Asset Management - Gespräch mit Robert Schlichting, Schroders

"Deutschland ist ein alternder Markt"

Der Leiter des deutschen Geschäfts mit Institutionellen über einen schrumpfenden Kuchen

"Deutschland ist ein alternder Markt"

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Die demografische Entwicklung ist für die Asset-Management-Branche in Deutschland eine große Herausforderung. Dieser Ansicht ist Robert Schlichting, Leiter des institutionellen Geschäfts von Schroders in Deutschland und Österreich. “Deutschland ist ein alternder Markt”, sagte Schlichting in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Fondsgesellschaften müssten sich darauf einstellen, dass das verwaltete Vermögen hierzulande tendenziell künftig abnehme.Durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft würden absehbar wichtige institutionelle Kunden wie Versicherer, Pensionsfonds und Versorgungswerke immer mehr zu Auszahlern statt zu Kapitaleinsammelstellen, zeigte sich Schlichting überzeugt. “Der Kuchen, um den es für uns Anbieter in Zukunft geht, wird deutlich kleiner.” In anderen Ländern wie den Niederlanden habe die Branche auf die absehbare Entwicklung bereits reagiert und das Asset Management von der Wertschöpfungskette her erweitert und auf das sogenannte Fiduciary Management umgeschwenkt. Diesen Rundum-Service um das Thema treuhänderische Verwaltung des Pensionsvermögens – neben Asset Management gehört dazu etwa auch das Risikomanagement – bieten in Deutschland bislang nur die Deutsche-Bank-Tochter DB Advisors, der Allianz-Vermögensverwalter Allianz Global Investors und Goldman Sachs an.Das Konzept habe sich aber in Deutschland bislang noch nicht durchsetzen können, meint Schlichting. Sein eigenes Haus sieht er aber nicht als künftigen Anbieter von Fiduciary Management. “Wir fokussieren uns klar auf das Asset Management – und hier besonders auf Multi-Asset-Portfolios – und bieten keine steuer-, arbeits- oder handelsrechtliche Beratung an.”Im Multi-Asset-Management sieht Schlichting ein steigendes Interesse der Anleger. “Durch die zunehmende Unsicherheit an den Märkten werden verstärkt Konzepte nachgefragt, die auf verschiedene Anlageformen und Manager setzen.” Weg von der BenchmarkDes Weiteren glaubt Schlichting an eine zunehmende Abkehr der Branche von der Benchmark-Orientierung, also an Marktindizes. Insbesondere Großanleger interessierten sich für Absolute-Return-Produkte. Diese versprechen zu jeder Zeit, auch in sinkenden Märkten, Wertzuwächse. Zwar hätten diese Konzepte “in der Vergangenheit ihre gigantischen Versprechungen nicht gehalten”, räumte Schlichting ein. Aber er glaubt, dass die Anbieter durch die Finanzkrise gelernt haben und nun realistischere Prognosen für ihre Produkte abgeben. Vor allem Versicherer wollten durch die zunehmende Regulierung keine Benchmark-Orientierung mehr, vor dem Hintergrund ihrer festen Leistungszusagen seien diese nun viel risikoaverser eingestellt. Schlichting sieht insbesondere bei den Versicherern die Asset-Management-Branche unter Zugzwang: “Auf die künftig höhere Eigenkapitalunterlegung bei einigen Assets durch die Kapitalrichtlinie Solvency II hat die Fondsbranche noch keine Antwort gefunden.”Die Absolute-Return-Produkte von Schroders hätten ihre Versprechen auch auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 gehalten, hob der 40-Jährige hervor. So hätten der “Opus Commodity Alpha” und der “Emerging Market Debt Absolute Return” die Ziele von 8 bis 10 % Plus auch in diesen schwierigen Zeiten erreicht. Prinzipiell bietet Schroders seinen Kunden weltweit den Zugang zu vielen Anlageklassen: Aktien, Anleihen, Immobilien, strukturierte Produkte und Multi-Manager-Lösungen. Das verwaltete Vermögen betrug Ende September 2010 knapp 210 Mrd. Euro.”Das institutionelle Geschäft von Schroders in Deutschland ist allerdings stark auf Immobilien und Renten ausgerichtet”, sagte Schlichting. Er arbeitet seit 2007 für den Londoner Vermögensverwalter in Frankfurt. Frühere Stationen waren Blackrock, Merrill Lynch, J.P. Morgan und DBV Winterthur. In Deutschland summieren sich die Assets von Schroders auf 8 Mrd. Euro, davon entfällt die Hälfte auf das Geschäft mit institutionellen Investoren (siehe Grafik). Seinen Kunden bietet Schroders in Deutschland 100 Fonds an.