Worauf es bei Systemic Investing ankommt
IM Podcast: Falko Paetzold
Neue Perspektiven durch Systemic Investing
sar Frankfurt
Geld investieren und damit eine bestimmte Entwicklung befördern – diese Idee kennen die meisten von Impact Investments. Auch Systemic Investing zielt auf Ergebnisse ab, allerdings unterscheiden sich die Ansätze. „Der große Unterschied liegt daran, dass man beim Impact Investing letztlich in einzelne Punktlösungen investiert“, erklärt Falko Paetzold, Gründer und Leiter des Center for Sustainable Finance and Private Wealth im Fachbereich Finanzen der Universität Zürich, im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
So könne Impact Investing etwa darauf abzielen, in einem Fahrzeug eine andere Antriebstechnologie zu verwenden. Das systemische Investieren könnte stattdessen betrachten, wie die Mobilität in Deutschland für Einzelpersonen aufgestellt ist: „Wer sind die unterschiedlichen Akteure, und dann – ganz wichtig – was sind die wichtigsten Hebelpunkte, um tatsächlich großen Wandel in diesem ganzen System zu erreichen?“
Paetzold arbeitet häufig mit hochvermögenden Personen zusammen. Seine Karriere begann er aber ganz klassisch im Banking: „Ich habe mich schon immer gefragt, wie ich den größten Hebel durch meine Arbeitsleistung haben kann in meinem Leben“, berichtet Paetzold. Er sei dann im Finanzbereich gelandet, „weil im Kapitalismus natürlich Finanzströme extrem entscheidend sind“.
Kundenberater unter Zeitdruck
Er habe schnell gesehen, dass viele Hochvermögende an Nachhaltigkeit sehr interessiert seien – doch die Kundenberater bildeten mitunter eine Barriere. „Es mangelt oft nicht unbedingt am Angebot von Produkten“, betont Paetzold. Doch die Kundenberater könnten mir ihren Kunden eben nur begrenzt Zeit verbringen. „Da ist es vielen Kundenberatern einfach zu kompliziert, herauszufinden, welche Nachhaltigkeitsthemen, welche Ansätze etc. jetzt diesen einen Kunden oder die Kundin interessieren – und dann lassen sie es einfach“, beobachtet er.
Paetzold hat mit seinem Team auch einen Investor Guide entwickelt, der die Herangehensweise des Systemic Investing zusammenfasst. Entscheidend ist aus seiner Sicht, dass sich die Investoren selbst überlegen, was sie mit ihren finanziellen Mitteln erreichen wollen, wie ihre Renditeerwartungen sind und wie stark sie das Investment mit philanthropischer Arbeit verbinden wollen. Vermögensverwalter oder Berater führten diese Diskussion mit den Kunden zu wenig, kritisiert Paetzold. Am Ende könne auch die Lösung stehen, für unterschiedliche Kapitaltöpfe verschiedene Ziele auszurufen. „Das können Impact-Ziele sein, das können finanzielle Ziele sein.“
Family Offices suchen enge Vernetzung
Letztlich befinde sich jedes Thema, mit dem sich ein Investor auseinandersetzt, in einem System – von Elektromobilität über Fischerei bis zum Gesundheitssystem. Systemic Investing sei ein hochkollaborativer Ansatz, „wo man eben sehr schnell merkt, dass man für wirklich intelligente Investmententscheidungen mit auch anderen Stakeholdern sprechen möchte, mit denen man vielleicht sonst gar nicht gesprochen hat.“ Gerade Family Offices seien oft sehr eng vernetzt.
Synergien im Portfolio
Einen grundlegenden Unterschied zu herkömmlichen Investitionsansätzen sieht Paetzold mit Blick auf Diversifikation: Während viele Anleger auf breit gestreute Investments setzen, um ihre Risiken zu streuen, entfaltet Systemic Investing seine volle Wirkung nur, wenn die Investoren auf Synergien innerhalb eines Portfolios abzielen.
Um eine Streuung bei den Risiken hinzubekommen, bauen Investoren sich daher mehrere Portfolien auf, erklärt Paetzold. „Die Diversifikation wird eigentlich erreicht durch die unterschiedlichen Portfolien. Aber innerhalb dieser Portfolien sucht man nach Synergien.“
Paetzold ist überzeugt, dass auch traditionelle Investoren von dem Ansatz noch lernen können. Das Prinzip findet er so einleuchtend, dass man den Ansatz aus seiner Sicht, wenn man ihn einmal verinnerlicht hat, „nicht wieder vergessen kann“.