Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Der Löwe brüllt noch einmal

Börsen-Zeitung, 2.4.2005 Ein Thema an der Börse ist Lion Bioscience. Das IT-Unternehmen mit Schwerpunkt in der Bio-Informatik hat seit dem Börsengang im Juli 2000 vor allem durch starke Ankündigungen und schwache Leistungen von sich reden gemacht. ...

Der Löwe brüllt noch einmal

Ein Thema an der Börse ist Lion Bioscience. Das IT-Unternehmen mit Schwerpunkt in der Bio-Informatik hat seit dem Börsengang im Juli 2000 vor allem durch starke Ankündigungen und schwache Leistungen von sich reden gemacht. Von dem Emissionserlös von 230 Mill. Euro sind derzeit nur noch rund 20 Mill. Euro verfügbar. Vorstand und Gründer Friedrich von Bohlen, ein smarter Jungmanager, enttäuschte Anleger und Aktionäre lange und trat dann endlich im Dezember 2003 als Vorstand von Lion ab. Auf der jüngsten Hauptversammlung jedoch war Bohlen omnipräsent, als es darum ging, das Unternehmen zum x-ten Mal neu auszurichten. Das eigentlich Sinnvolle, nämlich die Liquidation samt Ausschüttung der verbliebenen Mittel an die Aktionäre, wurde auch auf dieser HV nicht beschlossen. Nun wird weitergewurstelt, ein Übernahmeangebot soll auf dem Tisch liegen, erfuhren die Aktionäre per Ad-hoc-Mitteilung. Am Markt wird nun heiß diskutiert, wie viel der angeschossene Löwe wirklich wert ist. Der Kurs von 1,13 Euro steht für gerade einmal 22 Mill. Euro Börsenwert. Genügend Masse für eine Liquidation? Vielleicht. Vielleicht auch nicht, denn hinter vorgehaltener Hand wird im Markt gemunkelt, dass noch einige Altlasten in Form von Verträgen in Lion Bioscience schlummern und der wahre Liquidationswert deutlich unter dem derzeitigen Börsenkurs läge. Einzig der stille Aktienaufkäufer von Bohlen sei für die hohen Kurse verantwortlich.Das Neuemissionsgeschäft für Aktien hat 2005 gut angefangen. Vier Börsennovizen schafften einen sauberen Start. Plötzlich tauchen viele interessierte und eigenkapitalgierige Unternehmen vor den Toren der Frankfurter Wertpapierbörse auf und sollen – so heißt es von Banken und Beratern – Einlass begehren. Nun ja, seit Conergy gab es keine neuen Fakten mehr, lediglich Gerüchte. Eins war der bevorstehende Börsengang der Ruhrgas AG. Eigentümer und Vorstände des Energieriesen seien auf gutem Wege, die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen Börsengang zu schaffen. In der Zukunft sicherlich möglich, kurzfristig jedoch unwahrscheinlich, hieß es in Düsseldorf allerdings besänftigend. Umweg zu RuhrgasWer nicht ewig auf die Ruhrgas warten will, bemächtigt sich einiger Stücke von Kromschröder. Die wenig gehandelten Titel gehören zu 87 % über die Elster Mess- und Regeltechnik zur Ruhrgas und dürften im Rahmen der Ruhrgas-IPO-Vorbereitungen sicherlich im Wege des Squeeze-out das Parkett verlassen. Im Vorgriff darauf kletterte das Papier binnen Jahresfrist von 14 bis auf 22 Euro. Passenderweise kennen selbst Investmentbanker großer Frankfurter Institute den Nebenwert. Warum wohl?