Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Börsenfeiertag bei deutschem WM-Sieg

Börsen-Zeitung, 10.6.2006 An der Börse spricht man in den nächsten Wochen sicherlich häufig über die Fußball-Weltmeisterschaft. Viele sind der Berichterstattung zwar schon jetzt überdrüssig. Doch kaum einen Frankfurter Banker lässt das Abschneiden...

Börsenfeiertag bei deutschem WM-Sieg

An der Börse spricht man in den nächsten Wochen sicherlich häufig über die Fußball-Weltmeisterschaft. Viele sind der Berichterstattung zwar schon jetzt überdrüssig. Doch kaum einen Frankfurter Banker lässt das Abschneiden der eigenen Nationalelf kalt. Kommen die deutschen Elitekicker trotz aller Negativprognosen und des Wadenproblems von Michael Ballack in das Finale und gewinnen dort sogar die heißersehnte Trophäe, sollte man den Finaltag zum Feiertag erklären, so einige Frankfurter Banker. Doch während ausländische Banker an ihren Nationalfeiertagen alles andere machen als Aktien handeln, hat man in Deutschland selbst am 3. Oktober die Handelssäle geöffnet und Xetra in Betrieb. Für Ausländer ist das kaum zu verstehen. Oder haben Sie vielleicht schon einmal die Amerikaner am 4. Juli oder die Franzosen am 14. Juli, den Nationalfeiertagen der USA oder Frankreichs, an der Börse handeln sehen? Die Diskussion über den Feiertagshandel gibt es in Deutschland bereits seit der Einführung im Juli 1999. Für viele deutsche Banken gilt der Feiertagshandel aufgrund der niedrigen Umsätze als Zuschussgeschäft. Nach einer längeren Ruhe scheint zumindest an den Regionalbörsen die Diskussion über den Sinn wieder in Gang gekommen zu sein. Das Bestreben, so hört man, scheint tatsächlich dahin zu gehen, an nationalen Feiertagen wie dem 3. Oktober den Börsianern freigeben zu wollen. Man darf gespannt sein, welche der Börsen den ersten Schritt in dieser Richtung macht – und welche Wertpapierbörsen dem Vorstoß folgen werden. Die Börse spricht auch über neue Finanzierungsformen. Fehlt den Kommunen Geld, macht Not erfinderisch. So lässt sich die städtische Hofheimer Wohnungsbau GmbH wie einige andere Solarvereine derzeit von Bürgern einen günstigen Kredit geben. Die Hofheimer finanzieren die erste Bürger-Solaranlage im Main-Taunus-Kreis über einen Anteilschein. 63 Bürger haben sich mit mehr als 100 dieser Anteile im Wert von jeweils 500 Euro an der Anlage beteiligt. Sie geben damit der Wohnungsbau-Gesellschaft ein Darlehen mit einer Laufzeit von 20 Jahren, das mit nur 2,8 % verzinst wird. Sicherlich ein sinnvoller Kredit. Angesicht einer Inflationsrate von 2,5 % lohnt sich das Darlehen jedoch nur für einen, so ein Frankfurter Banker: die Stadt Hofheim. Vielleicht macht diese Finanzierungsform ja Schule.