Asset Management

BayernInvest: Anleger sind besser gerüstet für die Krise

Unternehmenschef Bentlage über neue Steuerungssysteme und geänderte Ziele bei der Vermögensverwaltung

BayernInvest: Anleger sind besser gerüstet für die Krise

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Die institutionellen Anleger sind auf die aktuelle Finanzkrise trotz der immer heftigeren Turbulenzen deutlich besser vorbereitet als in der Vergangenheit. Dies sagte Michael Bentlage, Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest, der Börsen-Zeitung. “Die neuen Risikosteuerungssysteme greifen dieses Mal, es gibt daher keine bösen Überraschungen für die institutionellen Kunden”, berichtete der 43-Jährige, der seit 2005 Chef bei der Tochter der BayernLB ist. Die Anleger seien besser vorbereitet, weil “mittlerweile jeder institutionelle Anleger für seine Fonds Risikogrenzen gesetzt hat”, erklärte Bentlage. “Beispielsweise werden von Anlegern fix definierte Fondspreisuntergrenzen festgelegt, die bei Erreichen dazu führen, dass in risikolose Anlagen umgeschichtet wird.” Auch setzen die Institutionellen nach Darstellung des BayernInvest-Chefs bereits vor Erreichen der Fondspreisuntergrenze eine Value-at-Risk-Steuerung ein. Diese spezielle Risikomaß-Steuerung hat seiner Meinung nach den Vorteil, dass man sich nicht auf einen Schlag von den ursprünglichen Anlagen verabschiedet und bei einer Trendwende des Marktes wieder partizipieren kann. Ausgewogenere AufteilungZugleich bezeichnete Bentlage die Vermögensaufteilung der Anleger als insgesamt ausgewogener – “vielleicht auch weniger aggressiv als früher”. Durch Stresstest-Simulationen hätten sie bereits präventiv den Anlagemix umstrukturiert.Wegen der schlechten Performance einiger Spezialfonds seit Ausbruch der Finanzkrise sei daher keiner der Institutionellen “aus den Wolken gefallen”, so Bentlage. Die Risikogrenzen hätten also gegriffen. Viele Anleger hätten sich zudem als Konsequenz aus den Marktturbulenzen von einem Vergleich mit Benchmarks wie den wichtigen Indizes getrennt und bevorzugten nun andere Kriterien. Absolute VorgabenIm Vordergrund stehen nach Darstellung Bentlages in diesem Jahr eher absolute Vorgaben (Absolute Return). “Als Erwartung an die Manager wird je nach Risikobereitschaft der Kunden eine Verzinsung von 100 bis 300 Basispunkten über dem Geldmarkt definiert”, erläuterte Bentlage. Das sei zwar nicht grundsätzlich neu, komme aber immer in schwierigen Marktsituationen in Mode, wenn “mit reinen Benchmark-Konzepten der gewünschte Verzinsungsanspruch an die Kapitalanlage nicht erzielt wird”. Die 1989 gegründete BayernInvest konnte sich im Vergleich zu den anderen Spezialfonds-Anbietern beim Mittelaufkommen im Portfolio-Management Ende Juni 2008 auf den dritten Platz vom 44. Rang im Vorjahr vorarbeiten. An erster Stelle rangierte nach Angaben des Branchenverbands BVI Allianz Global Investors Deutschland, gefolgt von der DWS. Das gesamte Nettomittelaufkommen belief sich bis Ende August 2008 nach Angaben der BayernLB-Tochter auf 1,4 Mrd. Euro. BayernInvest, die in Deutschland zu den zehn größten Spezialfonds-Anbietern zählt, verwaltet aktuell 24,1 Mrd. Euro ausschließlich für institutionelle Anleger in 180 Spezial- und Publikumsfonds sowie freien Mandaten. Im Vergleich zu Ende 2007 sind dies aufgrund der Marktschwäche 1,2 Mrd. Euro weniger. 11 Mrd. Euro der Assets under Management stecken in Master-Kapitalanlagegesellschaften. Jeder vierte der 120 Kunden der BayernInvest kommt zwar aus dem Sparkassenlager. Der größere Part (siehe Grafik) stammt jedoch von außerhalb der Finanzgruppe: Versicherer, Unternehmen, Stiftungen und Pensionskassen zählen dazu. “In diesen Gruppen wachsen wir auch am stärksten”, berichtete Bentlage.Die Erfolge in diesem Jahr führt Bentlage vor allem darauf zurück, dass BayernInvest als mittelgroßer Anbieter den Kunden eine individuelle Betreuung angedeihen lassen könne. “Die großen Anbieter können dies nicht so individualisiert anbieten”, ist er überzeugt. 135 Mitarbeiter arbeiten für den bayerischen Vermögensverwalter. Über dem Durchschnitt Darüber hinaus sieht Bentlage als Stärke der BayernLB-Tochter auch das überdurchschnittliche Abschneiden der Fonds. “Unsere Rentenfonds liegen seit vier Jahren im Schnitt 50 Basispunkte über der Benchmark, die Aktienprodukte liegen in diesem Jahr 0,4 % über den Vergleichsindizes, die Absolute-Return-Mandate lagen Ende August bei 2,9 % verglichen zum Geldmarkt mit 2,7 %.” Als Schwerpunkte von BayernInvest sieht Bentlage europäische Aktien sowie das gesamte Anleihenspektrum. Im Bereich der strauchelnden Asset-Backed-Securities-Papiere (ABS) ist BayernInvest lediglich mit einem Fonds betroffen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie etwa bei der genossenschaftlichen Union Investment wurden die Gelder der Anleger jedoch nicht eingefroren. Aktuell liegt allerdings der “BayernInvest Short Term ABS Fonds” 10,4 % im Minus im Vergleich zu Mitte 2007. Von den einstigen bis zu 300 Mill. Euro Vermögen in Spitzenzeiten sind nur noch 85 Mill. Euro übrig geblieben.