Wolfgang Eder 65
cru – Dr. Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender des größten österreichischen Stahl- und Industriekonzerns Voestalpine und Vizepräsident des Weltstahlverbands Worldsteel, feiert am Sonntag (5. Februar) seinen 65. Geburtstag. Eders Vorstandsvertrag läuft noch bis Ende März 2019. Ob er dann aufhören wird, ist noch offen. Einen designierten Nachfolger gibt es bisher nicht.Derzeit muss sich Eder mit einem mindestens lästigen Thema herumschlagen: Die Kostensteigerungen um ein Drittel bzw. rund 250 Mill. Dollar beim neuen US-Werk des Linzer Stahlkonzerns haben die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) auf den Plan gerufen. Die Behörde will die Informationspolitik rund um den Kostenanstieg unter die Lupe nehmen und prüfen, ob alle Börsenregeln eingehalten wurden.Im Oktober 2014 hatte Eder die Präsidentschaft von Worldsteel übernommen und wurde als erster Manager überhaupt in der 50-jährigen Geschichte des Verbands im Jahr 2015 für eine zweite Amtszeit nominiert. Sein Nachfolger an der Spitze von Worldsteel ist nun John Ferriola, CEO des US-amerikanischen Stahlkochers Nucor. Unkonventioneller ManagerEder gilt als unkonventioneller Manager, weil ihm herkömmliche Hierarchien gleichgültig sind. Seit fast 39 Jahren arbeitet er für den ehemaligen Staatskonzern Voest, den er mühsam restrukturiert hat, und er lässt durchblicken, dass er ungute Erinnerungen mit der Zeit verbindet, als die Spitzenposten noch nach Parteibuch vergeben wurden.Eder studierte in den siebziger Jahren Jura an der Universität Salzburg und trat 1978 als Experte für Gesellschaftsrecht in das Unternehmen ein. Dort wurde er 1982 Prokurator, 1988 Bereichsleiter für Konzernkoordination und war 1995 maßgeblich am Börsengang der Voest-Alpine Stahl AG beteiligt. Seit Dezember 1995 ist er Mitglied des Vorstandes, im September 2001 wurde er Vizevorstandsvorsitzender und seit 1. April 2004 leitet er als Vorstandsvorsitzender den nun als Voestalpine firmierenden Konzern, der mit 7 Mrd. Euro Marktwert zu den schwereren ATX-Titeln gehört. Umsatz seit 2004 verdoppeltDer Mann mit der markanten schwarzen Brille hat seither den Jahresumsatz auf zuletzt 11 Mrd. Euro mehr als verdoppelt und Voestalpine zum derzeit profitabelsten Stahlkonzern in ganz Europa gemacht. Eder schaffte 2007 die Akquisition und recht geräuschlose Integration des steirischen Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm. Und er stellte den Konzern insgesamt auf ein breiteres Fundament: Heute ist Voestalpine längst kein reiner Stahlkocher mehr. Zu zwei Dritteln ist das Unternehmen mittlerweile ein Verarbeitungskonzern mit einer langen Wertschöpfungskette und Kunden in strategisch wichtigen Märkten wie der Auto- und Energieindustrie.Auch wenn jetzt der runde Geburtstag vor der Tür steht: Eder ist alles andere als amtsmüde. Der Vater zweier Kinder hat bisher nicht angedeutet, dass er 2019 aufhört. In Brüssel trat der sonst eher zurückhaltend agierende Manager zuletzt vor allem als Kämpfer gegen eine zu ambitionierte EU-Klimapolitik auf.