Wirtschaftskanzlei

GSK Stockmann will 100-Mill.-Euro-Marke knacken

Die Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Managing Partner Oliver Glück und Chief Operating Officer Carsten Knoll erläutern ihre Zukunftspläne.

GSK Stockmann will 100-Mill.-Euro-Marke knacken

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Die Anwaltskanzlei GSK Stockmann will in den nächsten fünf Jahren unter die Top 20 in Deutschland vorstoßen. „Dieses Ziel halte ich für realistisch“, sagt Managing Partner Oliver Glück im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zuletzt zählte GSK mit Erlösen von 95 Mill. Euro zu den 30 umsatzstärksten Sozietäten in Deutschland. Im Jubiläumsjahr 2022 – die Kanzlei feiert ihr 25-jähriges Bestehen – soll die 100-Mill.-Euro-Marke beim Umsatz erreicht werden.

Seit Gründung 1997 ist GSK nach eigenen Angaben von anfangs 10 auf mehr als 250 Anwälte und Steuerberater und 600 Mitarbeiter gewachsen. Ziel sei nie gewesen, zu einer Full-Service-Kanzlei zu werden, sondern fokussiert und sektorbasiert zu agieren. Die meisten Gründungspartner seien noch an Bord.

Niederlassungen gibt es in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Heidelberg, Luxemburg und neuerdings London. Seit sechs Jahren hat GSK mit Carsten Knoll einen Chief Operating Officer, der Betriebswirt ist, kein Jurist. Knoll, der vorher bei der Deutschen Bahn und als Berater für KPMG arbeitete, deckt nicht nur Bereiche wie Accounting, Controlling, Personal und IT ab, sondern bringt sich auch in Strategie- und Mandatsthemen ein, was für partnergeprägte Kanzleien ungewöhnlich ist.

„Die Kanzlei ist sich selbst stets treu geblieben“, versichert Knoll. „Wir haben keine Riesen-Teams reingeholt, sondern sind intern gewachsen, also ohne große Fusionen.“ Seit 2017, als der Umsatz bei 56 Mill. Euro lag, habe sich das Geschäft fast verdoppelt. Das organische Wachstum sei sehr erfolgreich, auch was das Finanzielle angeht: „Wir finanzieren uns aus dem Eigenkapital.“ Der Gewinn sei Jahr für Jahr leicht gestiegen. „Stabilität war uns immer wichtig“, betont Glück. Weder in der Finanz- und Bankenkrise noch während Pandemie habe GSK Mitarbeiter entlassen müssen.

„Von Größe und Marktwahrnehmung her gehören wir zu den Top-Kanzleien in Deutschland“, sagt Glück, der seit seinem Berufseinstieg für GSK arbeitet und 2012 zum Partner aufstieg. „Wir haben viel darüber nachgedacht, worauf wir uns konzentrieren. So sind wir zu einer fokussierten Kanzlei geworden, bei der klar ist, wofür sie steht.“

Ein starkes Standbein hat GSK in der Immobilienwirtschaft und in Finanzdienstleistungen. Dieser Kern sei um andere Bereiche wie Fonds, Kapitalmarkt, Mobility, Energie und Healthcare sowie den öffentlichen Sektor erweitert worden. Die Immobilienwirtschaft steht für ein Viertel des Umsatzes, der Anteil der Mandanten mit Real-Estate-Bezug sei aber deutlich höher, sagt Knoll.

Auslandsanteil soll steigen

Als stark wachsende Bereiche nennt Glück das Finanzaufsichtsrecht sowie Nachhaltigkeit/ESG, dann Capital Markets (Stichwort Green Bonds), Themen wie Fintechs, Crowdfunding und Kryptowährungen, Restrukturierung und Private Equity/Venture Capital. Litigation, also Prozessführung, wachse ebenfalls stark.

Strategisch richtet GSK den Blick auf die Weiterentwicklung von der Produkt- zur Lösungsberatung. „Dazu gehört, dass wir interdisziplinärer auftreten und unsere Beratungsteams mit weiteren juristischen, betriebswirtschaftlichen und auch digitalen Expertisen anreichern. Damit bieten wir unseren Mandanten einen One-Stop Shop für ihre jeweiligen unternehmerischen Herausforderungen an“, sagt Knoll. Das Thema Nachhaltigkeit betreffe alle Sektoren, dafür wolle man übergreifende Beratungsprodukte anbieten.

Legal Tech und Digitalisierung hat GSK Stockmann in einem Compe­tence Center angesiedelt. Ein interdisziplinäres Team entwickelt digitale Rechtsberatungsprodukte, etwa einen Mietvertragsgenerator, mit dessen Hilfe Mandanten bei der Vermietung von Bestandsgebäuden, Refurbishments und Projektentwicklungen schnell und zu kalkulierbaren Kosten einen automatisierten Mietvertragsentwurf erstellen können.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Expansion im Ausland, für die vor allem das Luxemburger Büro steht, in dem inzwischen über 30 Anwälte arbeiten. Der Auslandsanteil, also die Aufträge von Kunden außerhalb Deutschlands (und Luxemburgs), bewegt sich bei 15 % des Umsatzes.

Daraus sollen in den nächsten zwei Jahren 20 bis 25 % werden. Maßgeblich dazu beitragen soll das neue Büro in London, das in diesem Monat an den Start geht. Zudem will GSK die Kooperation mit Partnerkanzleien in Belgien und den Niederlanden sowie in Österreich und der Schweiz verstärken. Hier habe es in den letzten Jahren für GSK die meisten Synergien gegeben. „In fünf Jahren wollen wir als eine europäische sektorbasierte Wirtschaftskanzlei wahrgenommen werden“, sagt Knoll.

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