ASSET MANAGEMENT - SERIE: ANLAGESTRATEGIE IM UMBRUCH (13)

CIC findet seine Spielwiese im Energiesektor

Chinas Staatsfonds kehrt Anleihen den Rücken zu - Neuer Anlagehorizont soll schwächere Performance vergessen machen

CIC findet seine Spielwiese im Energiesektor

Chinas Ambitionen, sich Zugang zu Rohstoffen zu sichern, färben auf die Investmentstrategie des noch jungen Staatsfonds China Investment Corporation (CIC) ab. Das globale Portfolio der CIC schichtet von Anleihen und Finanzsektorengagements auf Investments bei Rohstoffförderern, Energieversorgern und Infrastrukturprojekten um und begnügt sich mit äußert langfristigen Performancezielen.Von Norbert Hellmann, SchanghaiEuroland-Anleihen pfui, Euroland-Unternehmensbeteiligungen hui – so in etwa lautet die Devise, wenn es darum geht, Lehren aus der Finanzkrise in der Eurozone auf die Investmentstrategie des chinesischen Sovereign Wealth Fund CIC zu übertragen. Beim jüngsten Peking-Besuch Ende August hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rolle als oberste Krisenmanagerin für die Euro-Währungszone die Nähe zu CIC-Chef Lou Jiwei gesucht und bestätigt bekommen, dass sich die “helfende Hand” China eine klarere Arbeitsteilung verschrieben hat.Während die der Zentralbank angegliederte State Administration of Foreign Exchange (SAFE) als Verwalter der riesigen Fremdwährungsreserven über rund 3,2 Bill. Dollar nach wie vor in Staatsanleihen der Eurozone engagiert, ist die CIC im Zuge einer Neujustierung ihrer Anlagepräferenzen stärker auf ausländische Unternehmensbeteiligungen und Projektengagements, mit Schwerpunkten bei Rohstoffen, Energieversorgung, aber auch High-Tech-Industrie, geeicht. Damit steht ein Rückzug aus Finanzsektorbeteiligungen und Anleihemarktengagements an. So weist der Jahresbericht 2011 denn auch eine erhebliche Reduzierung des Anteils handelbarer Aktien am gesamten globalen Portefeuille der CIC von 48 % zum Jahresende 2010 auf nunmehr 25 % aus. Demgegenüber ist der Anteil von alternativen Anlagen bei nichtgelisteten Unternehmen, Private-Equity-Vehikeln und Hedgefonds auf 43 % des Portfolios geklettert.Zu diesem anlagestrategischen Muster passen wohl auch von der CIC freilich nicht kommentierte Berichte, dass sich der Staatsfonds von seinem auf 3 % veranschlagten direkten Engagement am weltgrößten Asset Manager BlackRock getrennt hat. Gleichzeitig aber arbeiten CIC und BlackRock am Aufbau eines gemeinsamen Fondsvehikels für Private-Equity-Engagements und alternative Investments im chinesischen Markt, das Anfang kommenden Jahres stehen soll. Fette Beute bei RohstoffenDie letzten größeren, bekannt gewordenen Zukäufe der CIC zeigen auf, wohin die Reise geht. Dazu gehören Engagements beim französischen Versorger GDF Suez, wobei CIC ein Anteil von 30 % an den Öl- und Gasförderungsaktivitäten von Suez im asiatisch-pazifischen Raum übernimmt, beim kanadischen Ölförderer Sunshine Oilsands, dem britischen Wasserversorger Thames Water, dem südafrikanischen Minenkonzern Shanduka Group, einem karibischen Flüssiggas-Unternehmen namens Atlantic LNG Company und der russischen Polyus Gold.Neuen Spielraum für einen forcierten Auftritt in diesen Bereichen erhielt die CIC durch einen Ende 2011 erfolgen Einschuss in Höhe von 30 Mrd. Dollar aus dem chinesischen Fremdwährungsreserventopf, der auch die ursprüngliche Dotierung des CIC-Kapitals mit 200 Mrd. Dollar im Jahre 2007 ermöglicht hatte.Während das Gros der chinesischen Devisenreserven routinemäßig überwiegend in hochliquide Staatsanleihen und vergleichbare Schuldtitel bester Bonität angelegt wird, soll die CIC mit ihrem globalen Portfolio laut Auftrag eine höhere Risiko-Rendite-Kombination anstreben. In der Anfangsphase der CIC setzte ein noch relativ unerfahrenes Investmentteam zunächst einen Schwerpunkt bei US-Aktien und hoffte auf schnelle Returns, um dann allerdings mit großen Engagements bei Morgan Stanley und Bank of America in der Finanzkrise schlechte Erfahrungen zu machen. Nun soll die langfristiger ausgelegte Anlagestrategie den Druck zum Ausweis einer positiven jahresbezogenen Renditeerwartung mildern.Lou jedenfalls steckt einen von fünf auf zehn Jahre verlängerten Investmenthorizont ab, im Rahmen dessen die CIC ihre Performanceziele verfolgt. Dies steht im Einklang mit einem Revirement des Portfolios weg von börsennotierten Titeln und hin zu alternativen Investments beziehungsweise Projektfinanzierungen mit Schwerpunkten im Energie-, Rohstoff- und Infrastrukturbereich. Damit will sich die CIC von kurzfristigen Marktausschlägen stärker isolieren und dabei auf weniger riskante Aktiva setzen, skizziert der Vizepräsident und Chief Risk Officer der CIC, Wang Jianxi.In der Tat konnte die CIC im einjährigen Anlagerückblick zuletzt nicht glänzen und weist für ihr, zu Ende 2011 mit einem Umfang von 147 Mrd. Dollar ausgewiesenes globales Portfolios einen negativen Return on Investment aus. Davor konnten die international angelegten Assets in den Jahren 2009 und 2010 eine strammere Rendite von jeweils 11,7 % verbuchen. GeduldsspielDie zuletzt schlechte CIC-Performance liegt zum Teil an Marktwidrigkeiten des vergangenen Jahres, einer schwachen globalen Konjunktur und der Belastung durch die Euro-Schuldenkrise und der Fukushima-Katastrophe, ist dem Jahresbericht zu nehmen. Im spezifischen Anlagekontext des Fonds sollen aber auch starke Marktfluktuationen bei Energiefirmen, an denen die CIC beteiligt ist, eine Rolle gespielt haben. Hinzu kommt, dass die neu losgetretenen Private-Equity-Engagements noch in einer Frühphase stecken, die keine Erträge erwarten lässt.Analysten sprechen in diesem Zusammenhang gerne von der Hockeyschlägerkurve, an deren langem Ende die Dinge nach oben zeigen. So gesehen dürfte es für die weitere Ausrichtung des Fonds kaum eine Rolle spielen, wie sich etwa die Performance im laufenden Jahr darstellt. Entscheidender ist die annualisierte Langfristperformance des globalen Portfolios, das sich nach den ersten vier Jahren mit 3,8 % darstellt. Dies ist für einen Langfristinvestor eine wohl noch vertretbare Rendite, die mit Blick auf die Ambitionen des CIC, sich vom Return einer konservativen Finanzanlage abzuheben, allerdings sicherlich noch Raum nach oben hat.—-Zuletzt erschienen:- “Munich Re kalkuliert auch Worst Case ein” (11.9.)