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Westwing-Mitgründer Smalla macht Platz für Hoerning

Mit der Berufung von Andreas Hoerning an die Firmenspitze stärkt der Onlinehändler Westwing die eigenen Produkte für die Inneneinrichtung. Mitgründer Smalla agiert künftig als Berater.

Westwing-Mitgründer Smalla macht Platz für Hoerning

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Der auf Produkte für die Wohnungseinrichtung spezialisierte Onlinehändler Westwing steht vor einem Wechsel an der Firmenspitze. Anfang Juli steigt der bisherige Chief Commercial Officer Andreas Hoerning zum CEO auf. Der bisherige Vorstandschef Stefan Smalla zieht sich in eine Beraterrolle zurück. Er hatte das Unternehmen 2011 zusammen mit Kreativ-Chefin Delia Lachance und weiteren Mitstreitern gegründet und im Oktober 2018 an die Börse geführt.

Neuer Unternehmenskern

Mit dem Wechsel unterstreicht der Konzern, der sich als „Marktführer für inspirationsgetriebenen Home & Living E-Commerce in Europa“ sieht, die Bedeutung der Westwing Collection, die zum neuen Firmenkern werden soll. Diese 2018 lancierte Schiene umfasst die eigenen Produkte. Ins Leben gerufen hat sie Hoerning, der seit mehr als sieben Jahren für die in München ansässige Gesellschaft arbeitet.

Hoerning habe die Westwing Collection zu einem florierenden Geschäft mit einem Bruttowarenwert von mehr als 200 Mill. Euro aufgebaut, das heute 37 % des Umsatzes und mehr als 50 % des Gewinns erwirtschafte, teilt der Konzern mit. Nun werde Hoerning die nächste Phase leiten und bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse am 11. August 2022 Details dazu vorstellen. Darüber hinaus ist der Manager für die Bereiche Tagesthemen, Dauersortiment, Marketing und Kundenservice verantwortlich. Vorher war Hoerning, der zu einem wirtschaftsrechtlichen Thema promoviert hat, als Projektleiter für Boston Consulting tätig.

Mitgründer Smalla scheide nach elf Jahren im gegenseitigen Einvernehmen zum 30. Juni aus, heißt es in der Mitteilung. Er werde dem Unternehmen künftig beratend zur Seite stehen. Zudem ist er auf der Aktionärsseite an Bord.

Zu seinen weiteren Plänen hält sich Smalla bedeckt: „Wie es für mich beruflich weitergeht, habe ich noch nicht entschieden“, lässt er sich zitieren. Seinen Nachfolger würdigt Smalla als „brillanten Unternehmer, Retailer und Leader“. Und der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Barchewitz glaubt, dass man mit Hoerning einen „außerordentlich starken internen Nachfolger“ gefunden hat, der Westwing „auf die nächste Stufe“ führen werde.

Der 1977 geborene Smalla, Diplom-Kaufmann und früherer Unternehmensberater, ging im Jahr 2000 zu Dooyoo, einer Kundenbewertungs- und Preisvergleichsplattform, gründete 2003 ein soziales Netzwerk und arbeitete ab 2004 für die Unternehmensberatung Bain. Bei Westwing war er über viele Jahre der Betriebswirtschaftler an der Seite von Kreativ-Chefin Lachance (geb. Fischer), die hinter der Geschäftsidee steckt und bei der die Fäden in Sachen Sortiment sowie Produktauswahl und -präsentation zusammenliefen. Nach einer Babypause kam Lachance Anfang November 2020 als Chief Creative Officer zurück, gehört aber nicht mehr dem Vorstand an.

Auf Schub folgt Einbruch

Die Pandemie hatte Westwing einen ungeahnten Aufschwung beschert. Inzwischen zeigt sich aber die Kehrseite. Denn dem Corona-Boom folgt ein Umsatzeinbruch. In den ersten drei Monaten 2022 schrumpften die Erlöse um 20 % auf 111 Mill. Euro. Die Zahl der aktiven Kunden ging um 7 % auf 1,59 Millionen zurück und das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 1,7 Mill. Euro im roten Bereich.

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