Bayer-Mandat bringt Schub für Latham & Watkins
Von Sabine Wadewitz, Frankfurt Dass Latham & Watkins als bislang vergleichsweise kleinerer Spieler in Deutschland das Mandat von Bayer zur 16,3 Mrd. Euro schweren Übernahme des Konkurrenten Schering ergatterte, hat für Aufsehen gesorgt. Traditionell hat Hengeler Mueller den Leverkusener Konzern bei größeren Transaktionen beraten, doch diesmal stand diese Kanzlei bereits in den Diensten von Schering. Bei Latham & Watkins sieht man den Zuschlag als Beleg für den Erfolg der Integration. Die Beratung von Bayer als weißer Ritter für Schering “ist ein Musterbeispiel für die überregionale und internationale Zusammenarbeit innerhalb unserer Kanzlei”, sagt Jörg Soehring, Leiter des Hamburger Büros, der Keimzelle des deutschen Teils der Sozietät – 2001 hatte sich in der Hansestadt Schön Nolte den Amerikanern angeschlossen. Bei Bayer seien sieben Büros der Sozietät beteiligt gewesen, drei in den USA, zudem London, Brüssel, Hamburg und Frankfurt, erläutert Christoph von Teichman, der gemeinsam mit Joachim von Falkenhausen die Federführung hatte. Mehr als 40 Anwälte hätten an dem Deal gearbeitet “und teilweise in Adrenalin gebadet”. Für das deutsche Recht habe ein Team aus Frankfurt und Hamburg alles abgedeckt. Die Transaktion hat zentrale internationale Aspekte, zumal beide Konzerne in den USA notiert sind. Für die Beratung der Finanzierung der Schering-Übernahme sei Latham zugute gekommen, dass die Sozietät in London, den USA und Deutschland mit eigenen leistungsfähigen Büros vertreten sei. Das habe nicht jeder Konkurrent zu bieten gehabt. Das Bayer-Mandat “hat dem Markt bewiesen, dass wir diese Größenordnung in Deutschland stemmen können, dass wir auf Augenhöhe mit den Großkanzleien sind”, ergänzt Soehring. Als ausschließlich auf Transaktionen fokussierte Kanzlei will sich Latham & Watkins auch künftig nicht positionieren. In dem Metier müssten Anwälte um jedes Mandat kämpfen, es gebe selten Exklusivbeziehungen, gibt Jörg Kirchner, Leiter des Anfang 2006 geöffneten Münchner Büros, zu bedenken. Dies sei vor fünf bis zehn Jahren anders gewesen. Aber davon abgesehen sei es wirtschaftlich vernünftig, neben den Transaktionsmandaten für eine stabile Grundauslastung durch Dauermandate zu sorgen. Dabei sei die Kanzlei weltweit erfolgreich. Schön Nolte habe den größten Teil der langjährigen Klienten mitgebracht, und diese seien treu geblieben. Investmentbanken haben laut Kirchner heute wohl weniger Einfluss auf die Auswahl der Kanzleien für Transaktionen ihrer eigenen Klientel. Über diese Schiene bekomme man nicht mehr so häufig Zugang zu Mandanten. Es komme eher vor, dass Investmentbanken zum Beispiel bei Auktionen ein Veto einlegten gegen die Beteiligung einer bestimmten Sozietät, die ihre Klienten beauftragen wollen. Stark in Private EquityDie Beratung bei Börsengängen und Finanzierungen sei ein Schwerpunkt der Kanzlei, neben den Themen Private Equity und Mergers & Acquisitions, bekräftigt Hans-Jürgen Lütt, Leiter des Frankfurter Büros. Latham & Watkins hat im vergangenen Jahr Epigenomics beim Going Public beraten und arbeite aktuell an zwei, drei weiteren IPOs. In den USA sei die Kanzlei 2005 diejenige gewesen, die die meisten Börsengänge begleitet habe.Das Geschäft mit Private Equity sei weltweit einer der sehr profitablen Geschäftsbereiche. Deutschland bilde hier keine Ausnahme, die Branche gehöre zu den wichtigsten Kunden. Diese Klientel öffne den Zugang zu einem regelmäßigen Transaktionsgeschäft, so Lütt. Die aktuelle Preisentwicklung ist laut Soehring etwas moderater als in den vergangenen Jahren. Lathams habe erhöht, aber die Kurve flache etwas ab. Die Stundensätze unterschieden sich in diesem Marktsegment nicht stark, “alle sind teuer, müssen aber auch etwas leisten”. Bei größeren Deals sei der Wettbewerb hoch, er laufe aber weniger über den Preis als bei kleineren Transaktionen. Keine Profit CenterUmsatzzahlen gibt die Kanzlei für Deutschland nicht bekannt. “Wir ermitteln die Erlöse für die 22 Büros der Sozietät gar nicht separat”, erklärt Soehring. Es solle auch nur die Spur von Profit-Center-Denken vermieden werden. Auch die Ergebnisentwicklung je Praxisgruppe sei kein Steuerungsinstrument. Dies werde von den Partnern als “wohltuende Abwesenheit von internem Wettbewerb” geschätzt.Mit München hat Lathams das dritte Büro in Deutschland neben Hamburg und Frankfurt eröffnet. Dort seien vier Partner und acht Associates tätig, mit Schwerpunkt Private Equity sowie Arbeits- und Steuerrecht. In zwei bis drei Jahren sollen 25 bis 30 Anwälte in der Isarstadt arbeiten. Es sei ein starkes Signal in den Markt gewesen, dass eine US-Kanzlei einen dritten Standort in Deutschland aufbaue. Das Hamburger Büro zählt 70 Mitarbeiter, in Frankfurt sind es 40, so dass derzeit insgesamt 120 Anwälte in Deutschland engagiert sind, davon 37 Partner. Ziel bleibe, eine Personalstärke von 200 Berufsträgern aufzubauen. Weltweit sind es aktuell 1 800. Die Kanzlei wolle auch wachsen, indem intern neue Partner berufen werden. Latham & Watkins zeichne sich dadurch aus, dass jeder Partner aktiv am Mandat arbeite, nicht nur Türöffner sei, sondern auch dahinter die Ärmel hochkrempele, sagte Soehring mit Blick auf Kanzleien, die sich mit ehemaligen Politikern verstärken. “Die reinen Rainmaker passen bei uns nicht dazu, weltweit nicht.”