Anlageprodukte

Die große Flucht ins Gold

Panikartige Käufe von Münzen und Barren - Edelmetall-ETF verzeichnen massive Zuflüsse

Die große Flucht ins Gold

Von Armin Schmitz, FrankfurtGriechenlandkrise, Euroschwäche und das gigantische Rettungspaket der europäischen Staaten haben eine Flucht der Anleger in Sachwerte ausgelöst. Während an den Kunstmärkten dank der betuchten Sammler im oberen Preissegment neue Rekordzuschläge gefeiert werden, stürzen sich viele deutsche und Schweizer Privatanleger auf Gold. Die Feinunzennotierung erreichte Mitte Mai dieses Jahres mit 1 249 Dollar den höchsten jemals erreichten Kurs. Auch in Euro wurden Preise von mehr als 1 000 Euro pro Unze erzielt.Händler berichten über panikartige Käufe von Münzen und kleinen Barren. Große Anbieter wie Pro Aurum haben ihren Onlineshop seit mehreren Tagen geschlossen, weil keine kleine Barreneinheiten mehr lieferbar sind. Edelmetallspezialisten wie Heraeus kommen mit der Produktion kleiner Barreneinheiten nicht mehr nach, sodass Lieferprobleme entstehen (siehe Interview).Viele Investoren kauften das Edelmetall über Exchange Traded Funds (ETF). Die physisch hinterlegten Gold-ETF verzeichneten nach Angaben der Commerzbank im Mai Mittelzuflüsse in Höhe von rund 6 Mrd. Dollar gegenüber 1,7 Mrd. Dollar im Zeitraum Januar bis April. Die Möglichkeit, sich Gold ausliefern zu lassen, ist für die Anleger attraktiv. Der Edelmetallbestand des SPDR Gold Trust, des weltweit größten Gold-ETF, ist allein in der vergangenen Woche um 40 Tonnen auf zuletzt 1 268 Tonnen angestiegen, was ein neues Rekordniveau bedeutet.Auch die Nachfrage der Schmuckindustrie habe wieder deutlich angezogen, berichtete die Commerzbank. So seien in Indien, dem mit Abstand wichtigsten Absatzland für Goldschmuck, im April 34,2 Tonnen Gold importiert worden. Das seien rund 70 % mehr als im Vorjahresmonat gewesen.An der Deutschen Börse ist Xetra Gold der Deutsche Börse Commodities (DE000A0S9GB0) mit einem Umsatzanteil von 60 % das beliebteste Goldprodukt. Jeder Anteil verbrieft einen Lieferanspruch auf 1 Gramm des Edelmetalls. Es handelt sich um eine Nullkuponanleihe, bei der das Anlegerkapital mit Gold hinterlegt wird. ETF mit Goldhinterlegung können in Deutschland aus regulatorischen Gründen nicht aufgelegt werden. Obwohl sie hierzulande nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind, verzeichnen Schweizer Gold-ETF dank ihres Status als Sondervermögen eine rege Nachfrage. Gemessen an den Assets under Management sind die von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) angebotenen Edelmetallprodukte in Schweizer Franken, Euro und Dollar (CH0024391002, CH0103326762, CH0047533549) die größten Produkte in Europa. Die ZKB verwaltete Ende Mai einen Goldbestand von 75 Mill. Unzen Gold im Wert von 9,7 Mrd. Schweizer Franken (umgerechnet 6,8 Mrd. Euro). Es handelt sich um Anlagefonds schweizerischen Rechts. Die Anleger können sich bei einigen Produkten das physische Edelmetall ausliefern lassen (siehe Tabelle). Die Fonds dürfen keine Zusatzerträge aus Verleih- oder Optionsgeschäften generieren. Wie die ZKB bieten auch Julius Bär, Credit Suisse und die UBS Gold-ETF mit physisch hinterlegtem Edelmetall an. Diese sind in Deutschland ebenfalls nicht zum Vertrieb zugelassen. Investoren haben aber trotzdem die Möglichkeit, sie an der Börse in Zürich zu handeln. Anleger sollten wie bei allen Produkten aber die Usancen der ETF mit den entsprechenden Mindestauslieferungsgrößen beachten.