PORTFOLIO - IM INTERVIEW: STEFAN MOLTER, SAL. OPPENHEIM

"Anleger schauen sich nach Alternativen in Asien um"

Lokaler Fondsmanager betreut Portfolio

"Anleger schauen sich nach Alternativen in Asien um"

Staatsschuldkrise und Magerzinsen haben die Attraktivität von Schwellenländer-Bonds gesteigert. Wegen der Aufwertungsfantasie des Yuan und der hohen Renditen wächst das Segment der Dim-Sum-Anleihen rasant. Stefan Molter, Leiter Produktmanagement bei Sal. Oppenheim, erklärt im Interview der Börsen-Zeitung die Anlagepolitik ihres neuen Fonds für chinesische Anleihen.- Herr Molter, warum kommen Sie so spät mit einem Fonds auf chinesische Anleihen?Das Thema China an sich ist sicherlich nicht neu. Doch Fonds auf chinesische Anleihen gibt es erst seit einem Jahr und damit auch noch nicht so lange. Bis dahin stellte sich die Frage, wo und wie man als Fondsmanager investieren konnte. Erst mit der Einführung des Offshore-Renminbi 2010 war dies möglich. Der Markt entwickelt sich sehr schnell. Mittlerweile ist die Marktkapitalisierung auf über 50 Mrd. Dollar angewachsen. Das ist allerdings auch noch nicht mit den Rentenmärkten in anderen Teilen der Welt vergleichbar. Deswegen haben wir die Fondsregularien so gestaltet, dass wir auch in asiatische Anleihen auf Dollar-Basis investieren können und gleichzeitig einen Hedge in Renminbi durchführen. Wir sind also insgesamt nicht die Ersten mit einem Produkt auf chinesische Anleihen, aber gehören klar zu den frühen Anbietern. – Warum managt Oppenheim den Fonds nicht selbst, sondern geht über die Bank of China?Das Management chinesischer Anleihen gehört sicherlich nicht zu unserer Kernkompetenz. Deswegen haben wir recht früh entschieden, die Verwaltung des Portfolios einem Experten mit lokaler Expertise zu überlassen, der den Markt mit seinen Eigenarten extrem gut kennt, aber auch mit den Ansprüchen westlicher Investoren vertraut ist. Da ist unsere Wahl auf die BOCHK Asset Management Limited Hongkong, einer Tochtergesellschaft der Bank of China, gefallen. Diese ist eine der größten chinesischen Banken im Markt. Der Fondsmanager dort ist Ken Hu, der neben seiner Erfahrung in China auch mehrere Jahre erfolgreich für Assetmanager aus der westlichen Welt tätig war.- Wo wird der Fonds verwaltet? Wo liegt das Geld der Anleger?Der Fonds wurde von der Oppenheim Asset Management Services in Luxemburg aufgelegt. Dort befinden sich auch die Anlegergelder und das Portfolio. Die Entscheidung, was gekauft und verkauft wird, fällt dagegen der Fondsmanager in Asien. Der Währungshedge beispielsweise von chinesischen US-Dollar-Anleihen in den chinesischen Yuan findet ebenfalls dort statt.- Welche Emittenten finden Eingang in das Portfolio?Die Analyse des Unternehmens und die Auswahl der Anleihen werden von dem Portfoliomanager vor Ort vorgenommen. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl um Anleihen von lokalen Unternehmen, die einen Renditevorteil gegenüber Europa bieten und direkt von der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas profitieren. Es kann aber auch in Anleihen von Unternehmen investiert werden, die mehrheitlich im Besitz des Staates sind. Darüber hinaus können wir auch Anleihen anderer asiatischer Staaten beimischen.- Welches Zinsniveau herrscht derzeit in China?Das Zinsniveau bei Unternehmensanleihen ist deutlich höher als in Deutschland. Unser Ziel ist nicht primär, Erträge durch die Währungsaufwertung zu generieren. Das Portfolio setzt auf einen Mix von Unternehmensanleihen und Highyield-Bonds. So generieren wir eine laufende Rendite, die deutlich über deutschen Staatspapieren liegt. Wenn wir am 18. Juni an den Start gehen, besitzt das Portfolio eine laufende Verzinsung von ca. 4 % nach Kosten plus zu erwartende Währungsaufwertung.- Investitionen des SOP AnleihenChinaPlus profitieren auch von einer möglichen Aufwertung des Yuan. Wie hat sich die chinesische Währung in diesem Jahr gegenüber dem Dollar entwickelt?In den vergangenen sechs Monaten gab ein keine nennenswerte Aufwertung. Der Renminbi ist in einer engen Bandbreiten hin und her gependelt.- Inwieweit hat die Entwicklung in Europa Einfluss auf das Portfolio?Wir sehen da zwei Tendenzen. Wegen der Talfahrt der Renditen der Anleihen von Emittenten guter Bonität und dem Anstieg der Risiken im Euroraum schauen sich die Anleger verstärkt nach Alternativen in Asien um. Wir stellen ihnen mit dem SOP AnleihenChinaPlus und dem Know-how unseres Fondsmanagers ein Produkt zur Verfügung, mit dem der Anleger genau dort investieren kann. Daneben beeinflusst mittelbar die Entwicklung der Renditen in Europa und den USA auch die Tendenz an den asiatischen Rentenmärkten, insbesondere in Krisensituationen. Verschlechtert sich die Marktlage dort, nimmt der Fondsmanager Risiko aus dem Portfolio heraus.- Gibt es eine Benchmark oder ein Ertragsziel?Wir haben nur eine interne Benchmark, aber keine, an der sich der Fonds orientieren soll. Ziel des Fonds ist, eine nachhaltig positive Rendite zu erzielen.- Werden neben den fundamentalen Kriterien auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt?Die Nachhaltigkeitskriterien werden im Investmentprozess vom Fondsmanager geprüft. Wir als Fondsgesellschaft machen eine Ex-post-Untersuchung.- Nutzen Sie Derivate im SOP AnleihenChinaPlus?Wir nutzen Derivate zur Währungsabsicherung. Einerseits zur Absicherung der Euro-Share-Klasse, andererseits, um Dollar-Anleihen in Renminbi zu hedgen. Außerdem setzen wir Derivate wie Futures zur Durationssteuerung ein. Wir wollen lange Laufzeiten meiden. Unsere Ziel-Duration liegt bei 2,5 Jahren.—-Das Interview führte Armin Schmitz.