Asset Management - Gespräch mit Heinz-Jürgen Schwering, Axa Deutschland

Axa wappnet sich gegen Japan-Szenario

Kapitalanlagenchef hat Swaptions mit langen Laufzeiten gekauft - Immobilienquote soll nach Paketverkäufen wieder ausgebaut werden

Axa wappnet sich gegen Japan-Szenario

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Inflation oder dauerhafte Niedrigzinsen? Diese Frage beschäftigt derzeit die Kapitalanleger der Versicherer wie kaum eine andere. Denn weit über 80 % der mehr als 1 Bill. Euro Assets, die die deutsche Assekuranz verwaltet, liegen in festverzinslichen Papieren. Heinz-Jürgen Schwering, Kapitalanlagenchef von Axa Deutschland, hat sich entschieden: “Mit dem Horizont von zwei bis fünf Jahren sehe ich keine großen Inflationsgefahren”, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.”Ich glaube nicht, dass allein das Drucken von Geld – die Erhöhung der zentralbanknahen Geldmengenaggregate – derzeit ausreicht. Denn im Gegenzug sind die notenbankferneren Aggregate gesunken, sprich: Die Geldschöpfung im Bankensystem ist deutlich geringer als vor der Krise.” Auch die Entwicklung der Kerninflationsraten sei nicht bedenklich. Schwering, der für rund 60 Mrd. Euro verantwortlich ist, folgert daraus: “Mittelfristig erwarten wir kein signifikantes Ansteigen des Zinsniveaus.” Signifikant wäre nach seiner Lesart ein Bund deutlich über 4 oder 4,5 %. In der Konsequenz liegt die Duration im Portfolio der Axa mit 7,5 bis 8 Jahren etwas höher als der Branchenschnitt von rund 6,5 Jahren. 4 Mrd. Euro abgesichertGegen ein Japan-Szenario hat sich die deutsche Tochter des zweitgrößten europäischen Versicherungskonzerns abgesichert. Seit einigen Jahren habe die Axa Swaptions mit sehr langen Laufzeiten erworben, so Schwering. Die Fälligkeiten beginnen nicht vor 2018. Das Volumen liegt bei 4 Mrd. Euro und die Absicherung auf Höhe des jeweiligen Rechnungszinses. Eine noch umfangreichere Absicherung hält Schwering allerdings für wenig sinnvoll: “Man sollte sein Portfolio nicht zubetonieren.” Das Hedging gegen anhaltend niedrige Zinsen kostet die Axa nach seinen Angaben weniger als 10 Basispunkte (BP) bei der erwirtschafteten Nettoverzinsung im Jahr. Probleme bei NeuanlageDie Neuanlage bereitet ihm derzeit durchaus Kopfzerbrechen. Er betont jedoch, dass die langfristig ausgerichtete Strategie auch in diesen Zeiten weiter verfolgt werde. Ein paar zusätzliche Renditepunkte lassen sich an der einen oder anderen Stellen aber doch erwirtschaften. Im ersten Halbjahr habe er das mit sogenannten Negative Basis Trades geschafft und Unternehmensanleihen mit höherem Risikoaufschlag gekauft, als die Absicherung der Bonds kostete. Damit seien stellenweise 60 und mehr BP praktisch risikofrei erzielt worden, erläutert Schwering.Trotz des Rettungsschirms der Euro-Länder steht er kritisch zu mehr Investitionen in PIIGS-Staaten. “Ich bin mir nicht sicher genug, dass Griechenland eine Restrukturierung vermeiden kann.” Bei Spanien und Italien ist er um einiges entspannter. Selektiv investiert Schwering auch wieder in Schuldverschreibungen von Banken, sagt aber: “Hybridkapital wird in Zukunft eine deutlich kleinere Rolle spielen.” Für die Emittenten sei das entweder zu teuer oder für die Investoren zu unattraktiv.Die Axa selbst hat die Auswirkungen der Finanzkrise auch im vergangenen Jahr im eigenen Portfolio noch deutlich gespürt. Zwar fielen nach IFRS keine Marktwertanpassungen mehr an, allerdings stiegen die Abschreibungen auf 720 (i.V. 659) Mill. Euro nochmals an. Rund 250 Mill. Euro entfielen davon auf nachrangige Landesbankpapiere, knapp 200 Mill. Euro betrafen das Subprime-Engagement der Axa. Im US-Hypothekensegment, in dem die Axa in Spezialfonds investiert ist, drohen nach Einschätzung von Schwering keine weiteren Korrekturen. Auch die Landesbankthematik hält er für abgearbeitet.Strategisch ausbauen will er jetzt die Immobilienquote. Sie liegt derzeit bei niedrigen 3 %. Die Axa hat wie viele Konkurrenten auch vor einigen Jahren ihr deutschlandlastiges Portfolio abgebaut, als Finanzinvestoren ordentliche Preise zahlten. So ging im Herbst 2006 ein Paket von deutschen Gewerbeimmobilien im Volumen von rund 300 Mill. Euro an Morgan Stanley. Die von Axa übernommene DBV-Winterthur verkaufte etwa zur gleichen Zeit 66 Immobilien für 212 Mill. Euro an die damals noch existente Lehman Brothers. Ein Jahr später erwarb DIC Asset ein weiteres Paket für 307 Mill. Euro. Einstiegschancen in EuropaMit neuen Einkäufen im Immobilienbereich hat sich die Axa geraume Zeit zurückgehalten. Für die geplante Internationalisierung in dieser Assetklasse erschienen Schwering und seiner Truppe die Preise jedoch lange zu hoch. Mittlerweile sieht Schwering wieder selektiv Einstiegschancen. “Wir wollen europäisch diversifizieren.” Das plant er nicht nur über Fonds, sondern auch in der Direktanlage. Schwering will sich dabei auf Core-Anlagen in den Euro-Kernländern Niederlande, Belgien, Frankreich und Italien konzentrieren.