Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Analytik Jena und die Vogelgrippe

Börsen-Zeitung, 25.3.2006 Die Börse spricht über Epidemien und solche, die es werden können. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Vogelgrippe von den Medien schon bis ins letzte Federgeflecht durchleuchtet worden ist, machen sich einige Börsianer...

Analytik Jena und die Vogelgrippe

Die Börse spricht über Epidemien und solche, die es werden können. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Vogelgrippe von den Medien schon bis ins letzte Federgeflecht durchleuchtet worden ist, machen sich einige Börsianer Gedanken über mögliche Gewinner und Verlierer. Neben den üblichen Pharmaunternehmen, deren Namen stereotyp fallen, wird derzeit ein Name unter Frankfurter Bankern herumgereicht, der bis dato auf kaum einer der Kauflisten stand. Sie interessiert der Name? Die Gesellschaft heißt Analytik Jena, war zu erfahren. Der Anbieter von Instrumenten zur Erkennung von Erregern sowie Laborausrüstungen hat einen Schnelltest zur Erkennung der Vogelgrippe auf den Markt gebracht, der unter Medizinern als “top” gilt. So weit, so gut. Ist damit Geld zu verdienen? Darüber hüllt sich das Unternehmen leider in Schweigen. Tatsache ist, dass der potenzielle Umsatz des Schnelltests eher im unteren einstelligen Millionen-Euro-Bereich für 2006 liegen könnte – bei einem Jahresziel von 70 Mill. Euro also wahrlich kein Trigger für die Aktie. Beim Blick auf den Chart stellt sich das jedoch ein wenig anders dar, das Papier strotzt vor Kraft. Nachfrage kommt in erster Linie von Fonds aus Großbritannien. Sollte der Vogelgrippetest in der Breite angenommen werden und das letztjährig enttäuschende Kerngeschäft ins Positive drehen, dann könnte Analytik neben der Vogelgrippe-Story auch Fundamental interessant werden. Das wäre gut, denn irgendwann spricht man nicht mehr nur über Epidemien. Thema der Börsianer ist auch der neue Onlinebroker Flatex, der durch ein aggressives Preismodell auffällt. Flatex will seinen Kunden einen einheitlichen Orderpreis unabhängig vom Volumen der Order bieten. Jede Order wird bei dem neuen Anbieter mit 5 Euro zuzüglich Börsengebühren berechnet. Darüber hinaus sollen keine versteckten Kosten wie Kontoführungs- oder Depotgebühren anfallen. Die Preisstruktur soll dauerhaft gelten. Kenner der Szene zweifeln, dass der Onlinebroker mit den Kampfpreisen seine Kosten decken kann. Tatsächlich haben Vertreter von mehreren Wertpapierhandelsbanken bereits in der Szenekneipe “Mutter Ernst” diskutiert, ob man bei diesen Preisen nicht ihr Clearing bei den angestammten Häusern aufgeben sollte und den neuen Onlinebroker nutzen sollte. Gäbe es da keine Zweifel an der Dauerhaftigkeit, wäre es eine preiswerte Alternative.