Rivian

Wieso CEO Scaringe kein Elon Musk 2.0 ist

Der E-Truck-Hersteller Rivian ist mit dem IPO direkt zum Börsenstar aufgestiegen. Der Marktwert liegt bereits bei 120 Mrd. Dollar. CEO Robert „RJ“ Scaringe verbindet dennoch wenig mit Tesla-Chef Elon Musk – außer der frühen Liebe zu Porsche.

Wieso CEO Scaringe kein Elon Musk 2.0 ist

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Elon Musk hat nicht nur die öffentliche Vorstellung davon geprägt, wie ein Elektroauto auszusehen hat, sondern auch die Erwartung daran, wie der Gründer eines E-Auto-Pioniers öffentlich auftritt. Diesen Maßstab angelegt, passen Robert „RJ“ Sca­ringe, Gründer und CEO von Rivian, die Schuhe des Tesla-Chefs nicht so recht. Tatsächlich scheint er in vielerlei Hinsicht fast ein Gegenentwurf zu Musk zu sein. Während der Tesla-Chef für seine ausschweifenden Partys und ungesunde Lebensweise fast schon berüchtigt ist, ernährt sich der 38-jährige Scaringe vegan und achtet auch sonst eher auf einen bescheidenen Auftritt. Zudem gilt er nicht nur als auto-, sondern auch als sportbegeistert, während Musk nicht gerade als Freund größerer nicht motorisierter Bewegung gilt. Derweil ist Sca­ringe etwa regelmäßig mit dem Mountainbike unterwegs. Auch gilt der Amerikaner laut US-Medien als ruhiger und durchaus angenehmer Chef. Musk hingegen kann Berichten zufolge extrem unangenehm werden – nicht nur auf Twitter. Der Rivian-Chef hat zudem am prestigeträchtigen Sloan Automotive Lab des MIT promoviert. Musk wurde an der Universität Stanford in ein PhD-Programm aufgenommen, das er aber nach zwei Tagen wieder abbrach.

Gemeinsamkeiten gibt es indes ebenso. Wie bei Musk verhalf auch Scaringe ein Porsche zur Liebe zum Automobil. Während der Tesla-Gründer erst unlängst wieder seine Begeisterung für den 911 bekannte, hatte Scaringe als Jugendlicher Spaß gefunden an der Restauration des alten Porsche 356 eines Nachbarn.

Der größte Unterschied ist indes wohl, dass der in Florida aufgewachsene Rivian-Gründer deutlich länger brauchte und mehr Investoren an Bord nehmen musste, ehe er den Börsengang mit seinem Autobauer durchziehen konnte. Bei Tesla vergingen zwischen Gründung und IPO nur sieben Jahre, bei Rivian waren es fünf mehr. Zudem musste Sca­ringe mehrfach den Ansatz wechseln. Zunächst sollte unter dem Firmennamen „Mainstream Motors“ ein hocheffizientes Sportauto mit einem bezahlbaren Preis gebaut werden. Als das missglückte, wollte Scaringe unter dem neuen Firmennamen Averra exklusive Supersportwagen bauen. Als auch dies misslang, kam der Schwenk zu hocheffizienten Trucks und dem Firmennamen Rivian. Erst mit dem Eintritt in den Elektro-Truck-Markt standen plötzlich auch die Geldgeber Schlange. Unter anderem stiegen Ford und Amazon groß ein.

Während Musk bei Tesla trotz der jüngsten Aktienverkäufe größter Aktionär ist, beläuft sich der Anteil von Scaringe an Rivian nur noch auf 2%. Auch das ist viel Geld: Am Donnerstag war der Börsenwert von Rivian untertägig auf 122,4 Mrd. Dollar gestiegen, so dass der Anteil rund 2,4 Mrd. Dollar wert ist. Richtig freuen darf sich Amazon, die 19% hält bzw. 23,3 Mrd. Dollar. Gründer Jeff Bezos hält noch etwas mehr als ein Zehntel an Amazon und kommt damit indirekt auf einen ähnlich hohen Anteil wie Scaringe – jedoch mit weit weniger Stimmrechten.

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