Asset Management - Staatsfonds

Australiens Future Fund auf Einkaufstour

Hoher Bargeldanteil für Investitionen in Aktien, Infrastruktur und Einkaufszentren

Australiens Future Fund auf Einkaufstour

Von Alexander Hofmann, Sydney Als der australische “Future Fund” vor einiger Zeit ein großes Paket Aktien des Telekommunikationskonzerns Telstra auf den Markt warf, wurde der schlafende Riese plötzlich zum wichtigen Player: Innerhalb von Minuten rutschten die Telstra-Aktien um 5 % ab. Der mit Milliarden bestückte, aber immer noch kaum bekannte Fonds hatte seine Muskeln spielen lassen. Das war aber eher eine Ausnahme. Der Fonds, den die australische Regierung 2006 eingerichtet hatte, um ab 2020 bisher nicht finanzierte Pensionsgelder für Angestellte im öffentlichen Dienst zu bezahlen, hatte sich bis dato mit spektakulären Verkäufen genauso zurückgehalten wie mit Käufen. Und nicht zuletzt diese – durchaus gewollte – zögerliche Haltung hat bisher dafür gesorgt, dass der Future Fund in den vergangenen Jahren eine wesentlich bessere Rendite erzielt hat als Pensionsfonds oder Fonds kommerzieller Anlagegesellschaften. Die ungewöhnlich hohe Cash-Komponente hatte sich im Wirbelwind abstürzender Aktienkurse als Segen erwiesen. Renditeziel verfehltDer Future Fund hält immer noch mehr als 40 % seiner Assets in Cash. Trotzdem ist auch er nicht von der Finanzkrise verschont geblieben und weit von seinen gesteckten Zielen entfernt, die vorsehen, dass er eine jährliche Rendite von 4,5 bis 5,5 % über der Inflationsrate erzielt. Im ersten Finanzjahr seiner Existenz (1. Juli 2007 bis 30. Juni 2008) sprang noch ein Gewinn von 1,54 % heraus, seitdem ist der Future Fund geschrumpft, weil die Investments in Aktien weniger wert sind als bei ihrem Kauf. Die letzten veröffentlichten Zahlen stammen von Ende Juni. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Future Fund in den zwölf Monaten seit 1. Juli 2008 4,2 % verloren, seit dem Beginn seiner effektiven Tätigkeit Mitte 2007 aber nur minimal. Vor allem das letzte Abrechnungsquartal (Mai bis Juni 2009) hatte mit einem Plus von 5,1 % vorherige Verluste fast wieder wettgemacht.Im Vergleich mit anderen Fonds kann sich der Future Fund ohnehin sehen lassen. Im Vergleich zum Durchschnitt der “Superannuation Funds”, in denen die staatlich vorgeschriebenen Unternehmensbeiträge zur Altersversorgung ihrer Angestellten untergebracht sind, ist dies fast ein Traumergebnis: Die “Super Funds” verloren im Schnitt 12,7 %. Ende Juni war der Future Fund rund 61 Mrd. austr. Dollar wert, ohne die inzwischen verkauften Telstra-Aktien waren es 54,1 Mrd. austr. Dollar (32 Mrd. Euro).Da Haushaltsüberschüsse, mit denen der Future Fund zunächst aufgepäppelt worden war, wegen der Finanzkrise nicht mehr zu erwarten sind, muss der offiziell unabhängige Fonds in Zukunft selbst Überschüsse erwirtschaften. Bis 2020 sollen nach Vorstellungen der Regierung 140 Mrd. austr. Dollar in den Kassen sein. Dann sollen die Pensionen öffentlicher Angestellter aus dem Fonds und nicht mehr aus Steuergeldern bezahlt werden, pro Jahr werden dafür rund 7 Mrd. austr. Dollar benötigt.Inzwischen hat sich das Portfolio einigermaßen erholt, nachdem sich an den Aktienmärkten der Trend umgekehrt hat. Außerdem hat der Fonds dem Vernehmen nach stärker in andere Assets investiert. Nach den Vorstellungen des Fonds-Managements soll das Portfolio letztendlich so aussehen: Aktien 35 %, Infrastruktur, Immobilien etc. 30 %, Schuldverschreibungen (Debt) 20 % und 15 % alternative Investments. Cash soll also auf null reduziert werden (siehe Tabelle).Erst in der jüngsten Vergangenheit wurde der Fonds als einer der ernsthaften Bewerber um australische Einkaufszentren genannt, die der niederländischen Bank ING gehören. Mindestens 800 Mill. austr. Dollar soll der Fond angeblich in ein Einkaufszentrum in Westaustralien und einen Anteil an einem Einkaufszentrum in Großbritannien investieren. In der australischen Presse wurde sogar spekuliert, dass der Fund das gesamte australische ING-Portfolio von 10 Mrd. austr. Dollar übernehmen könnte.Chairman David Murray, der vor seiner Berufung 13 Jahre lang Boss der Commonwealth Bank of Australia war, hat angedeutet, dass der Fonds sich möglicherweise stärker in risikoreicheren Anlagen und im Bergbau engagieren wird. Zudem sei es an der Zeit, wieder mehr in nicht vom Staat garantierte Bankschuldverschreibungen zu investieren.