Asset Management - Gespräch mit Roman Trageiser

Beim Mammutprojekt Dealis beginnt das zweite Kapitel

Sprecher der Geschäftsführung: Nach Migration der Fonds sollen Prozesse vereinheitlicht werden - Wegen Haftung auf das Back Office konzentriert

Beim Mammutprojekt Dealis beginnt das zweite Kapitel

Von Silke Stoltenberg, FrankfurtFür den deutschen Fondsmarkt ist es ein tiefer Einschnitt gewesen: Die Gründung des Back-Office-Dienstleisters Dealis vor zwei Jahren durch die Gesellschaften Allianz Global Investors und DekaBank in der Administration und der Buchhaltung läutete quasi einen Massenumzug gewichtiger Teile des verwalteten Vermögens in Deutschland ein. Zwar ist die Umsiedlung mit Ende vergangenen Jahres erfolgreich vollzogen worden. Doch das Mammutprojekt ist damit noch lange nicht beendet.”Wir fangen jetzt damit an, die gesamten Prozesse auf ein System zu harmonisieren”, erläutert Roman Trageiser, Sprecher der Geschäftsführung von Dealis, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Neben Deka und AGI übernahm Dealis auch die Abwicklung der Cominvest-Fonds, die erst nach der Gründung des 50-50-Gemeinschaftsunternehmens von der Allianz-Tochter übernommen worden war. Für die deutsche Fondsadministration war die Dealis-Gründung ein Paukenschlag: Statt 11 % der verwalteten Assets wurden es mit einem Mal 43 % der Gelder in Deutschland, die in der Administration outgesourct sind. Erster MeilensteinEnde Dezember 2010 wurde bei Dealis ein erster Meilenstein erreicht, als die Migrationsphase zu Ende ging. Damit sind nun 2 500 Fonds und 345 Mrd. Euro Assets under Management, die in Deutschland und Luxemburg verwaltet werden, auf einer Plattform angesiedelt. “Mit diesem Schritt haben die beiden Gesellschafter ein Einsparpotenzial von etwa 20 % erreicht im Vergleich zu früher, als beide Häuser die Abwicklung noch allein durchgeführt haben, obwohl wir nun insgesamt innerhalb der Dealis sogar noch mehr Mitarbeiter beschäftigen”, sagt Trageiser. Für die AGI resultiert die Einsparung aus Skaleneffekten, da die bestehende Plattform, die auf Simcorp Dimension läuft (vgl. BZ vom 8. Februar) nun breiter ausgeschöpft wird. Für die Deka, die den Systemwechsel vom Anbieter Sungard vollzog, bedeutet das Joint Venture zusätzlich geringere Projektrisiken. “Durch die bei AGI vorhandenen Erfahrungen des Systemwechsels der Jahre 2003 bis 2005 konnte die Deka die üblichen Schlaglöcher solcher Projekte besser umfahren, hatte gesicherte Zeitvorgaben und vernünftige Testumgebungen”, zählt Trageiser auf.Durch die anstehende Vereinheitlichung der Prozesse bei Dealis ist das Sparpotenzial für beide Häuser indes noch höher, wie der Dealis-Chef betont. Erst 2014 bis 2015 werde hier das Maximum erreicht. Das von den beiden Gesellschaftern dabei vorgegebene Synergie-Ziel will Trageiser aber nicht nennen, dies seien interne Zahlen. Auch beide Gesellschafter nennen auf Anfrage die Vorgaben nicht. Die jüngst beendete Migrationsphase, die sich insgesamt über 18 Monate erstreckt hatte, sei ohne gravierende Prozessstörungen vonstatten gegangen, berichtet Trageiser. Der Zeitplan sei eingehalten worden, eingeplante Puffer seien nicht gebraucht worden. Im Wochentakt”Üblich wäre gewesen, die 1 300 Deka-Fonds zum Geschäftsjahresende auf die neue Plattform umzuheben, aber angesichts der großen Menge war dies nicht zu bewältigen”, so der Dealis-Chef. Daher seien die Produkte in wöchentlichen Paketen umgehoben worden, zum Schluss bis zu 50 Stück (siehe Grafik). Dies sei allerdings ein anspruchsvolles Verfahren gewesen. “Denn parallel mussten die Anspruchkonten der Fonds weitergeführt werden.” Durch die Übernahme der Cominvest von der AGI sei der Umzug dieser 260 Produkte dagegen einfacher mit einem Schritt Ende Juni 2010 zu bewältigen gewesen: “Da zugleich ein juristischer Wechsel zu einer anderen Kapitalanlagegesellschaft stattfand, handelte es sich um Überträge unter einen neuen juristischen Mantel.” Dies sei technisch kein Problem gewesen, sondern eine operative Herausforderung für das Fondsmanagement.Das nun beendete erste Dealis-Kapitel “Migration” war für den 41-Jährigen auch im Hinblick auf das zusammengewürfelte Personal aus drei unterschiedlichen Häusern nebst neu eingestellter Kräfte ein Erfolg: “Das langwierige Projekt, das auch mit viel Abendarbeit einherging, hat die Leute zusammengeschmiedet.” Von den 380 Mitarbeitern in Deutschland kommen 170 von der AGI, 120 von der Deka und 50 von der Cominvest. Daneben arbeiten 50 Personen für die Luxemburger Tochter Dealis Fund Operations. Die Gründung einer Luxemburger Tochter für die dort angesiedelten Produkte sei nötig gewesen, da eine Verwaltung von Deutschland aus als Leistungserbringung im grenzüberschreitenden Geschäft eine Umsatzsteuerpflicht nach sich gezogen hätte, erläutert Trageiser. Rechtlich hätten die Luxemburger Fonds durchaus von Frankfurt aus verwaltet werden können. Nur die HälfteIm Gegensatz zu einem Allround-Dienstleister in der Administration wie Universal-Investment oder Société Générale Securities Services (SGSS) kümmert sich Dealis nur um Teile der Abwicklung und Administration. Dies sei eine bewusste Entscheidung der Gesellschafter gewesen, betont Trageiser. Dinge, mit denen sich Kapitalanlagegesellschaften (KAG) im Wettbewerb unterscheiden können, wie etwa übergeordnete Administrationsdienstleistungen für Institutionelle (Master-KAG) oder Services des Middle Office, seien bewusst ausgeklammert worden. Damit decke Dealis nur etwa die Hälfte des Abwicklungsprozesses ab, sagt Trageiser (siehe Grafik). Begrenztes StammkapitalDie Beschränkung auf das Back Office sei auch eine Frage der Haftung gewesen. “Im Middle Office gibt es im Fondsgeschäft die höchsten Schadensfälle, wäre dies bei uns mit eingebunden worden, hätte unser Stammkapital höher ausfallen müssen als die vorhandenen 100 000 Euro.” Dadurch, dass Dealis keine KAG ist, unterliegt das Haus auch keiner hier üblichen Regulierung.Dealis will künftig den Kundenkreis erweitern. “Denkbar sind z. B. IT-Services wie der Betrieb der Systeminstanzen für die Allround-Administrationsdienstleister”, sagt Trageiser, ohne sich dazu äußern zu wollen, mit wem Gespräche geführt werden. Auch will Dealis die Anlagegrenzprüfung mit in die Dienstleistungspalette aufnehmen. “Insgesamt aber muss man sagen: Wir haben bereits jetzt schon genügend Skaleneffekte gehoben, wir sind nicht auf Gedeih und Verderb auf neue Kunden angewiesen, auch wenn wir nun gerne für Dritte arbeiten würden”, betont der Dealis-Chef.