renditeMischfonds im Praxistest

Nur wenige ausgewählte Fonds haben ihre Risiken im Griff

Vielen Fondslenkern ist es zuletzt nicht gelungen, ihre Risiken im Griff zu halten. Dies zeigt eine Analyse des maximalen Verlusts und der Erträge von Mischprodukten in den vergangenen fünf Jahren. Doch nicht alle Fondslenker haben zuletzt auf der Risikoseite versagt. Ausgewählte Manager haben geliefert.

Nur wenige ausgewählte Fonds haben ihre Risiken im Griff

Nur wenige Fonds haben die Risiken im Griff

Etliche Produkte wurden 2022 nach unten durchgereicht – Alte Hasen wie Ehrhardt, Kaldemorgen, Flossbach, Schilling und Raviol überzeugen

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Vielen Fondslenkern ist es zuletzt nicht gelungen, ihre Risiken im Griff zu halten. Dies zeigt eine Analyse des maximalen Verlusts und der Erträge von Mischprodukten in den vergangenen fünf Jahren. Doch nicht alle Fondslenker haben zuletzt auf der Risikoseite versagt. Ausgewählte Manager haben geliefert.

Blankes Entsetzen war vielen Investoren ins Gesicht geschrieben, als sie ihren Depotauszug für das Jahr 2022 im Postfach aufgemacht haben. Wie beim Untergang der Titanic ist im letzten Jahr plötzlich ein Eisberg aufgetaucht. Denn sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleihenseite kam es zu extrem hohen Verlusten. Manche Beobachter attestieren sogar historisch hohe Einbußen. Und einige der betroffenen Investoren hatten dann auch von den Kapitalmärkten genug und sind zur Unzeit ausgestiegen. Damit haben sie aber wiederum die deutliche Erholung an den Aktienmärkten verpasst.

Doch gibt es nicht Fonds, welche die Risiken an den Kapitalmärkten unter Kontrolle haben, und die es zugleich schaffen, über die Jahre eine auskömmliche Rendite zu erzielen? Dazu hat rendite eine Untersuchung durchgeführt, die zu einem sehr durchwachsenen Ergebnis führt. Denn besonders im schwierigen Börsenjahr 2022 hatten nur wenige Mischfonds ihre Risiken im Griff, hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Viele Produkte sind mit der Situation nicht fertiggeworden, dass sowohl Aktien als auch Anleihen massiv an Boden verloren. Dazu gehören auch angeblich einigermaßen sichere Mischfonds, in die Investoren Milliardenbeträge investiert haben. Auf der anderen Seite gibt es auch eine gute Botschaft: Ausgewählten Fonds, von denen wir einige in der Tabelle aufgeführt haben, gelang es, in den vergangenen fünf Jahren die maximalen Verluste in Grenzen zu halten und zugleich positive Erträge zu erwirtschaften.

Doch zunächst zu dem Design der rendite-Analyse. Die Volatilität eines Fonds ist in Sachen Risiko nicht unbedingt ein sehr aussagekräftiges Risikomaß, zumal die Volatilität auch je nach Börsenphase stark schwankt. Entscheidend in Sachen Risikokontrolle ist vor allem, wie ein Fonds abschneidet, wenn extrem schlechtes Börsenwetter herrscht, wie zum Beispiel im vergangenen Jahr. Und hier ist der maximale Verlust oder der Maximum Drawdown in einer Periode doch ein sehr anschauliches und aussagekräftiges Risikomaß. Er zeigt auf, wie viel ein Investor mit einem Fonds maximal in einer Periode verlieren hätte können.

Daten sind leicht erhältlich

Sind denn solche Daten überhaupt für die Breite hierzulande erhältlich? Ja, der maximale Verlust eines Fonds ist zum Beispiel über den Scope Explorer coram publico und sogar kostenfrei erhältlich. Einfach Wertpapierkennnummer oder ISIN auf der entsprechenden Website eingeben, und schon erhält man das Ergebnis. Jeder Investor kann das gerne einmal mit dem von ihm gehaltenen Fonds probieren. Manche Anleger erleben dabei ihr blaues Wunder, nämlich wie risikoreich ihr Fonds langfristig eigentlich ist, zumindest dann, wenn es an der Börse bei Aktien und Anleihen stürmt.

In der rendite-Untersuchung haben wir festgelegt, dass der maximale Verlust eines Mischfonds, auch Multi-Asset-Fonds genannt, oder eines Absolute Return, in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr als gut 10% betragen sollte. Daher haben wir, einen kleinen Puffer eingerechnet, rund 12% als Kriterium definiert. Mischfonds, die einen maximalen Verlust von 16%, 20% oder noch mehr aufweisen, fallen somit durch den Rost. Und da haben wir dann bei der Analyse unser blaues Wunder erlebt: Etliche Mischfonds, darunter viele bekannte Dickschiffe renommierter Fondsgesellschaften, mitunter auch vielfach prämierte Produkte, haben es nicht geschafft, unser Kriterium einzuhalten. Jetzt könnte man etliche Produkte dazu aufführen, denn es sind viele. Wir haben uns aber vielmehr dazu entschieden, eine Positivliste zu veröffentlichen mit Fonds, die Risiken im Griff haben.

Hausaufgaben machen

Eines muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden: Viele Fondsgesellschaften, die mit ihren Mischfonds vor allem im vergangenen Jahr hohe Verluste erlitten haben, müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen. Gut, eine Situation an den Märkten, in der wie im vergangenen Jahr Aktien und Anleihen nach unten durchgereicht werden, ist recht selten. Aber sie ist real eingetreten. Und auch in solchen Situation sollte eine Risikokontrolle im Mantel eines Mischfonds funktionieren!

Für Investoren ist es nicht allein wichtig, die Risiken im Griff zu haben. Ziel eines Investments ist es natürlich auch, über die Jahre auskömmliche positive Erträge zu erwirtschaften. Daher haben wir auch dieses Kriterium für die vergangenen fünf Jahre in unserer Untersuchung berücksichtigt. Fonds, die Verluste produziert haben oder eine allzu magere Performance, sind ebenfalls durch den Rost gefallen.

Doch nun zu unserer Positivliste. Was dabei auf den ersten Blick auffällt, ist, dass sich unter den Fondsmanagern, die ihre Risiken im Griff haben, sehr viele erfahrene Fondsmanager, alte Hasen, befinden. Diese haben angesichts etlicher Einbrüche und Krisen an den Kapitalmärkten in den vergangenen Jahrzehnten erlebt, dass Märkte eben keine Einbahnstraße sind, und wie kräftig Aktien, aber auch Anleihen einbrechen können. So haben zum Beispiel Jens Ehrhardt, Klaus Kaldemorgen, Bert Flossbach, aber auch Volker Schilling und Alexander Raviol die Risiken in ihren Fonds im Griff, und ihre Produkte sind auch im vergangenen Jahr nicht massiv nach unten durchgereicht worden.

Zum anderen trägt natürlich ein klarer Absolute-Return-Ansatz oder eine klare risikoarme Strategie vielfach mit dazu bei, dass ein Fonds sich auch in schwierigen Zeiten behauptet. Hinreichend ist das aber nicht, denn viele Fonds, die Risikovermeidung in ihren Produktbeschreibungen aufführen, haben es eben im vergangenen Jahr nicht geschafft, ihre Risiken im Griff zu halten.

Ein geringeres Risiko gibt es nicht umsonst. Denn natürlich steht die Risikobegrenzung der Erzielung möglichst hoher Erträge gegenüber. „Es geht hier nicht um das Übertreffen einer Benchmark oder um möglichst hohe Erträge“, sagt Klaus Kaldemorgen, der Manager des risikobegrenzten 14,2 Mrd. Euro schweren DWS Concept Kaldemorgen, des von ihm konzipierten Fonds, der auch seinen Namen trägt. „Vielmehr soll ein vernünftiges Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag erzielt werden. Wenn ich Risiken eingehe, dann dort, wo dem auch ein deutlicher Ertrag gegenübersteht.“

Gold immer dabei

Einen aktiven, flexiblen Investmentansatz verfolgt auch Bert Flossbach mit seinem 25 Mrd. Euro schweren Mischfonds Multiple Opportunities. Dabei ist ein eigenes Weltbild Grundlage für die Assetallokation. Und aus Risikoaspekten ist Gold als Sicherheitspuffer immer dabei. Ähnlich wie Kaldemorgen begrenzen auch Alexander Raviol und sein Team beim Lupus alpha Return den maximalen Verlust auf jährlich 10%. Die strenge Risikokontrolle hat sich nicht zuletzt auch im vergangenen Jahr ausgezahlt.

Ausgewählte Fonds, die Risiken im Griff haben: 
Performance und maximaler Verlust in den vergangenen fünf Jahren 
NameAuM PerformanceMaximalerLfd. Kosten 
in Mill. Europro Jahr (%)Verlust (%)pro Jahr (%)
BGF Global Allocation A2 USD13.5465,5−12,11,77
Capital Group Global Allocation (LUX) 1.6134,7−9,41,64
Der Zukunftsfonds322,0−6,31,01
DWS Concept Kaldemorgen LD14.2083,1−9,81,54
Ethna-Aktiv A1.9291,3−9,31,81
Flossbach von Storch Multiple Opp. R25.0054,0−11,11,62
FMM-Fonds4953,3−12,01,62
Goldman Sachs Abs Ret. Tracker Pf Base 8783,7−9,91,52
JPM Access Balanced EUR A Acc4.5473,7−11,91,69
Lupus alpha Return I1151,6−8,00,62
Nordea 1 – Stable Return BP EUR5.7711,6−8,51,79
R+P Rendite Plus UI282,0−5,01,36
Quelle: Scope Explorer 6/2023; AuM = Assets under Management