Kapitalanlage - Die Börse spricht ...

Dicke Luft in Frankfurt-Hausen

Börsen-Zeitung, 8.12.2007 Die Börse spricht über die Deutsche Börse. Das von ihrer Führung vorgelegte Effizienzprogramm sorgt für dicke Luft in der Firmenzentrale im Frankfurter Stadtteil Hausen. Der Betriebsrat läuft gegen die geplanten...

Dicke Luft in Frankfurt-Hausen

Die Börse spricht über die Deutsche Börse. Das von ihrer Führung vorgelegte Effizienzprogramm sorgt für dicke Luft in der Firmenzentrale im Frankfurter Stadtteil Hausen. Der Betriebsrat läuft gegen die geplanten Einsparungen, die auch Personalmaßnahmen vorsehen, Sturm. Nach dem Motto: “Wehret den Anfängen”, wird die Belegschaft gewarnt, dass das Programm noch nicht das letzte Wort sein könnte, und zum Widerstand aufgerufen. Gleichzeitig weigert er sich, auf Basis des Programms mit der Unternehmensführung zu verhandeln. Um den Druck zu erhöhen, hat er darüber hinaus angekündigt, bis auf weiteres keine Neueinstellungen durchzuwinken.Die Arbeitnehmervertretung hat kein Verständnis dafür, dass ein so profitables Unternehmen Personalmaßnahmen ergreift. Verstärkt wird dies durch das Gefühl, dass die Maßnahmen vermeintlich nur dazu dienen, den Spielraum für die Auskehrungen an die Hedgefonds zu erhöhen. In der Finanzszene wundert man sich dennoch über das Vorgehen des Betriebsrats. Denn es ist durchaus ungewöhnlich – und möglicherweise wird es sich in der gegenwärtigen Form auch nicht durchhalten lassen. So wird hinterfragt, ob ein Betriebsrat wirklich befugt ist, einem Unternehmen das Recht abzusprechen, auch in guten Zeiten den Gürtel enger zu schnallen. Bei der Deutschen Börse könne es durchaus als angeraten erscheinen, sich beispielsweise auf drohenden Wettbewerb durch alternative Handelsplattformen, der die Margen drücken könnte, vorzubereiten.Juristen verweisen überdies auf das Betriebsverfassungsgesetz. Der Betriebsrat könne nicht einfach alle Bereiche eines Unternehmens in Bezug auf Neueinstellungen blockieren, insbesondere dann nicht, wenn es sich um Bereiche handele, die von angekündigten Personalmaßnahmen der Gesellschaft gar nicht betroffen seien. Der Aufruf an Mitarbeiter, sich gegen das Effizienzprogramm zu wenden, könne außerdem unter dem Aspekt des gebotenen Wohlverhaltens problematisch sein. Insider berichten, dass zudem von einem Aufstand der Belegschaft nichts zu sehen sei. Im Gegenteil: Kürzlich fand im Radisson ein Mitarbeiterfest statt. Bei diesem Fest hielt der Vorstandsvorsitzende, Reto Francioni, vor fast 1 000 Mitarbeitern eine Ansprache, die mehrfach mit Beifall quittiert wurde. Auf seine Ausführungen zum Effizienzprogramm folgten keinerlei negative Reaktionen.