PERSONEN

Winfried Reimann

cd - Gegen den geldpolitischen Irrsinn in Gestalt des Quantitative Easing hätte er leidenschaftlich angeschrieben, doch sein Gesundheitszustand beschränkte ihn schon seit einigen Jahren auf die Beobachterrolle, und auch die fiel ihm zuletzt immer...

Winfried Reimann

cd – Gegen den geldpolitischen Irrsinn in Gestalt des Quantitative Easing hätte er leidenschaftlich angeschrieben, doch sein Gesundheitszustand beschränkte ihn schon seit einigen Jahren auf die Beobachterrolle, und auch die fiel ihm zuletzt immer schwerer. Ob das von ihm befürchtete dicke geldpolitische Ende noch kommt, wird Winfried Reimann, Mitglied der Chefredaktion der Börsen-Zeitung von 1968 bis 1995, nicht mehr erfahren: Im Alter von 85 Jahren ist er verstorben.Schon das Projekt der Europäischen Währungsunion betrachtete Reimann mit Skepsis und als “überzeugter Europäer”, als der er sich sah, musste er später beobachten, wie die Krise der Währungsunion dieses Europa eher spaltete als vereinte. Die Entstehungsgeschichte der Währungsunion hat Reimann für die Börsen-Zeitung als Mitglied der Chefredaktion mit Sitz in Düsseldorf begleitet. Die Leser haben ihn dabei bis zu seiner Pensionierung 1995 und anschließend als Kolumnist noch bis zum Jahr 2000 als engagierten Streiter für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik kennengelernt. Denn neben der Kredit- und Versicherungswirtschaft galt seine Vorliebe den geld- und währungspolitischen Themen und insbesondere ordnungspolitischen Fragen.Sein mitunter rebellischer Idealismus und sein ordnungspolitischer Purismus fanden ihre Entsprechung im journalistischen Perfektionismus. Seine spätabendlichen Anrufe in der Druckerei kurz vor Andruck der Zeitung mit dem nachdrücklichen Wunsch, eine schon wohl gesetzte Formulierung in seinen Beiträgen durch eine noch treffendere zu ersetzen, sind Legende.Sein ökonomisches Rüstzeug erwarb der gebürtige Dresdner mit dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln, wo Reimann nebenher auch erste journalistische Erfahrungen mit dem Verfassen von Börsenberichten für die Börsen-Zeitung sammelte. Als Redakteur war er dann zunächst für das Handelsblatt tätig mit den Themenschwerpunkten Börse, Kapitalmarkt und Währungen, ehe er 1968 zur Börsen-Zeitung stieß und als Mitglied der Chefredaktion seinen Dienstsitz in Düsseldorf nahm. Für die Rhein-Ruhr-Redaktion dieser Zeitung wie auch für die Frankfurter Zentralredaktion war er Ideengeber, für die Leser einer der eifrigsten Kommentatoren dieses Blattes und für viele junge Kollegen auch warmherziger Ratgeber.Viele journalistische Projekte, die Winfried Reimann sich für den Ruhestand vorgenommen hatte, blieben unerledigt, weil er sich mit großer Hingabe der Pflege seiner von einem schweren Schlaganfall getroffenen Frau widmete. Doch den täglichen Nachrichtenfluss und dessen Interpretation in der Tages- und Finanzpresse verfolgte er noch bis vor wenigen Jahren sehr intensiv und tauschte sich darüber regelmäßig mit Weggefährten aus.