalen Mercedes oder BMW an die Porsche-Spitze geholt werden kann, erscheint aktuell unrealistisch. BMW-Chef Oliver Zipse hat zwar seinen bis Ende 2026 laufenden Vertrag schon einmal über die übliche Altersgrenze von 60 Jahren hinaus verlängert. Damit dürfte aber der interne Wettlauf um die Nachfolge gestartet sein – mit ungewissem Ausgang. BMW-Chef erscheint derzeit der attraktivere Job als Porsche-Chef. Und bei Mercedes dürfte der wackelnde Stuhl von Ola Källenius ambitionierte Manager vom Wechsel abhalten.