Immobilien

Arag veräußert Immobilienpaket

"Philosophiewechsel" in der Anlagestrategie

Arag veräußert Immobilienpaket

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Der Arag-Konzern will sich von einem Teil seines direkt gehaltenen Immobilienbestandes trennen. In diesen Tagen kommt ein Paket mit 40 Objekten in Deutschland und einem Volumen zwischen 100 Mill. und 200 Mill. Euro auf den Markt. Schwerpunkte des bundesweiten Portfolios sind Bayern mit einem Anteil von 43 % und Nordrhein-Westfalen (31 %). Es handelt sich um 17 Wohnungs- und 23 Gewerbeobjekte vornehmlich im “Core”- oder “Core +”-Bereich. Eines der Aushängeschilder des Pakets ist ein größerer Wohnungsbestand im Münchener Nobelviertel Bogenhausen. “Unser sportliches Ziel ist ein Verkauf bis Jahresende”, sagte Arag-Finanzvorstand Werner Nicoll der Börsen-Zeitung. Gerade seien die ersten Prospekte versandt worden. Die Liste der potenziellen Investoren umfasst rund 80 Namen. Jones Lang LaSalle koordiniert den Verkaufsprozess, als juristischer Berater ist Clifford Chance engagiert. Trend in der AssekuranzDie Arag will bei Immobilienanlagen künftig eine deutlich internationalere Strategie fahren. “Für uns ist das ein Philosophiewechsel”, sagte Nicoll. “Wir wollen weg von der Objektverwaltung hin zur Allokationssteuerung.” Denn darin liege das Know-how eines Versicherers. Die Verwaltung könnten Immobilienprofis besser. Damit schließt sich der Düsseldorfer Rechtsschutzversicherer einem Trend an: Immer mehr Gesellschaften in der Assekuranz nutzen die aktuelle Hochkonjunktur für Immobilientransaktionen, veräußern ihre direkt gehaltenen Immobilien und investieren in globale Fondsmodelle. Die Preise, die derzeit am Markt gezahlt werden, sind attraktiv. Gleichzeitig können die Versicherer ihre Kosten reduzieren, indem sie die relativ teure Immobilienverwaltung im eigenen Haus aufgeben. Nach und nach zugekauftDer Arag-Konzern hat traditionell eine recht hohe Immobilienquote bei den Kapitalanlagen. “Die Arag hat in der Nachkriegszeit eine klassische Buy-and-hold-Strategie betrieben. Da war das Thema Kapitalallokation eher nachrangig”, erläuterte Nicoll. Zum Jahresende 2005 betrug der Bestand 368 Mill. Euro – knapp 8 % der gesamten Kapitalanlagen. Nur 6 % davon entfielen auf Objekte im Ausland. Künftig will sich die Arag auch unter dem Aspekt Solvency II deutlich diversifizierter aufstellen, um das Risiko zu reduzieren und damit auch weniger Eigenkapital vorhalten zu müssen. Drastisch abbauen will der Düsseldorfer Versicherungskonzern die Immobilienquote jedoch nicht. Unter 7 % werde man mittelfristig nicht gehen, prognostizierte der verantwortliche Immobilienmanager der Arag, Siegfried Korb. Allerdings wolle das Unternehmen in aller Ruhe im nächsten Jahr den Markt eruieren: “Wir sehen uns nicht gezwungen, die Mittel sofort wieder in indirekte Immobilienanlagen zu stecken. Es kann durchaus sein, dass wir das Geld eine Weile parken.” Denn von dem derzeit boomenden Markt wolle das Unternehmen mit dem Verkauf zwar profitieren, danach aber die Mittel nicht wieder zu überhöhten Preisen reinvestieren. Trotz aller Globalisierung wird der Schwerpunkt der Immobilienanlagen laut Korb Europa bleiben. Angepeilt sind Engagements im “Core +”-Bereich. Büroturm bleibt im KonzernObwohl über die endgültige Reinvestition der Mittel noch nicht entschieden ist, glauben die Asset Manager der Arag, die Mittel aus dem Verkauf deutlich rentabler wieder anlegen zu können. Kumuliert über fünf Jahre erwartet Korb gut 12 Mill. Euro mehr Rendite. Das entspricht einer Performance-Steigerung von gut 1 Prozentpunkt jährlich.Anders als beispielsweise bei dem Gothaer-Konzern, der seinen Immobilienbestand komplett ausgelagert hat, bleiben 21 Objekte unter direkter Verwaltung der Arag. Davon werden 81 % von dem Versicherer selbst genutzt – darunter auch die Konzernzentrale in Düsseldorf. Der 2001 fertig gestellte 125 Meter hohe Turm ist das höchste Bürogebäude der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt und steht nicht zum Verkauf.