Wer bundeseigene Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 460000 Hektar und etwa 36000 Wohnungen verwalten kann, dem ist auch zuzutrauen, die Produktion von Impfstoffen in Deutschland voranzubringen. So denkt man offenbar in der Bundesregierung, die Christoph Krupp als Leiter eines Sonderstabs im Wirtschaftsministerium für mehr Investition in die Impfstoffproduktion auserkoren hat. Der 61-Jährige ist seit Oktober 2018 Sprecher des Vorstands der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Nach Möglichkeit schon ab 1. März soll er zeitlich befristet von dieser Aufgabe entbunden werden und als Ansprechpartner für Impfstoffhersteller fungieren, um sowohl kurzfristig auftretende Probleme in den Lieferketten der Konzerne zu lösen als auch langfristige Investitionen der Hersteller von Vakzi­nen am Produktionsstandort Deutschland zu fördern.

„Wir haben jetzt in Gesprächen mit Herstellern festgestellt, dass es nicht wenige Hersteller gibt, die darüber nachdenken, in Deutschland zu investieren“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag. Der von Krupp geleitete Sonderstab soll sicherstellen, dass diese Investitionen nicht an fehlender Förderung scheitern. „Wir haben jetzt die Chance, den Pharmastandort Deutschland für die 20er Jahre zu stärken und eine der Impfstoffstätten der Welt zu werden“, sagte der Gesundheitsminister. „An den Finanzen wird es nicht scheitern“, ergänzte ein Sprecher von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am Freitag. Die notwendigen Mittel würden bereitgestellt.

Der SPD-Kanzlerkandidat, der sich in den vergangenen Wochen immer wieder kritisch zum Stand der Impfkampagne und der Geschwindigkeit der Impfstoffproduktion in Deutschland geäußert hatte, scheint im Kabinett die treibende Kraft hinter dem neuen Sonderstab zu sein. Den Vorschlag, einen Impfstoffbeauftragten zu berufen, habe Scholz bereits in der Vorwoche ins Kabinett eingebracht und dabei auch Krupp ins Gespräch gebracht, berichtet der „Spiegel“. Der Diplom-Physiker gilt als Vertrauter des Finanzministers.

In den Jahren 2011 bis 2018, als Scholz Oberbürgermeister der Hansestadt war, leitete Krupp die Senatskanzlei und das Personalamt Hamburg. Zuvor hatte er zehn Jahre lang das Bezirksamt des Stadtteils Bergedorf geleitet und in der Hamburger Umweltbehörde gearbeitet.