Absolute-Return-Fonds: Unterschied liegt im Detail
Absolute-Return-Fonds erfreuen sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Doch am Markt herrscht weiterhin Unsicherheit darüber, was genau unter diesen Produkten zu verstehen ist. Denn sie werden oft mit Total-Return-Fonds oder Target-Return-Fonds verwechselt. Diese fehlende, offizielle Definition hat Standard & Poor’s Fund Services (S & P) veranlasst, eine eigene Definition zu schaffen. Diese lautet: Eine Haupteigenschaft eines Fonds im Absolute-Return-Sektor besteht darin, Netto-Short-Positionen eingehen zu können. Positive PortfoliodurationWenn ein Fonds gegenüber einer Libor-Benchmark verwaltet wird und eine Netto-Short-Position in Bezug auf Marktrisiken eingehen kann – sei es hinsichtlich Duration, Kreditrisiko, Aktienmarkt-Beta oder anderer Marktrisiken -, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Absolute-Return-Fonds. Das Wort “netto” spielt hierbei eine wichtige Rolle: Bei einer kurzen Nettoduration fällt die Portfolioduration negativ aus. Bei einer kurzen Duration, die auf den Short-Positionen (oft über Renten-Futures) eines Portfolios basiert, ist die Portfolioduration hingegen insgesamt positiv. Dank seiner Fähigkeit, eine Netto-Short-Position in Bezug auf Marktrisiken einzugehen, kann ein Absolute-Return-Fonds sowohl unter günstigen als auch unter ungünstigen Marktbedingungen stets Gewinne einfahren – zumindest theoretisch. Anleger sollten eines beachten: Absolute-Return-Fonds sind keine Garantie-Fonds. Das Fondsmanagement gibt kein Versprechen ab, festgelegte Ziele zu erreichen. Obgleich sich alle Fondsmanager bemühen, dies in jedem Jahr zu schaffen. Wie bei Hedgefonds, die ebenfalls Absolute-Return-Instrumente sind, gibt es jedoch Marktbedingungen, die für bestimmte Anlagestile nachteilig sind. So ist es für die meisten Anlagestile schwierig, in volatilen und illiquiden Märkten wie im Jahr 2008 eine Outperformance zu erzielen.S & P hat festgestellt, dass viele Absolute-Return-Fonds, die ein Ziel von Euribor plus 1 bis 2 % anstreben, im selben Kundenbereich vermarktet werden wie optimierte Geldmarkt- und kurzfristige Rentenfonds der Eurozone. Zwar weisen viele dieser Fonds eine große Rentenkomponente auf. Doch können sie auch Positionen in Aktien oder anderen Marktsektoren umfassen und dürften ein anderes Ertragsprofil aufweisen als reine Long-Only-Rentenfonds. Dies könnte einerseits eine willkommene Portfoliodiversifikation oder andererseits eine Überraschung für Anleger sein.Der Absolute-Return-Sektor von S & P ist derzeit in drei Subsektoren unterteilt: US-Dollar-denominierte Fonds, Euro-denominierte Fonds und Pfund-Sterling-denominierte Fonds. Da S & P diese Sektoren nicht weiter nach Anlageuniversum, Anlageverfahren, Zielrendite oder angestrebtem Risiko aufgeteilt hat, können sich die Fonds innerhalb eines Subsektors erheblich voneinander unterscheiden. S & P bewertet derzeit beispielsweise drei europäische, auf Aktien ausgerichtete Long-/ Short-Absolute-Return-Fonds von Blackrock. Diese Portfolios haben ähnliche Anlageuniversen und Ziele, aber sehr unterschiedliche Teams und Prozesse und können ganz andere Portfoliobestandteile und Performancemuster aufweisen. Aus diesem Grund nutzt S & P für die Bewertung der Fonds nicht seine gewöhnliche Methodik, bei der Fonds gegenüber ihrer Vergleichsgruppe beurteilt werden. Stattdessen wird in Abhängigkeit von Anlageuniversum und Höhe der Zielrendite untersucht, ob ein Fonds seine angestrebten Erträge bei einem angemessenen Risikolevel erreichen kann.Unter Berücksichtigung aller obigen Aspekte überrascht es wenig, dass Absolute-Return-Fonds in den vergangenen Jahren sehr unterschiedliche Ertrags- und Volatilitätsprofile erzielt haben. Viele der älteren Fonds mit Rentenprozessen wiesen eine strukturelle Ausrichtung auf eine Long-Positionierung beim Credit-Beta auf und erlitten demzufolge 2007/08 beträchtliche Verluste. Der Henderson Credit Alpha, ein Long-/ Short-Unternehmensanleihenfonds, tendierte hingegen 2007/08 weitgehend seitwärts und schnitt seither sehr gut ab. Viele dieser älteren Fonds wurden geschlossen, und nur wenige reine Absolute-Return-Rentenfonds wurden später aufgelegt.Der Blackrock Fixed Income Strategies, der den Prozess für europäische Renten von Blackrock auf eine Libor-Benchmark anwendet, ist eine der wenigen Ausnahmen. Auch viele globale taktische Asset-Allocation-Fonds (GTAA) hielten 2007/08 eine Long-Position in Aktien und eine Short-Position in Staatsanleihen und verzeichneten Verluste. Die Erträge waren in den vergangenen 18 Monaten uneinheitlich. Die GTAA-Fonds, die eine Long-Position in Aktien hielten, erzielten wie die Fonds mit einer Long-Positionierung beim Credit-Beta 2009/10 in der Regel eine gute Performance. Dennoch waren ihre Kurse im zweiten Quartal 2010 einer relativ hohen Volatilität ausgesetzt, da die Risikoeinstellung des Fonds schwankte. Davon ist allerdings bei einer Strategie auszugehen, welche Erträge anstrebt, die relativ deutlich über der Geldmarktrendite liegen. Einige SchwierigkeitenDer Standard Life Global Absolute Return Strategies gehörte zu den von S&P Fund Services bewerteten Fonds, die eine beständigere Performance in diesem Bereich erzielten. Strikte aktienmarktneutrale Fonds hatten in der Regel im ersten Halbjahr 2010 mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da die Korrelationen sehr hoch waren. Einige vermochten jedoch Drawdowns zu vermeiden und erzielten in der zweiten Hälfte des Jahres gegenüber ihren Zielen erfreuliche Erträge.Dies ist jedoch eine Strategie, die Erträge anstrebt, die weniger deutlich über der Geldmarktrendite liegen. Es dürfte kaum überraschen, dass die Fonds, die relativ beständige positive Monatserträge und geringe Drawdowns erzielen, auch die Portfolios sind, die bescheidene Ertragsziele und strenge Risikokontrollen aufweisen. Hier sind beispielsweise der Absolute Insight UK Market Neutral und der Dynamic Manager Alpha von SEB zu nennen.Aus all diesen Gründen ist S & P überzeugt, dass die Anleger Absolute-Return-Fonds nicht als eine einzelne Anlagekategorie und als Ersatz für Cash erachten sollten. Denn dadurch treten Missverständnisse in Bezug auf den Zweck eines Fonds und das wahrscheinliche Performancemuster auf. Stattdessen sollten Investoren das Anlageuniversum, das Anlageverfahren und das Management eines Fonds genau überprüfen, bevor sie sich entscheiden, ob sich das Produkt für ihr Portfolio eignet.